Einmal zum Siljan und zurück

Oschersleben - Rostock -Trelleborg - Öland - Stockholm - Tällberg - Arvika - Malö - Mölle - Trelleborg - Rostock - Oschersleben 

Nach unserer Norwegen-Tour haben wir uns während der Rückfahrt entlang der westschwedischen Küste vorgenommen, irgendwann auch mal Schweden zu bereisen. Schon ein halbes Jahr vorher besorgten wir uns einschlägige Fachliteratur (u.a. Velbinger) und gutes Kartenmaterial. Da wir unsere Tour in Südschweden beginnen und dann nach Norden mit einem Abstecher auf Schwedens Sonneninsel Öland bis zum Siljan weiter fahren wollten, zogen wir die Fährverbindungen zwischen Rostock und Trelleborg der Fahrt über die Öresundbrücke nach Malmö vor. Schließlich entschieden wir uns für eine Fähre der TT-Line, die zweimal täglich zwischen Rostock und Trelleborg verkehrt. Bereits im Mai haben wir die Reservierung vorgenommen und schon drei Wochen später wurden uns die Tickets (Camper-Tarif: die Hin- und Rückfahrt für 268 Euro bei nur 9,50 Meter Gespannlänge) zugeschickt.

 

Zwischenstopp in Neustadt-Glewe

 

Freitag, 24. Juni – 1. Tag

Nachdem die Muddi noch bis 11 Uhr arbeiten muss, verlassen wir eine halbe Stunde später Oschersleben und fahren bei durchwachsenem Wetter über Magdeburg, Stendal mit einer Pause an der B 189 zwischen Osterburg und Wittenberge zunächst bis Neustadt-Glewe (15 km vor Schwerin). Nicht nur unterwegs werden wir von so manchem Regenschauer überrascht, auch bei der Ankunft auf dem Campingplatz „In der Lewitz“ bei Neustadt-Glewe schüttet es wie aus Kannen. Bezahlt wird im voraus, 7 Euro für den Stellplatz und 3,90 Euro pro Person. Gesamt also 16,90 Euro. Gegen 16 Uhr haben wir unseren kleinen TEC auf dem bescheiden ausgestatteten Platz in Stellung gebracht. Ein Rundgang auf dem Platz erinnert uns nicht im geringsten an unseren Urlaub mit den Kindern vor 25 Jahren, als Petra im Jahr 1986 von ihrer Apotheke einen Ferienplatz in einem Wohnwagen „Bastei“ zugewiesen bekam. Die sanitären Anlagen Platzes  erfüllen zwar nicht heutige Ansprüche, sind aber sauber. Unseren ersten Urlaubsabend begießen wir mit einer Flasche trockenen Weißwein vom Feinkost-Albrecht.

 

 

Zu Gast bei Schwester und Schwager

 

Sonnabend, 25. Juni – 2. Tag

 Bei wolkenbedecktem Himmel, von dem hin und wieder zaghaft die Sonne durchzukommen versucht, aber noch recht kühlen Temperaturen, frühstücken wir vor dem Wohnwagen. Die Weiterfahrt erfolgt, nach kurzem Zwischenstopp am Lidl von Neustadt-Glewe, über die Autobahn A 14 bis Wismar und dann weiter über die B 105 und zuletzt auf kleinen Landstraßen bis kurz hinter Rerik zum CP Ostseeblick am Meschendorfer Weg. Auf diesem äußerst komfortabel ausgestatteten Campingplatz im oberen Preissegment verbringen Schwester und Schwager wie bereits in ihren Stader Jahren auch in diesem Jahr erholsame Tage unmittelbar am Steilufer. Die beiden, inzwischen über achtzigjährigen Camper wollen trotz gesundheitlicher Einschränkungen so lange wie möglich am Campen festhalten und haben uns zu sich auf „ihren“ Platz eingeladen, der justament an diesem Tag sein zwanzigjähriges Jubiläum feiert und aus diesem Grund mit Musik, Freibier und Line-Dance auf der kleinen Bühne des Platzes für Festtagsstimmung sorgt.

 

 

Suppe, Bockwurst und Erdbeeren

 

Wir bauen unseren Wohnwagen in unmittelbarer Nachbarschaft von Schwester und Schwager auf und nehmen die Hilfe einiger Mitcamper beim Einrangieren auf dem etwas unebenen Stellplatz gern an. Ebenso gern an nehmen wir auch die Einladung von Schwester und Schwager zum Mittagessen vor ihrem Wohnwagen zu Bohnensuppe mit Bockwurst sowie leckereren Erdbeeren. Ebenso die Einladung zu Stachelbeertorte bzw. Schwarzwälder Kirsch, Kaffee und üppigem Eisbechern nach dem Mittagsschläfchen am Basdorfer Leuchtturm an. Auf dem Rückweg machen wir einen kleinen Schlenker zum Kagsdorfer Ufer. Eine ohne Zweifel kostengünstige Empfehlung für Camper mit etwas schmalerem Budget unmittelbar an der Ostsee. Am Abend laden wir unsere Gastgeber zu uns zum Grillen ein. Während sich die beiden beizeiten zur Ruhe begeben, spielen wir noch ein paar Runden Skipbo und genehmigen uns noch einen leichten Rosé aus unserem Bordweinkeller.

 

 

Erfahrungsaustausch in Rostock

 

Sonntag, 26. Juni – 3. Tag

Zu viert beginnen wir den Tag mit einem ausgiebigen Spätstück in unserem Vorzelt. Danach nehmen wir den Campingplatz etwas genauer unter die Lupe und stellen fest, dass es hier an nichts zu fehlen scheint. Der Platz hat in den letzten zwanzig Jahren eine beachtliche Entwicklung gemacht. Alles ist tippitoppi – das Tüpfelchen auf dem i ist ohne Zweifel das nagelneue Sanitärgebäude mit einer liebevoll gestalteten Dusch- und Badelandschaft für Kinder und den sonstigsten Standards, wie Spülküche, Waschmaschinen und Trockenschleudern usw., die zu den Annehmlichkeiten eines Platzes in dieser Kategorie zählen. Nach dem Platzrundgang nehmen wir den Weg vom Steilufer hinunter zur Ostsee und in derselben nach vielen Jahren ein Bad, bei dem die gefühlte Temperatur um die 15 Grad liegen könnte. Erst am Nachmittag brechen wir unsere Zelte auf diesem empfehlenswerten Platz ab. Erika begleitet unsere Ausfahrt bis zur Schranke und winkt uns noch für kurze Zeit nach. Dank den beiden für diese schöne Zeit an diesem schönen Ort. Auf kleinen Landstraßen fahren wir zunächst in Küstennähe in Richtung Rostock und erreichen nach einem Tankstop in Bad Doberan die Bundesstraße 105, auf der wir auf bekannten Wegen nach Rostock weiterfahren und am späten Nachmittag vor dem Raudszus-Haus „Senior & Junior“ im Dierkower Hermann-von-Kleist-Weg einparken. Bei unserem Neffen Matthias und Familie verbringen wir einen gemütlichem und für uns Schweden-Neulinge sehr informativen Abend bei gutem Essen und ebenso gutem Wein. Da Matthias und Suse mit ihren Kindern schon über ein dutzend Mal in Schweden waren, haben sie so manchen guten Tipp für uns.

 

 

Mit Tom Sawyer über die Ostsee

 

Montag, 27. Juni – 4. Tag

Nach kleinem Frühstück im Wohnwagen fahren wir am frühen Morgen die paar Kilometer von Dierkow bis zum Überseehafen und stehen pünktlich um 7 Uhr vor dem Fährterminal der TT-Line. Kurze Zeit später rollen wir auf die „Tom Sawyer“, dem Fährschiff, dass uns in sechs Stunden bei absolut wolkenfreiem Himmel hinüber nach Trelleborg bringt. Unmittelbar nach dem Ablegen rufen wir Dietmar in Gunsleben an, der heute seinen 75. Geburtstag feiert. Die Zeit an Bord verbringen wir hauptsächlich auf dem Außendeck, wo man sich auf recht unbequemen Plastestühlen die Sonne auf den Bauch scheinen lassen kann. Kein Vergleich mit der luxuriösen Überfahrt mit der Color Line vom dänischen Hirtshals zum norwegischen Kristiansand vor sieben Jahren, wo auf dem Sonnendeck recht komfortable Liegestühle für die Passagiere bereitstanden.

