Pfingsten in den Niederlanden

Mittwoch, 20. Mai

Unsere erste große Fahrt in diesem Jahr erfüllt uns den lang gehegten Wunsch, mit dem Wohnwagen am Haken mal wieder unser Nachbarland - die Niederlande - zu besuchen.

Ziel unserer Tour ist die Provinz Overijssel, wo wir auf einem Campingplatz nahe dem Städtchen Blokzijl die Stützen unseres Wohnwagens herunter lassen wollen. Los geht es erst am Abend, nachdem wir zuvor den 11. Geburtstag unseres Enkels Maurice in Gunsleben mitgefeiert haben. Wir fahren der untergehenden Sonne entgegen, bis Bad Oeynhausen zunächst auf der A 2 und dann weiter auf der A 30 in Richtung Amsterdam. Nach vier Stunden Fahrt verlassen wir kurz hinter Rheine die Autobahn, um uns in einem nahegelegenen Gewerbegebiet einen Übernachtungsplatz zu suchen. Der ist schnell gefunden, so dass wir uns noch vor Mitternacht in unserem kleinen Schneckenhaus aufs Ohr legen können.

Trotz der Nähe zur Autobahn können wir halbwegs pennen und setzten tags darauf, gegen 7 Uhr "ungefrühstückt" unsere Reise fort. Am Schüttorfer Kreuz fahren wir zunächst auf der A 31 in nördlicher Richtung Meppen, um dort wieder westwärts auf der A 28 die Grenze nach Holland zu überqueren. Vorgewarnt durch einige Camperfreunde halten wir dank Tempomat die für unser Gespann vorgeschriebenen 80 km/h ein und legen auf dem ersten Autobahnrastplatz eine ausgiebige Frühstückspause ein.

"Tussen de Diepen" in Blokzijl

Donnerstag, 21. Mai

Mit der Parzelle 46 auf einer großen Wiese im hinteren Teil des Platzes haben wir es gut getroffen. Wir stehen am Ende einer Reihe deutscher und holländischer Gespanne.

Uns gegenüber reiht sich eins der den Platz prägenden Mobilheime an das andere. Mit den  deutschen Dauercampern aus Nordhorn und Cloppenburg in unserer unmittelbaren Nachbarschaft haben wir von Beginn an einen guten Kontakt. Dass wir etwa 350 Meter vom Haupt- und Sanitärgebäude entfernt liegen, nehmen wir gern in Kauf. Weil sich im Zentrum des Platzes eine etwa 80-köpfige, recht lebhafte Wassersportgruppe aus Kleve mit etlichen Gespannen, Zelten und einem großem Gemeinschaftszelt niedergelassen hat, hoffen wir auf unserem hinteren Platz halbwegs ruhige Pfingsttage verbringen zu können. Eine etwas ausführlichere Beschreibung über den Campingplatz und dessen Ausstattung ist in der Rubrik der von uns besuchten Campingplätze zu finden sein.

Stadtbummel durch Blokzijl

Freitag, 22. Mai

Heute statten wir dem Städtchen Blokzijl einen Besuch ab. Mit den Rädern sind wir in wenigen Minuten im Ortszentrum und schauen hier zunächst dem emsigen Treiben an der Schleuse zu. Die Schleuse und der kleine Stadthafen werden ständig von kleinen und größeren Schiffen angefahren. Wir geben uns hemmungslos dem Nichtstun hin und schauen dem Gewusel auf dem Wasser zu. Blokzijl begann einst als kleine Siedlung und entwickelte sich später zu einer Festung am Ufer der Zuiderzee, dem heutigen Ijsselmeer. Hier wurden seinerzeit feindliche spanische Schiffe aufgehalten, die ins Inland eindringen wollten. Im vorigen Jahrhundert wurden Teile der ehemaligen Zuiderzee als Polder trockengelegt, so dass Blokzijl heute keine Küstenstadt mehr ist, sondern etwa 30 km vom Ijsselmeer entfernt im so genannten Water Reijk liegt. Am späten Nachmittag sind wir wieder zurück im Camp und bereiten das obligatorische Abendprogramm eines Campers vor: es wird gegrillt.