 

Land in Sicht

 

„Land in Sicht“, heißt es dann kurz nach zwölf Uhr, als am Horizont das schwedische Festland auftaucht. Dennoch dauert es noch gut eineinhalb Stunden, bevor wir im Hafen von Trelleborg festmachen und von Bord rollen können. Wir durchfahren recht gemütlich die Provinz Skane (Schonen) und checken gegen 17 Uhr auf dem Campingplatz Älmhult am Möckernsjön ein. Unmittelbar an dessen Ufer bauen wir auf einer Halbinsel auf und können uns, dank unserer 50-Meter-Kabel-Trommel, sogar noch mit Strom versorgen. Unser erstes Bad im Möckernsjön wird uns allerdings nicht in angenehmer Erinnerung bleiben, was der Tatsache geschuldet ist, dass zum einen das Ufer vor unserem Stellplatz sehr steinig ist und zum anderen das Wasser unappetitlich braun gefärbt ist. Unser Abendprogramm gestalten wir mit ein paar Runden Skipbo und erleben bei einem Glas Rosé einen phantastischen Sonnenuntergang.

 

 

Radtour nach Älmhult

Dienstag, 28. Juni – 5. Tag

 Zum super Stellplatz hat sich heute morgen auch noch super Wetter eingestellt, so dass wir vor unserem Vorzelt lange und ausgiebig frühstücken. Danach machen wir es uns in unseren Liegestühlen bequem und genießen diesen Sonnentag. Am Nachmittag radeln wir in die Stadt und lassen uns auf einem schattigen Plätzchen vor dem Denkmal des großen Sohnes dieser Stadt, Carl von Linné, ein Riesenportion Eis (Glass) schmecken. Auf dem Rückweg kaufen wir noch ein paar Kleinigkeiten in „Willys“ Supermarkt ein. Das Abendprogramm ähnelt neben dem Schreiben einiger Ansichtskarten im großen und ganzen dem gestrigen: Skipbo, Rosé und Sonnenuntergang.

 

 

Weiter ins Glasreich 

Mittwoch, 29. Juni – 6. Tag

 Wir stehen bereits gegen 8 Uhr auf und beginnen sofort nach dem wie immer ausgiebigen Frühstück mit dem Abbau. Das Packen geht uns recht flott von der Hand, so dass wir schon kurz nach 10 Uhr auschecken. Rückblickend können wir sagen, dass wir mit dem Campingplatz am Möckelnsjön und vor allem mit dem Stellplatz direkt an dessen Ufer sehr zufrieden waren. (450 Kronen für zwei Tage mit Strom). Vielleicht ist unsere Frage, „wer weiß, ob wir einen so schönen Platz noch einmal bekommen?“ gar nicht so unberechtigt. Dann düsen wir ab, zunächst längsseits des 40 km langen Möckelnsjön in Richtung Vaxjö und dann weiter in  nordöstlicher Richtung hinein ins sogenannte Glasreich. Kurz vor Kosta stoppen wir bereits an der ersten Glashütte. Petra macht einen halbstündigen Rundgang durch den Touristen-Shop, in dem Glasprodukte  vom Kitsch bis zu wahren Kunstwerken zu angeblich unschlagbar günstigen Preisen in Hülle und Fülle angeboten werden.

Dann geht’s weiter nach Kosta, dem eigentlichen Zentrum des Glasreiches und was es hier in Sachen Glas alles zu besichtigen gibt, ist an einem Tag gar nicht zu schaffen. Zu einer geführten Besichtigungstour durch eine original schwedische „Hytta“ steht uns bei dem herrlichen Sommerwetter nicht der Sinn. So bleibt es bei einem Streifzug durch zwei der großen Glas-Geschäfte, (zwei natürlich gläserne Mitbringsel für Marie und Robin) bevor wir gegen 14 Uhr unsere Reise in Richtung Kalmar, bzw. Öland fortsetzen.

 

 

Schrecksekunde vor der Weiterfahrt

 

Auch Schweden Sonneninsel begrüßt uns mit Sonne satt. Einen ersten Stopp auf der Insel legen wir beim Touristbüro unmittelbar hinter der etwa sechs kilometerlangen Brücke ein, die Öland mit dem Festland verbindet, um uns nach günstigen Campingplätzen zu erkundigen. Leider Fehlanzeige, denn auch hier ist der aktuelle Katalog mit den freien Campingplätzen nicht zu bekommen, so dass wir auf den aktuellen Katalog „camping.se“ angewiesen sind. Dann eine Schrecksekunde vor der Weiterfahrt als Petra beim Aussteigen aus dem Wohnwagen so unglücklich umknickt, dass Schlimmstes befürchtet werden muss. Entwarnung nach einer halben Stunde, es scheint bei einer Bänderdehnung zu bleiben. Auf der Suche nach einem Campingplatz fahren wir zunächst auf den Südteil der Insel, sind aber vom lt. Katalog naturbelassenen Stenåsabadets Camping direkt an der Ostsee etwas enttäuscht, weil es vom Ufer her gewaltig nach vermodertem Seetang stinkt. Wir fahren in nördliche Richtung zurück und checken im Haga-Park, ein paar Kilometer vor der Brücke nach Kalmar ein. Ein Stellplatz in dritter bis vierter Reihe zum Strand ist schnell gefunden. Ebenso schnell ging der Aufbau des Vorzeltes vonstatten.

Vor dem Abendbrot baden wir im hier nicht allzu tiefen Kalmar Sund. Das Abendbrot ist wohl mehr für Petra als für mich ein Highlight: Nudeln mit Käsesoße! Kein Kommentar! Abends sitzen wir bei schönstem Wetter noch ein paar Stunden vor dem Vorzelt und spielen wie üblich Skipbo. Bei den heutigen drei Partien war Petra leider nur zweiter Sieger. Gesamtstand 7:3 für den Reiseleiter.......

 

 

Erkundungstour auf Öland

 Donnerstag, 30. Juni – 7. Tag

Aufgestanden wurde heute erst gegen 9 Uhr. Draußen meinte es die Sonne wieder gut mit uns. Wir frühstücken zunächst ausgiebig wie gewohnt und hauen uns danach für eineinhalb Stunden in die Sonne. Das Mittagessen lassen wir mit gutem Gewissen ausfallen, weil am Abend Grillen auf dem Programm steht. Am frühen Nachmittag begeben wir uns mit dem Auto auf Erkundungstour der Insel. Zunächst in südlicher Richtung, wo uns Navi-Anke eine Tanke ausfindig gemacht hat. Tanken ist auch in Schweden ein teures Hobby . Für umgerechnet 68 Euro schluckt unser kleiner Schwarzer und bringt uns danach in nördliche Richtung nach Borgholm, dem Hauptort der Insel. Ein gediegenes Städtchen mit 3000 Einwohnern, dass auch Klein Monte Carlo  genannt wird. Wir bummeln durch die Stadt und versuchen erste Hungergefühle mit dem Gedanken an das abendliche Grillen zunichte zu machen. Hinter der Kirche (Kyrka) entdecken wir ein anheimelndes Café, wo wir uns draußen im Garten Apfelkuchen mit Vanillesoße und einen Pott Kaffee schmecken lassen.

 

 

Auf dem Trödelmarkt

 

Zufrieden und gut gelaunt setzten wir unsere Erkundungstour in Richtung Norden fort, machen aber nach etwa 40 km kehrt, um an der östlichen Seite auf kleinen Landstraßen durch ebenso kleine Dörfer wieder gen Campingplatz zu cruisen. Ohne Zweifel ist die Fahrt weit ab von der belebten Hauptstraße ein Erlebnis. Nach einem Zwischenstopp im Fischerdorf Kårehamn entdecken wir zufällig an der reichlich mit Windmühlen bestückten Landstraße einen riesigen Trödelmarkt (schwedisch Loppi), wo Petra auch sofort fündig wird und einen Blumenübertopf für unsere Bordausrüstung ersteht, während ich mir eine CD von Tom Jones aus dem Trödel suche. Einige Kilometer weiter kaufen wir noch 1 Kilo Erdbeeren und ein Bund frische Zwiebeln am Wegesrand und sind kurz nach 19 Uhr wieder „daheim“. Schnell ist der Grill angeschmissen und kurze Zeit später lassen wir uns ein paar leckere Puten- und Nackensteaks schmecken. Da wir morgen früh wegen dem Morgentau in Meeresnähe kein nasses Vorzelt abbauen wollen, machen wir uns bereits nach dem Abendbrot an den Abbau desselben, Danach war wieder einmal Duschen und die übliche Skipbo-Runde angesagt.

 

 

Kaffeepause am Stavsjön

Freitag, 1. Juli – 8. Tag

Weil wir das Vorzelt bereits gestern Abend abgebaut haben, dauert das Packen nach dem Frühstück nicht lange. Gegen 10 Uhr checken wir aus und zahlen 550 Kronen für zwei Tage mit Strom. Dann begeben wir uns auf eine der längsten Etappen unserer Reise. Immerhin sind es über 400 Kilometer von Kalmar bis vor die Tore Stockholms, wo wir uns den Campingplatz Mariefred am Mälaren als Tagesziel ausgesucht haben. Zunächst gleiten wir recht gemütlich auf der gut ausgebauten E 22 dahin. Dass wir dabei etwa eine halbe Stunde im Schritttempo hinter einem rasenmähenden Fahrzeug fahren müssen, bringt uns nicht aus der Ruhe. Wir lassen Oskarsham und Västervik rechts liegen, bevor uns das Navi wegen der angeblich aktuellen Verkehrssituation kurz hinter Gamleby von der E 22 runterholt und auf der beschaulichen Reichsstraße 35 über Atvidaberg, Linköping und dann auf der gut besuchten Autobahn E 4 in Richtung Norr- und Nyköping weiterleitet.

Nach einer Kaffeepause auf einem Rastplatz am Stavsjön kehren wir nicht mehr auf die langweilige Autobahn zurück und legen die restlichen 100 km über Nyköping mit einem Tankstopp in dem kleinen Ort Jönaker auf kleinen Landstraßen zurück. In Nyköping bewährt sich einmal mehr unser extra für diese Tour erstandenes Navigationsgerät (Navigon). Fräulein Anke behielt sowohl bei der Fahrt durch den Berufsverkehr als auch beim Suchen nach dem Reichsweg 323, der uns nach Mariefred bringen soll die Übersicht.

 

 

Gegenüber grüßt Schloss Gripsholm

 

Gegen 18 Uhr erreichen wir unser Tagesziel Mariefred und checken auf dem gleichnamigen Campingplatz unmittelbar am Mälaren ein. Weil heute Freitag ist, ist der Platz rappelvoll und wir bekommen eine kleine Parzelle in unmittelbarer Nähe zweier kinderreicher Familien zugewiesen. Nach anfänglichem hin und her wegen der günstigsten Stellung unserer Wohndose, kommen wir letztendlich doch noch zu Potte und richten uns hier für die nächsten zwei bis drei Tage häuslich ein. Zum Abendbrot kredenzt die Weltbummlerin eine (Dosen)-Erbsensuppe mit Bockwurst, bevor wir uns auf einen Rundgang über den Platz machen, um die für uns wichtigen Örtlichkeiten, wie Waschraum, WC usw. zu erkunden. Der leichte Frust über die räumliche Enge unseres Stellplatzes wird schnell durch einen Bummel zum Strand ausgeglichen. Gegenüber unserer Badestelle grüßt nämlich Schloss Gripsholm. Jenes Schloss, das bereits durch Kurt Tucholskys heiter-melancholische Liebesgeschichte und den gleichnamigen Kurt-Hoffmann-Film mit Walter Giller und Nadja Tiller auch in Deutschland sehr bekannt ist. Und während die Sonne hinterm Schloss untergeht, planschen wir quietschvergnügt im kristallklaren Wasser des Mälaren und können uns vor Freude kaum einkriegen, an diesem schönen Ort sein zu dürfen. Wie an fast jedem Abend vertreiben wir uns die Zeit bis zum Schlafengehen mit einem guten Buch, ein paar Gläschen Rosé und drei Runden Skipbo. Inzwischen hat sich der Reiseleiter mit insgesamt 10 Siegen bei nur vier Niederlagen einen komfortablen Vorsprung erspielt. Hoffentlich bahnt sich da kein Debakel an, das zum vorzeitigen Urlaubsabbruch führt.

 

 

Mit den Rädern nach Mariefred

Sonnabend, 2. Juli – 9. Tag

Über Nacht hat es kräftig geregnet. Aber am Morgen lacht wieder die Sonne vom Himmel, das es eine Freude ist. Eine Freude ist es auch, den neuen Tag mit einem erfrischenden Bad im See beginnen zu dürfen. Wir schnappen unsere Liegestühle und genießen unten am Wasser zwei sonnige Stunden mit herrlichem Blick über den See auf das Schloss Gripsholm. Am frühen Nachmittag machen wir unsere Fahrräder startklar und radeln hinein nach Mariefred, jenes idyllische kleine Städtchen am Mälaren, dass sich aber recht schnell als Touristenfalle erweist. Während wir uns zur Besichtigung des Schlosses Gripsholm anschicken, bemerken wir bereits, dass am gegenüberliegenden Ufer ein Gewitter aufzieht, das sich mit wolkenbruchartigem Niederschlag scheinbar exakt über Mariefred ergießt. Nur gut, dass wir während dem Unwetter trockenen Fußes durch die Gemächer des Schlosses wandeln. Nach dem Unwetter ist es ziemlich schnell wieder sonnig. Wir bummeln noch ein bisschen durchs Städtchen, kaufen im Supermarkt Ica noch ein paar Kleinigkeiten ein, trinken einen Kaffee in einem Straßencafé und radeln dann wieder in unser Camp zurück. Da wir an unserem Wohnwagen und Vorzelt nicht alle Luken und Klappen dicht gemacht haben, müssen wir hier und da ein paar Pfützen bzw. feuchte Stellen beseitigen. Nach dem Abendbrot gehen wir kurz nach 20 Uhr noch mal baden. Es ist einfach herrlich im See zu schwimmen! Danach versuchen wir, den Tag bei einem leckeren Weißwein (Sauvignon Blanc, die preiswerte Drei-Liter-Abfüllung von Albrechts Feinkost) und ein bisserl Knabberkram harmonisch ausklingen zu lassen. Morgen wollen wir einen Tagesausflug nach Stockholm wagen.......

 

 

Wachaufzug in Stockholm

 

 Sonntag, 3. Juli – 10. Tag

 Um die Platzgebühren während unserer Fahrt nach Stockholm zu sparen, beschließen wir das schöne Mariefred bereits frühmorgens um 8 Uhr zu verlassen. Ade Schloss Gripsholm, ade Mariefred. (440 Kronen für zwei Tage mit Strom). Wir fahren mit dem Zug in Schwedens Hauptstadt und lassen aus diesem Grund unser Gespann auf dem Parkplatz des Bahnhofs Läggesta stehen. Von hier aus sind es nur ca. 50 km (vier Stationen) bis zum Stockholmer Hauptbahnhof. In Stockholm angekommen geraten wir sofort in das Gewusel der Großstadt. Nur gut, dass wir unsere Anke dabei haben, mit dem Navi ist der Weg in die Altstadt (Gamla Stan) schnell gefunden. Da heute Sonntag ist, scheint das Gedränge am königlichen Palast und in der Altstadt besonders groß zu sein. Wir sind Augenzeuge des großen Wachaufzuges (jeden Sonntag 12.15 Uhr). Der klotzige und königliche Palast als solcher macht auf uns zumindest von außen wenig Eindruck. Für den Rundgang durch das Schlossinnere fehlt uns die Zeit und so bummeln wir noch ein wenig durch die gut besuchte Hauptgeschäftsstraße der Gamla Stan. Zahlreiche kleine Geschäfte und Boutiquen laden zum Schaufensterbummeln ein. 