Urk am Ijsselmeer

Sonnabend, 23. Mai

Nach exakt zehn Jahren sind wir mal wieder an den Ort zurückgekehrt, der uns bei allen bisherigen Holland-Reisen immer ganz besonders fasziniert hat. Urk - die Stadt am Ijsselmeer hatten wir 2005 letztmals besucht. Damals noch ohne Wohnwagen, sondern nur mit dem Auto. Auch in den Jahren zuvor waren wir mehrmals mit den Kindern dort. Wohl nirgendwo ist Holland alljährlich am Pfingstsonnabend holländischer als hier. Am Urker Tag (Urkerdag) präsentiert sich ein Großteil der Einwohner in typisch holländischen Tracht. Rund um den Hafen und in der Altstadt zieht ein buntes Markttreiben zahlreiche Besucher aus Nah und Fern an. Auch wir lassen uns von diesem Trubel gefangen nehmen, zumal auch das anfänglich regnerische Wetter zusehends besser wird und am Nachmittag sogar die Sonne vom blauen Himmel strahlt. Wir genießen den Tag und die Festtagsstimmung in einem Café am Hafen und beobachten von hier aus bei lecker Kaffee und Kuchen das bunte Treiben. Einen würdigen Abschluss findet der Urkerdag, wie in den Jahren zuvor, auch in diesem Jahr mit dem "Urkerdagconcert" in der bis auf den letzten Platz besetzten Bethelkerk. Gänsehaut pur, als der Gesang der Urker Männerchöre "Crescendo" und "Hallelujah" durch das Gotteshaus schallt.

Mit den Rädern nach Giethoorn

Sonntag, 24. Mai

Der heutige Pfingssonntag steht ganz im Zeichen unserer Radtour durch das Water-Reijk. Ziel der Reise ist das etwa 15 Km entfernte Giethoorn. Die als "Venedig der Niederlande" bekannte, 2500 Einwohner zählende Ortschaft in der Nähe von Steenwijk, inmitten des Naturschutzgebietes "De Wieden",  hatten wir schon vor zehn Jahren mit dem Auto besuchen wollen. Leider vergeblich, denn Giethoorn ist ein autofreies Wasserdorf, das sich acht Kilometer lang an einem Kanal (Dorpsgracht) schmiegt. Die Anreise mit dem Rad von unserem Campingplatz in Blokzijl verläuft zunächst vorbei an zwei Bauernhöfen angeschlossenen Mini-Campings, bevor am Ort Jonen die "Waalengracht" mit einer Personenfähre zu überqueren ist. Danach verläuft der Radweg entlang der "Corneliusgracht" bis hinein nach Giethoorn. Was uns dort an Besuchern aus aller Welt (besonders aus Fernost) begegnet, übertrifft unsere kühnsten Erwartungen.

Im Venedig der Niederlande

 

"Giethoorn erkundet man am besten mit dem Boot", heißt es in einem Reiseführer. Nur gut das wir diese recht kostenintensive Variante (30 Euro für 2 Std. in einem Blechkahn mit E-Motor) wegen des chaotischen Gewusel auf allen Kanälen nicht beherzigen. Besonders auf der "Dorpsgracht" in Ortsmitte ist der Teufel los. Hunderte von Booten versuchen, aus allen Richtungen kommend, irgenwie voran zu kommen. Da sind wir zu Fuß entschieden schneller, auch wenn der Weg entlang der "Dorpsgracht" wegen des enormen Touri-Gewusel kein leichter ist. Gegen 16 Uhr erreichen wir das südliche Ende des Dorfes, wo wir  auf Kaffee und Kuchen in einem kleinen Selbstbedienungs-Café am Kanal hoffen. Aber Pustekuchen - bevor wir "Koffie en appelgebak" auf dem Tisch haben, muss die Muddi über eine halbe Stunde nach Kaffee und Apfeltorte anstehen. In den frühen Abendstunden sind wir wieder zurück im Camp und uns einig, einen schönen Pfingstsonntag verbracht zu haben, der mit einem trockenen Roten und einer Runde Skipbo angemessen zu Ende gebracht wird.  

Zurück nach Old Germany

Montag, 25. Mai

Heute heißt es Abschied zu nehmen von unserem schönen Platz auf dem CP Tussen de Diepen in Blokzijl. Schnell ist unser Vorzelt abgebaut. Unterwegs beschließen wir, im Großraum Bremen einen Zwischenstop einzulegen. Einige Umleitungen und Straßensperren machen es uns schwer, den Weg zum Camping Wiesenberg (Märchencamping Stuhr) zu finden.

Hier bleiben wir nur eine Nacht und fahren tags darauf die ca. 255 Kilometer auf der A1, A27, A7 und A2 auf kürzestem Wege nach Hause.