 

 

Im Freiluftmuseum Skansen

 

Doch wir wollen weiter auf die Nachbarinsel Djurgården, überschätzen dabei aber unsere Kondition, weil die Entfernung bis dorthin doch größer ist, als zuvor angekommen. Obendrein verlaufen wir uns noch ein wenig, so dass wir noch etliche Meter mehr laufen müssen, bevor wir nach einem strammen Fußmarsch durch Stockholms vornehmste Wohngegend, dem Strandvägen, an unserem Ziel ankommen. Zur Belohnung für diese Strapaze gönnen wir uns einen herzhaften Imbiss (Fish and Chips und einen großen Hamburger. Unser Vorhaben, zuerst das Wasa-Museum und danach das Freiluftmuseum Skansen zu besuchen, muss zum einen unserer knappen Zeit und zum anderen unser mangelnden Fitness geopfert werden. So sind wir schon nach dem fast dreistündigen rauf und runter im ohne Zweifel sehr interessanten Skansen (ähnlich dem Maihaugen im norwegischen Lillehammer) recht fußlahm und beschließen, unseren Großstadtbummel vorzeitig abzubrechen. Unser Versuch, während unserer Rückfahrt unseren Obolus in der Straßenbahn bei der Schaffnerin zu entrichten, scheitert an deren Desinteresse, uns die paar Kronen abzunehmen. So gelangen wir als ungewollte Schwarzfahrer in Bahnhofsnähe, haben aber Mühe denselben möglichst schnell zu finden. Letztendlich sind wir froh den Hauptbahnhof nach einiger Fragerei doch noch gefunden zu haben. Ebenso froh sind wir, dass uns eine junge Schwedin beim Ticketkauf am Automaten behilflich ist.

 

 

Weiter nach Norden

 

Gegen 19.30 Uhr sind wir zurück in Läggesta und froh, unser Auto einschließlich Wohnwagen unversehrt vorzufinden. Bei leichtem Nieselregen machen wir uns noch am gleichen Abend auf die Weiterfahrt Richtung Norden. Nach etwa 100 km erreichen wir gegen 21.30 Uhr den Rastplatz Sala und stellen uns dort zu einigen anderen Wohnwagen und –mobilen zur Nachtruhe auf. Natürlich nicht ohne zuvor noch ein Runde Skipbo zu spielen, die bereits zum vierten Mal in Folge an den Reiseleiter geht, der somit seinen Vorsprung auf 14:4 ausbaut. Erstmals benutzen wir für unsere Stromversorgung die mitgeführte zweite Batterie.

 

 

Ankunft am Siljan

 Montag, 4. Juli – 11. Tag

Trotz einiger im Laufe des gestrigen Abends ankommenden Fahrzeuge können wir auf dem Rastplatz gut schlafen und starten nach einem kleinen Frühstück ausgeruht in den neuen Tag, der uns weiter nach Norden bis zum Siljan bringen soll. Kurz vor Avesta verlassen wir die E 70 und versorgen uns in einem Willys-Supermarkt mit einigen Nahrungsmitteln und einen kleinen Blumentopf für unseren beim Trödler (Loppis) auf Öland erstandenen Übertopf. Danach rollen wir weiter nordwärts und sind gegen 14 Uhr bereits am Siljan. Entgegen unserer Planung vom Vormittag, bis Rättvig zu fahren, biegen wir bereits 10 km vorher nach Tällberg ab. Der kleine CP direkt am Siljan steht zwar nicht im Campingführer, erweist sich aber schon nach wenigen Minuten als Volltreffer. Mehr Mühe als uns lieb ist, macht uns indes das Ausrichten des Wohnwagens auf dem leicht abschüssigen Gelände unmittelbar am Ufer. Doch nach etwas mehr Zeit als dafür vorgesehen, ist auch das geschafft und wir können nach einem Bad im doch noch recht kühlen See den Rest des Tages genießen. Genießen können wir auch ein leckeres Abendmenü, das Petra mit Geschick in der Bordküche zubereitet: Schweinefilet mit neuen Kartoffeln und zarten Erbsen. Einfach köstlich. Danach widmen wir uns wieder unserer allabendlichen Kartenspielerei, selbstverständlich mit zwei bis drei Gläschen aus unserem scheinbar unerschöpflichen Weinkeller. Als wir uns gegen Mitternacht zur Nachtruhe begeben, ist es immer noch taghell... Skipbo-Zwischenstand 15:5.

 

 

Bei den Dala-Pferden

Dienstag, 5. Juli - 12. Tag

Der Tag verspricht schön zu werden, was uns veranlasst, uns nach dem Frühstück erstmal bis zum Mittag vor unserem Wohni zu sonnen. Um aber nicht nur faul in der Sonne zu liegen, sondern so weit wie möglich auch etwas von Land und Leuten zu sehen, brechen am frühen Nachmittag zu einer Erkundungstour rund um See auf. In Anbetracht der Größe des Siljan natürlich nicht mit den Fahrrädern, sondern mit dem Auto. Zunächst geht es auf schmalen Straßen und Schotterwegen hinauf zur E 70 und dann weiter in Richtung Mora. Schon nach wenigen Kilometern machen wir in Rättvig halt und bummeln durch die Stadt. Es ist gerade Markttag und die ganze Stadt einschließlich vieler Touristen scheint auf den Beinen zu sein.
Auf dem Weg nach Mora verlassen wir schon bald die Hauptstraße und gelangen in das kleine Dorf Nusnäs. Hier wimmelt es nur so von Touristen, was der Tatsache geschuldet ist, dass wir in einen der wichtigsten Produktionsstandorte der weltbekannten Dala-Pferde gelandet sein. Die kleinen bunten Holzviecher werden in allen Größen äußerst kommerziell vermarktet und haben sich hierzulande im Laufe der Jahre zu einem wahren Verkaufsschlager entwickelt. Wir können die fabrikmäßige Produktion der Pferdchen aus unmittelbarer Nähe beobachten und gelangen letztendlich in die zur Fabrik gehörende Boutique, wo man die Holzgäule und vieles mehr käuflich erwerben kann. Natürlich können auch wir nicht widerstehen und schnell gehen eine kleines rotes Pferdchen und ein Silberkettchen mit ebenfalls einem Pferdchen als Souvenir an unsere Schwedentour und noch ein paar Kleinigkeiten für insgesamt 338 Kronen über den Ladentisch. Ein großer Pott Kaffee (diesmal ohne Kuchen) runden den Aufenthalt in diesem kleinen Dörfchen am Nordufer des Siljan ab. Wenige Kilometer weiter folgen wir im Dorf Färnäs wieder einmal dem Hinweisschild Löppis (Trödel) und gelangen in eine Ansammlung uriger und phantasievoll gebauter Holzhütten, die an eine von Trollen und anderen Fabelwesen bewachte Märchenwelt erinnern. „Hälsning fran Valbäckens stugby“ nennt sich der geheimnisvolle Ort, wo man Hütten in allen Größen und Ausstattungen mieten kann.

 

 

Einmal rund um den See

 

Weiter geht es über Mora, jenem Startort des berühmtem Wasalaufes auf die Insel Söllerön. Der dortige zum See abfallende Campingplatz ist sehr voll und sehr laut. Kein Vergleich mit unserem schönen Platz in Tällberg. Dorthin gelangen wir nach fast einstündiger Fahrt über Siljasnäs und Leksand. Unterbrochen von mehreren Zwischenstopps an verschieden Orte an der Südseite des Siljan plus Fototermin mit besonders schöner Aussicht auf den See. „Zuhause“ gibt’s zum zweiten Mal in Folge ein warmes Abendbrot. Diesmal Kartoffelbrei mit Hähnchenbrustfilet und Trüffelsoße. Und das bei strahlender Sonne gegen 20 Uhr. Nach dem Duschen runden drei Gläser Souvernet Blanc und ebenso viele Skipbo-Runden bei einem atemberaubenden Sonnenuntergang einen wunderschönen Urlaubstag ab, der erst in der Dämmerung eine halbe Stunde nach Mitternacht zu Ende geht. (Skipbo-Zwischenstand 17:6!)

 

 

Zimtschnecken im Klocksgarden

Mittwoch, 6. Juli – 13. Tag

 Nach gut durchschlafener Nacht treibt uns der wolkenverhangene Himmel erst gegen 9.30 Uhr aus den Federn. Auch nach dem Frühstück lassen wir es recht geruhsam angehen und beschließen erst gegen Mittag, die Gegend ein bisschen mit den Rädern zu erkunden. Wir radeln auf dem Radweg (Siljansleden) auf Rättvig zu und kehren nach etwa einstündigem Radeln und dem Besuch einer Holzschnitzerei bzw. –drechslerei (Knäpppasken) mit dem Vorsatz nach Tällberg zurück, diesen schon wegen seiner vielen Hotels recht mondän erscheinenden Urlaubsort zu erkunden. In Emmis Silberschmiede ersteht Petra ein kleines Sahnekännchen für unsere Bordküche und in dem etwas nostalgisch getrimmten Klocksgarden lassen wir uns für insgesamt 100 Kronen einen großen Pott Kaffee und ein paar  Zimtschnecken schmecken. Danach bummeln wir durch den liebevoll hergerichteten Klocksgarden und sind gegen 18 Uhr wieder auf unserem Campingplatz. Genau wie gestern scheint auch am heutigen Abend die Sonne noch recht kräftig vom Himmel, so dass man sich vermutlich noch gegen 20 Uhr einen Sonnenbrand holen könnte und wir beim Abendbrot (Linseneintopf mit Bockwurst) sogar noch ins Schwitzen kommen. Für uns Mitteleuropäer sind die ungewöhnlich langen Sommernächte und ganz besonders der Sonnenuntergang gegen 22.30 Uhr über dem rötlich schimmernden Siljan immer wieder ein Phänomen. So sitzen wir auch an unserem letzten Abend auf diesem wunderschönen Fleckchen Erde noch bis nach Mitternacht vor unserem fahrbaren Wohn- und Schlafzimmer, trinken unseren allabendlichen Dämmerschoppen (heute wieder Cinsault Rosé) und trennen uns beim Skipbo-Spiel mit einem versöhnlichen 1:1-Unentschieden. Gesamtspielstand 18:7.

 

 

Tällberg adieu

Donnerstag, 7. Juli – 14. Tag

Am Abreisetag zeigt sich das Wetter noch einmal von seiner schönsten Seite. Die Sonne strahlt schon am frühen Morgen vom wolkenlosen Himmel und macht uns den Abschied vom Siljan und vom idyllischen Tällberg doppelt schwer.  (Drei Tage mit Strom für 705 Kronen). Nach dem Abbau des Vorzeltes und dem Abbocken des Wohnwagens frühstücken wir zum letzten Mal auf unserem Platz am See. Dann nehmen wir mit etwa 280 km die bisher zweitlängste Etappe unter die Reifen. Das heutige Tagesziel ist Arvika in der Provinz Värmland. Zunächst geht es über Leksand auf einer sehr unebenen Straße nach Vansbro und dann weiter auf der 71 in Richtung Malung. Am Almasjön, einem kleinen See kurz vor Malung-Sälen, machen wir die erste Rast und rollen dann auf dem Inlandsvägen E45 über Torsby, Sunne weiter südwärts. Irgendwo auf der E 45 machen wir auf einem großen Rastplatz halt und hauen uns in einer fast einstündige Mittagspause im Wohni aufs Ohr.

 

 

Kurz vor 17 Uhr erreichen wir Arvika und bekommen in der Rezeption einen Komfortstellplatz für 255 Kronen direkt am See angeboten, für den allerdings nur schlappe 25 Kronen mehr als für die weiter hinten liegenden recht engen Stellplätze zu berappen sind. Der Aufbau geht uns ziemlich flink und in fast traumwandlerischer Sicherheit von der Hand. Abends wird nach dem Duschen nach längerer Pause mal wieder gegrillt. Mit den letzten vier Steaks sind unsere Grillvorräte vorerst erschöpft. Etwas erschöpft ist zumindest heute auch meine Lust am Kartenspielen was für allgemeinen Verdruss zu sorgen scheint. Wichtiger erscheint mir indes das Planen der letzten Urlaubswoche zu sein. Grob überschlagen müssten wir die noch ausstehenden 700 km bis Trelleborg in drei Tagesetappen schaffen. Als nächstes Ziel käme vielleicht ein Campingplatz in der Provinz Bohus Län an der uns von der Norwegentour bekannten Westküste in Betracht. Weiter könnte es dann vorbei an Göteborg in Richtung Ängelholm gehen. Vielleicht gibt es den Albertsgarden im kleinen Häljaröd noch, in dem wir vor sieben Jahren so vorzüglich im Albertsgarden Kaffee getrunken und leckeren Zimtkuchen gegessen haben. Aufgefallen ist heute besonders, dass es hier, ca 300 km südlich vom Siljan, bereits gegen 22.30 Uhr recht dunkel ist.

 

Stadtbummel durch  Arvika

Freitag, 8. Juli – 15. Tag

Über Nacht hat es mächtig geregnet und auch der neue Tag begrüßt uns mit dichten Wolken. Grund genug, um bis etwa 9.30 Uhr im Bett zu bleiben und den Tag recht geruhsam zu beginnen. Als sich im Laufe des Tages das Wetter bessert, legen wir uns noch ein Stündchen in die Sonne und beschließen am Nachmittag doch noch einen Ausflug in die Stadt zu machen. Arvika ist eine recht junge Stadt, die vor etwa hundert Jahren nach strengen geometrischen Vorgaben angelegt wurde. Schnurrgerade Straßen von denen im rechten Winkel die Nebenstraßen ausgehen, kennzeichnen das Stadtzentrum. Als wir uns gegen 18 Uhr auf den Heimweg machen und unseren kleinen Schwarzen vor der morgigen Weiterfahrt noch einmal ordentlich betanken wollen, unterläuft mir ein fataler Fehler, der später ein Riesenloch in unsere Reisekasse reißen wird.

 

 

Ein Diesel sollte Diesel tanken

 

Aber der Reihe nach: bekanntlich setzt sich in Schweden zunehmend das Automatentanken mit der Visa- oder ähnlichen Karten durch. Leider aber nur in kleinen Portionen von maximal 400 Kronen, was etwa 28 Liter entspricht. Beim Versuch nachzutanken gebe ich an der  Zahlstelle zwar die richtige Tanksäule ein, erwische aber in einer Anwandlung geistiger Umnachtung die falsche Tankpistole. Obwohl ich nur 12 Liter Benzin bleifrei statt Diesel nachtanke, ist an Weiterfahren nicht zu denken, wie uns auch Sohnemann Markus von daheim mitteilt, der sich bei einem Fachmann kundig gemacht hat. Ein Anruf bei VW-Service in Deutschland brachte uns zwar die Vermittlung an den schwedischen Pannendienst, gleichzeitig aber auch die Hiobsbotschaft, dass unsere Mobilitätsgarantie bei Falschbetankung nicht greift. Wir müssten die Sache also aus eigener Tasche direkt beim schwedischen Pannendienst berappen, heißt es. Der aber lässt bei strömendem Regen gut zwei Stunden auf sich warten und pumpt dann gut 50 Liter von dem Diesel-Benzin-Gemisch mit einer winzigen Pumpe aus dem 60-Liter-Tank unseres Golf ab und überrascht uns nach etwa einstündiger Arbeit mit einer Rechnung von sage und schreibe 3900 (dreitausendneunhundert!!!) Kronen, was ungefähr 450 Euro entspricht. Das gibt unserem Urlaubsfeeling erstmal einen gehörigen Dämpfer und wir denken sogar schon an den Abbruch unserer Tour.

 

 

Passiert ist passiert

 

Aber was hilft´s, passiert ist passiert und alles wenn und aber bringt uns keinen Schritt weiter, aber unser nunmehr zum zweiten Mal frisch betanktes Auto zumindest erstmal zurück zu unserem sechs Kilometer entfernten Campingplatz.

So sind wir froh, kurz nach 22 Uhr wieder an unserem Wohnwagen zu sein, der genau wie unser Vorzelt Verona die sintflutartigen Regenfälle des Abends gut überstanden hat. Hier stellt sich die treusorgende Beifahrerin trotz vorgerückter Stunde noch an den Kochherd, um uns noch eine warme Mahlzeit zu bereiten. In Anbetracht der kühlen und feuchten Witterung war da so eine Champignon- (Tüten)süppchen genau das Richtige. Danach sitzen wir noch bis weit nach Mitternacht leicht beteppert in unserem Vorzelt und sinnen darüber nach, warum ausgerechnet uns heute so übel mitgespielt wurde. Es ist zwar Freitag, aber doch nicht der Dreizehnte.......

 

 

Ärger mit der Visa-Card

 

Sonnabend, 9. Juli – 16. Tag

Heute steht die nächste Etappe in Richtung Süden auf dem Programm. Tagesziel ist die Provinz Bohuslän an Schwedens Westküste. Obwohl es gestern Abend und über Nacht geregnet hat, können wir nach dem Aufstehen gegen 7.30 Uhr unsere Verona bei strahlender Morgensonne trocken abbauen. Ohne exakt zu wissen wohin die Reise geht verlassen wir gegen 9 Uhr den Campingplatz. (Zwei Tage mit Strom für 510 Kronen). Nachdem uns der Tankautomat nach dem gestrigen Supergau nur Diesel für 400 Kronen rausgerückt hat, schlagen zwei weitere Versuche mit unserer Visa-Card am Automaten zu tanken trotz Unterstützung von zwei Einheimischen fehl. Weiß der Geier, was mit der Karte los ist, schließlich haben wir damit noch vor einer Stunde die Rechnung vom Campingplatz beglichen. Bei einer mit Personal besetzten Shell-Tanke klappt es glücklicherweise. Sicherheitshalber teste ich die Karte aber vorher mit dem Kauf von fünf Bananen. (Fünf Stück zu 29 Kronen, umgerechnet ca. 2,55 Euronen – das sind mit Sicherheit die teuersten Bananen seit dem Fall der Mauer!!!)

 

 

An der Skagerrak-Küste

 

Ab 10 Uhr rollen wir dann frohgemut auf dem RV 175 südwärts und erreichen nach etwa 70 Kilometern bei Säffle wieder die E 45. Unser Dieselchen brummt nach dem gestrigen Eingriff zum Glück munter wie eh und je und scheint die Falschbetankung gut überstanden zu haben. Nach ca. 80 km verlassen wir die Piste, um in Säffle unsere Lebensmittelvorräte zu ergänzen. Dank Fräulein Navi ist schnell ein ICA-Supermarkt gefunden und mit reichlich Lebensmitteln an Bord kehren wir auf die Fernstraße zurück, um irgendwo in der Nähe von Billingfors (RV 164) eine größere Mittagspause einzulegen. Gegen 16 Uhr erreichen wir schließlich bei Lysekil und strahlendem Sonnenschein die Skagerrak-Küste. Den ziemlich kostenintensiven Campingplatz Lysekil (350 Kronen/Nacht) lassen wir bewusst links, in diesem Fall rechts, liegen und setzen nach zwei (in Schweden kostenlosen) Fährpassagen nach Malön über. Hier geht es auf schmalen und kurvenreichen Straßen weiter. Ein kleines Kirchlein am Wegesrand weist darauf hin, geöffnet zu sein. Wir nehmen die Einladung gern an, besichtigen das hölzerne Gotteshaus, werfen am Ausgang noch ein paar Kronen in den Klingelbeutel und setzten unsere Reise durch eine bizarre Schärenlandschaft fort.

 

 

Sintflutartiger Regen

 

Gegen 17 Uhr checken wir auf dem kleinen Campingplatz Malön für 250 Kronen pro Nacht plus Strom ein und bauen unsere Hütte auf einer saftig grünen Wiese gegenüber eines Paares aus Schleswig-Holstein auf. Vor dem Aufbau des Vorzelts lassen wir uns unter strahlend blauem Himmel Kaffee und Kuchen schmecken. Zum Abendbrot und zum Ende der zweiten Urlaubswoche zaubert die stellvertretende Reiseleiterin einen äußerst leckeren Käsesalat aus der Kombüse. Zum Duschen finden wir auf dem kleinen CP recht bescheidene aber saubere sanitäre Anlagen vor. Für Männlein und Weiblein stehen nur je zwei Waschbecken, zwei Duschen und zwei Toiletten zur Verfügung. Das könnte bei gut besuchtem Platz manchmal ganz schön eng werden. Genau wie gestern prasselte auch am  heutigen Abend ein sintflutartiger Regenguss hernieder, dazu bläst ein kräftiger Wind vom Meer. All dass scheint unserem Vorzelt nichts auszumachen: unsere Verona hat nunmehr bereits zum zweiten Mal Regen und Sturm in hervorragender Manier getrotzt. Abends wurde mal wieder Skipbo gespielt. Die Runde ging recht deutlich an Petra, die damit auf 9:18 verkürzt. Nachtruhe gegen 0.15 Uhr, draußen ist es stockfinster......

 

 

Radtour auf Orust

Sonntag, 10. Juli – 17. Tag

Als wir am Morgen unsere Köpfe aus dem Wohnwagen stecken, lacht wieder einmal die Sonne vom strahlend blauen Himmel. Das sonntägliche Spätstück steht dem prima Wetter in nichts nach. Zwar nehmen wir uns vor im Laufe des Tages die Insel mit den Rädern zu erkunden, verschieben dieses Vorhaben aber erstmal auf den Nachmittag und aalen uns stattdessen faul in der Sonne. Weil Sonntag ist, gibt es zum Mittagessen Schwedens Standardgericht: Köttbullar in leicht abgewandelter Form mit Naturreis und Tomatensoße und zum Nachtisch ein Ananas-Joghurt-Dessert. Nach einem angemessenen Mittagsschläfchen schwingen wir uns doch noch auf die Räder und radeln hinunter zu Fähre und mit derselben hinüber zu Hauptinsel Orust. Nach reichlichem bergauf und bergab in dem wahrlich hügeligen Gelände erreichen wir nach einem Zwischenstopp an einem Trödelladen (Loppis) das Küstenstädtchen Ellös, das auf uns einen recht verschlafenen Eindruck macht. Nach kurzem Aufenthalt am Hafen radeln wir nach Malö zurück und lassen uns vor unserem Wohni den Sonntagskaffee und ein paar Zimtschnecken schmecken. Den Sonntagabend lassen wir mit zwei Gläsern Sauvignon Blanc und etwas Knabberkram (schwedische Dill-Chips) ausklingen. Von den drei Skipbo-Runden kann Petra nur eine gewinnen, so dass es kurz vor Mitternacht 20:10 für den Reiseleiter steht.  Morgen soll es wieder weitere ca. 280 km südwärts gehen. Tagesziel ist der Campingplatz bei Mölle auf der Halbinsel Höganäs, etwa 20 Kilometer nördlich von Helsingborg.

 

 

Abstecher zum Tollenäs-Camping

 

Montag, 11. Juli – 18. Tag

 Nach gut durchschlafener Nacht geht uns der Abbau unseres Camps zum nunmehr fünften Mal mit fast traumwandlerischer Sicherheit von der Hand. Nach dem an Reisetagen „Kleinen Frühstück“ checken wir kurz vor 9 Uhr aus (zwei Tage mit Strom für 500 Kronen) und nehmen unmittelbar danach unsere heutige Tagesetappe in Angriff. Zunächst geht es mit der Fähre hinüber auf die Insel Orust und dann auf kürzestem Weg auf Stenungsund zu. Als wir die gewaltigen Pylonen der Stenungsundbrücke sehen, werden alte Erinnerungen wach, als wir vor sieben Jahren nach unserer Norwegentour mit dem Wohnmobil von Oslo kommend auf der E 6 in Richtung Süden rollten und kurz hinter der Brücke auf Tollenäs-Camping Station machten. Wir machen noch einen kleinen Abstecher zum Tollenäs-Camping, haben aber vor der Schranke keine Möglichkeit zum Wenden, so dass der Hänger abgespannt und mit Unterstützung eines dänischen Wohnmobilfahrers von Hand gewendet werden muss. Auf der vielbefahren Autobahn (E 6) fahren wir durch Göteborg, um die Autobahn kurz danach wieder in Richtung Küste zu verlassen. Bei einem Tankstop stellt sich heraus, dass der Automat unsere Visa-Card wieder akzeptiert, nachdem wir zuletzt trotz fachmännischer Unterstützung nichts gezapft bekamen.

 

 

Kranker Onkel Albert

 

Über Falkenberg und Halmstadt geht es weiter südwärts. Genau wie vor sieben Jahren biegen wir in Ängelholm ab und lassen uns von Navi-Anke zu dem kleinen Dorf Häljaröd am Kattegat führen, mit dem uns auch nach sieben Jahren noch so wunderbare Erinnerungen verbinden. Als wäre die Zeit stehen geblieben, finden wir „Albertsgarden“ genauso vor, wie wir ihn in Erinnerung haben. „Öppet“ ist schon von weitem zu lesen, was auch noch durch die Anwesenheit einiger Gäste unterstrichen wird. Wir nehmen genau an dem blauen Tisch wie vor sieben Jahren Platz, warten aber vergebens auf „unseren Onkel Albert“, wie wir seinerzeit den Wirt nannten, der uns mit köstlichem Zimtkuchen und Kaffee bewirtete und uns damals einen Stellplatz für unser Wohnmobil an seinem Stugan (Albertsstugan) unten am Kattegat angeboten hat. Stattdessen, bedient uns eine junge Frau, wie sich herausstellt, seine Tochter. Wie sie sagt, sei der Vater zwar im Haus, aber gesundheitlich sehr angeschlagen. Wir lassen uns Kaffee und Kuchen schmecken und sind ein bissel traurig dass uns „Onkel Albert“ nicht begrüßen kann (oder möchte?). Dennoch bekommen wir von der Tochter den Platz unten am Wasser für unseren Wohnwagen angeboten........ Wir laufen noch einmal zum Albertsstugan hinunter, der während des Sommers von Alberts Tochter bewohnt wird. Dann fahren wir weiter und erreichen nach 20 km den recht mondänen Badeort Mölle, auf dessen „First Class“ Campingplatz wir gegen 18 Uhr einchecken. Eine toller Platz, auf dem es an nichts zu fehlen scheint, der aber mit 340 Kronen pro Nacht auch seinen Preis hat. Wir können aus mehreren Angeboten einen Platz auswählen und bauen unser Camp genauso so schnell auf, wie wir es am Morgen in Malön abgebaut haben. Die beiden Partien Skipbo, die wir am Abend bei zwei Gläsern Weißwein noch spielen, gehen beide an den Reiseleiter. Gesamtspielstand: 22:10.

 

 

Unruhige Nacht

Dienstag, 12. Juli – 19. Tag

Im piekfeinen First Camp Mölle haben wir eine unruhige Nacht, was der Tatsache geschuldet ist, bei der gestrigen Platzwahl die Nähe zur Straße nach Mölle nicht besonders ernst genommen zu haben. So sorgen die recht intensive Straßengeräusche der vorbei brausenden Autos bis in die Morgenstunden dafür, dass wir bedenkenlos behaupten können, auf anderen Plätzen schon besser geschlafen zu haben. Als wir dann nach dem Frühstück in unseren Liegestühlen noch ein bisschen vor unserem Wohni in der Sonne relaxen wollen, sorgt ein in scheinbar endlosen Schleifen um unseren Platz kurvender Rasenmäher für die nächste unerwünschte Geräuschkulisse. Der uns fröhlich angrinsende Mann auf dem knatternden Ungetüm legt scheinbar nach einem akribisch ausgearbeiteten Tourenplan Halm für Halm ringsum unser Camp einzeln um. Grund genug für uns, möglichst schnell das Weite zu suchen und mit den Rädern hinunter zu Meer zu düsen.

 

 

Zwei Stück Torte XXL

 

Wir fahren zur nächsten Bademöglichkeit, die wir unmittelbar am Hafen des kleinen Fischerdörfchens Lehrhamn, zwischen Mölle und Nyhamnsläge finden. Trotz des auflandigen Windes lässt es sich in den Dünen prächtig faulenzen und im Öresund ausgezeichnet schwimmen. Bevor wir nach etwa zwei Stunden weiter radeln, machen wir noch einen Abstecher zum unmittelbar am Radweg nach Mölle gelegenen Schloss Knapperup. Der burgartige Pachtbau liegt inmitten eines im romantischen Stil angelegten Parks mit Bächen, verschlungenen Wegen und einer Reihe exotischer Bäume. Die alte Schmiede des Gutshofes beherbergt ein Café mit einem vielfältigen Angebot an leckeren Torten. Wer kann bei solch einem Frontalangriff auf die Geschmacksnerven schon widerstehen? Wir jedenfalls nicht! Und so sitzen wir mit uns und der Welt zufrieden einträchtig nebeneinander und lassen uns den vorzüglichen Kaffee und je ein Stück Torte der Größe XXL schmecken. Dass uns dafür stolze 160 Kronen von der Visacard abgeknipst werden, finden wir vollkommen in Ordnung.

 

Skandalöser Badetrend

 

Dann fahren wir weiter und sind nach einer knappen halben Stunde in Mölle, jenem legendären Badeort am Kattegat, in dem vor über hundert Jahren erstmals Damen und Herren gleichzeitig baden durften. Interessant bzw. pikant ist übrigens, dass nach dem Besuch von Kaiser Wilhelm II im Jahre 1907 sogar ein Direktzug Berlin – Mölle eingerichtet wurde, damit auch deutsche Sonnenanbeter an Schwedens Küste dem "skandalösen" Badetrend frönen können. Wir bummeln bei viel Sonne durch die kleinen Gassen und sind fasziniert vom maritimen Flair am Hafen. Kurz vor Sonnenuntergang schwingen wir uns auf unsere Räder und fahren die etwa zwei Kilometer zum Campingplatz zurück. Das Abendbrot wird durch einen leckeren Tomatensalat, Bockwurst und zwei Büchsen Bier (Öl) erweitert. Alles zusammen rundet einen wunderschönen Tag ab. Das Abendprogramm indes beschränkt sich auf die Aktualisierung der Reisenotizen, zwei Runden Skipbo (1:1/23:11) und ausnahmsweise einem Glas Wein mehr als gewöhnlich, um wegen der Straßengeräusche etwas besser in den Schlaf zu kommen. Morgen wollen wir dann weiter in Richtung Malmö und Trelleborg fahren. Dabei müssen wir uns allmählich mit dem Gedanken anfreunden, dass unsere Reise bald zu Ende ist.

 

 

Quick-Stop in Smygehuk

 

Mittwoch, 13. Juli – 20. Tag

Nachdem sich der gestrige Tag mit reichlich Sonne verabschiedet hat, ist der Himmel heute morgen von dunklen Regenwolken bedeckt. Das veranlasst uns, bereits kurz vor acht aufzustehen, um unsere Verona noch halbwegs trocken abbauen zu können. Das frühe Aufstehen zahlt sich aus. Nach dem mit der Zahlung von 680 Kronen verbundenen Auschecken und den ersten Kilometern auf der Piste beginnt es kurz vor Helsingborg kräftig zu regnen. Darüber hinaus fallen die Temperaturen auf 14 Grad. Dass uns der Bordcomputer bei diesem Sauwetter ein defektes Stopplicht meldet, interessiert uns vorläufig weniger, weil es sich um das Stopplicht vom Auto handelt und hinten am Wohni alles o.k. ist. Von größerem Interesse indes erscheint die Frage, ob wir unsere für Donnerstag gebuchte Fährpassage in Anbetracht des Sauwetters um einen Tag vorziehen können. Während wir auf der E 6 bei strömendem Regen vorbei an Malmö auf Trelleborg zu rollen, versuchen wir mehrmals vergeblich bei der TT-Line in Travemünde anzurufen. Erst in Trelleborg kommt ein Telefongespräch mit der Reederei zustande. Aus dem geht aber hervor, dass auf der Fähre zwar Platz für uns sei, aber unser gebuchter Camper-Spezial-Tarif angeblich nur gegen eine Bearbeitungsgebühr von 47 Euro umbuchbar sei. Pure Abzocke, wagen wir zu behaupten und beschließen, an der Küstenstraße zwischen Trelleborg und Ystadt nach einem günstigen "Quick-Stopp" Ausschau zu halten, um und dann doch erst am Donnerstag mit der planmäßigen Fähre  nach Rostock überzusetzen.

 

 

An Schwedens Südspitze

 

Der Campingplatz am Ortsausgang von Trelleborg macht auf uns bei dem tristen Wetter ohnehin einen wenig einladenden Eindruck und hält darüber hinaus bei uns das Verlangen in Grenzen, hier für das bloße Rumstehen die volle Übernachtungsgebühr abdrücken zu müssen. Nur 12 km weiter, kurz vor Smygehuk, sieht das schon ganz anders aus. Hier an Schwedens südlichstem Punkt haben bereits mehrere Wohnmobile und auch einige Gespanne freistehend Stellung bezogen. Wir suchen uns ein halbwegs windgeschütztes Plätzchen vor einer Hecke, kurbeln die Stützen herunter und sehen uns danach ein wenig auf dem Gelände rund um Schwedens Südspitze um. Hier gibt es in kleinen „Butiken“ allerhand mehr oder weniger kunstgewerbliche Dinge zu sehen und ein kleines Café bietet leckere Sachen zum Schnabulieren an. „Äggakakeboden“ heißt eine Kombination aus dickem Eierkuchen, süßer Preiselbeermarmelade und zart geräuchertem Schinkenspeck. Für 60 Kronen p. P. lassen wir uns diese Köstlichkeit schmecken, bevor wir uns zum Mittagsschläfchen in unseren Wohnwagen zurückziehen, der wieder einmal Mal von unserer zweiten 12-Volt-Batterie versorgt wird.

 

 

Heute ist Spieleabend

 

Am Nachmittag fahre ich allein nach Trelleborg, um noch einiges an "edlen" Getränken und etwas zum Knabbern für unseren letzten Abend in Schweden einzukaufen. Im Laufe des Abends laufen immer mehr Wohnmobile und Wohnwagen den Platz an. Zu uns gesellt sich grußlos ein Wohnmobil aus Rosenheim. Jalousien runter, Antenne ausrichten und Fernseher an, so oder ähnlich kann man die allabendliche Prozedur der meisten Wohnmobilisten beschreiben, die wir nicht nur hier belächeln können. Wir lassen unseren Urlaub mit einem großen Spieleabend ausklingen. Skipbo (1:1, ges. 24:12), Mensch ärgere dich nicht, ein albernes Frage- und Antwortspiel, ein paar Runden Maumau und etliche Knobelrunden verkürzen uns den Abend bis zum Schlafengehen.

 

Sturm und Regen

 

Donnerstag, 14. Juli – 21. Tag

In der Nacht fegt ein gewaltiger, von starkem Regen begleiteter Sturm übers Land, so dass wir unseren Wohnwagen bis zum Mittag kaum verlassen können bzw. wollen. Bis zu unserer Abfahrt zum Trelleborger Fährterminal beruhigt sich das Wetter etwas, so dass wir mit einer halbwegs ruhigen Überfahrt rechnen. Eine kurze Regenpause nutzen wir zum Abbocken und Ankuppeln des Wohnwagens. Hinsichtlich der Wassermassen, die unser „Wohni“ in den zurückliegenden zwölf Stunden über sich ergehen lass muss, kann ihm mit gutem Gewissen bescheinigt werden, den Test als U-Boot mit Bravour bestanden zu haben

 

 

Auf der Fähre

 

Eine Stunde vor Abfahrt der Fähre finden wir uns am Fährterminal der TT-Line ein. Auch hier scheint der Fahrplan witterungsbedingt etwas durcheinander geraten zu sein. Jedenfalls verschiebt sich die vorgesehene Abfahrtszeit um über eine Stunde. Das alles wäre ja noch zu ertragen, wenn nicht in einer der benachbarten Fahrspuren ein mit mörderisch quiekenden und stinkenden Schweinen beladener Truck stehen würde, die ebenfalls darauf warten, zu ihrer letzten Fahrt auf den Dampfer gelotst zu werden. Kurz nach 16.30 Uhr legen wir dann endlich bei recht stürmischem Wetter ab. Schon nach kurzer Zeit kommt die Fähre bei dem für Ostseeverhältnisse beachtlichen Seegang ganz schön ins Rollen. An Bord teilen wir uns einen Tisch mit einem Womo-Ehepaar aus Franken, die nach einer dreiwöchigen Schwedentour, einschließlich Gotland, ebenfalls auf Heimatkurs sind. Nach etwa fünf Stunde können wir am Horizont das deutsche Festland ausmachen und wenig später erinnert uns die Skyline von Warnemünde daran, dass unser Urlaub nun zu Ende geht. Um 21.30 Uhr haben wir dann wieder deutschen Boden unter den Reifen. Schon auf den ersten Kilometern hinter dem Rostocker Überseehafen merken wir, dass wir wieder in Deutschland sind. Scheinbar haben es alle von der Fähre kommenden Fahrzeuge eilig, möglichst schnell weiter zu kommen. Bei dem emsigen Drängeln und Überholen sind wir froh, die Autobahn schon in Dierkow wieder verlassen zu können. Kurz nach 22 Uhr stellen wir dann unser Gespann auf dem Grundstück von Schwester und Schwager ab und bereiten nach kurzer aber herzlicher Begrüßung unsere Nachtruhe vor.

 

 

Freudiges Wiedersehen

Freitag, 15. Juli – 22. Tag

Unmittelbar nach dem Frühstück bereiten wir unsere Weiterfahrt vor, die uns zunächst durch Rostock in Richtung Warnemünde führt. Unterwegs lassen wir in einer VW-Werkstatt das Stopplicht an unserem Auto reparieren und treffen, nachdem wir unseren Besuch bereits von Schweden aus „angedroht“ haben, am frühen Nachmittag bei Familie B. in Elmenhorst-Lichtenhagen ein. Schon seit einem halben Jahrhundert eng befreundet, nutzen wir jede Gelegenheit zumindest zu einem Kurzbesuch wenn wir hier oben an der Küste sind. Unser Schul- und Jugendfreund fährt mit seinen 66 Lenzen immer noch als Kapitän zur See und so geht uns neben der Freude über das Wiedersehen der Gesprächsstoff im Lauf eines recht feuchtfröhlichen Abends nicht aus. Wir schwelgen in Erinnerungen und sind eigentlich recht froh und zufrieden, uns und unsere Familien recht gut durch alle Wirren der letzten beiden Jahrzehnte gebracht zu haben. Mehr als die Tatsache, dass dabei in regelmäßigen Abständen auf die Gesundheit und den Weltfrieden angestoßen wird, muss hier nicht kundgetan werden……

 

 

Karl’s Erdbeerland 

Sonnabend, 16. Juli – 23. Tag

Eigentlich wollen wir heute schon in den frühen Morgenstunden Richtung Heimat fahren. Immerhin sind es über 300 km von der Küste bis in unseren Heimatort. Aber in Anbetracht der feuchtfröhlichen Stunden von gestern Abend ist es angeraten, die Abreise bis zur Erlangung der Fahrtüchtigkeit noch etwas zu verschieben. Und das tun wir dann auch. Stattdessen düsen wir zunächst mit den Rädern an die Küste und lassen uns zwischen Nien- und Diedrichshagen die frische Seeluft um die Nase wehen. Als wir am Horizont die Skandinavien-Fähren vorüber ziehen sehen, erinnern wir uns in Dankbarkeit und ein kleines bisschen Wehmut an unsere herrlichen Urlaubstage. Dann geht’s zurück nach Elmenhorst, wo bereits ein Fest für den Abend mit Käptn’s Kindern und nahen Verwandten vorbereitet wird. Der Abreisetermin wird kurzerhand auf morgen verschoben und für den Nachmittag ein Ausflug zu Karl’s Erdbeerland nach Rövershagen ins Auge gefasst. Weniger um bei dem umtriebigen Geschäftsmann aus Schläfrig-Holstein Erdbeeren zu pflücken oder in seinem Maislabyrinth Verstecken zu spielen, als vielmehr seine neuesten Attraktionen in seinem tollen Erlebnispark zu bewundern. Am frühen Abend sind wir wieder zurück bei unseren Gastgebern und lassen es uns beim „Käptn's Dinner“ mit leckeren Miesmuscheln und ein paar geistigen Getränken verwöhnen.

 

 

Der Alltag hat uns wieder 

Sonntag, 17. Juli ­ - 24. Tag

 Nach dem Frühstück heißt es Abschied zu nehmen. Schnell ist der Wohnwagen angespannt und dann geht es zunächst auf der A 20 vorbei an Wismar und dann auf der A 14 vorbei an Schwerin heimwärts. Genau wie zum Urlaubsbeginn machen wir auf einem Parkplatz an der B 189 zwischen Seehausen und Osterburg eine größere Pause. Gegen 15 Uhr sind wir daheim, schieben den Wohnwagen auf seinen Stellplatz und finden uns nunmehr endgültig damit ab, dass uns der Alltag wieder hat.

 

 

Avsluta - Ende