Mit dem Wohnmobil durch Norwegen

 

Schon seit einigen Jahren beschäftigte uns der Gedanke, eine Reise nach Skandinavien zu unternehmen. Weil aber die Kosten für Verpflegung und Übernachtung in Norwegen relativ hoch sind, schlossen wir eine Reise mit dem eigenen Pkw beizeiten aus. Um die Verpflegungs- und Übernachtungskosten zu senken, wollten wir stattdessen mit einem Miet-Wohnmobil fahren, um somit auch noch ein hohes Maß an Unabhängigkeit zu erreichen.
Schon bald fanden wir nach intensiven Recherchen im Internet die Seiten der Norwegenfreunde, das Norwegenforum, und viele andere, prall mit Informationen gefüllte Seiten, die liebevoll gestaltet die Faszination dieses Landes vermitteln und Vorfreude auf die Begegnung mit Land und Leuten wecken. Parallel dazu besorgten wir uns einschlägige Fachliteratur (Womo-Verlag) und ausreichend Kartenmaterial. Um dem hohen Preisniveau in Norwegen zu entgehen, widmeten wir der Beladung des Wohnmobils unsere besondere Aufmerksamkeit. Wir überlegten uns sehr genau, wie viel und welche Lebensmittel wir an Bord nahmen.

Als nächstes galt es, aus den zahlreichen Fährlinien, die um die Gunst der Kunden buhlen, die für uns optimale Linie herauszufinden. Da wir unsere Tour in Südnorwegen beginnen und dann nach Norden bis Trondheim weiter fahren wollten, war es ratsam in Egersund oder Kristiansand anzukommen. Schließlich entschieden wir uns für eine Fähre der Color Line, die zwischen Hirtshals und Kristiansand verkehrt. Bereits im Mai wurde die Reservierung vorgenommen und schon 14 Tage später hatten wir die Tickets im Briefkasten

 

 

Startschuss fällt in Berlin

Freitag, 13. August

Oschersleben - Berlin - Oschersleben (420 km)

Mit dem Abholen des Wohnmobils aus Berlin fällt heute der Startschuss zu unserer diesjährigen Urlaubsreise. Zunächst fahre ich mit Neffe Rüdiger aus Gunsleben nach Berlin, wo unser fahrbares Zuhause für die nächsten drei Wochen beim Vermieter Thorsten N. in Mahlsdorf bereit steht. Die Rückfahrt über die am Freitagnachmittag ziemlich belebte Autobahn ist ein erster Gewöhnungstest an das doch etwas andere Fahrgefühl des 90 PS starken Turbodiesel gegenüber unserem flotten Passat mit immerhin 130 Pferdestärken unter der Haube. Gegen 21 Uhr kommen wir in Oschersleben an. Noch am gleichen Abend beginnen Petra und ich mit dem Packen, dann gehen wir mit dem Wunschgedanken ins Bett, vielleicht doch schon morgen Mittag startklar zu sein.

 

 

Vom Reisefieber gepackt

 Sonnabend, 14. August - 1. Tag

Oschersleben - Hamburg - Tönning (375 km)

Bereits um 6 Uhr heißt es Aufstehen, denn vor uns liegt noch ein umfangreiches Packprogramm. Da wir uns aber schon seit Wochen darauf vorbereitet haben, geht uns die Arbeit schneller als erwartet von der Hand. Von unseren Kindern besichtigen Markus am frühen Morgen sowie Daniela und Billy am Mittag das abfahrbereite „4-Sterne-Hotel“. Bis dahin haben wir alles so gut wie möglich in den vielen Staufächern des Wohnmobils („Womo“) verstaut, immer mit dem Vorsatz, im Laufe der nächsten Tage noch „richtig“ einzuräumen. Nach dem Mittagessen mit Daniela und Billy hat uns dann das Reisefieber endgültig gepackt. Gegen 14 Uhr gibt es für uns kein Halten mehr und wir starten einen Tag früher als geplant zu unserer großen Fahrt. Wie groß und wie schön sie werden wird, steht in den Sternen und wird wohl in erster Linie von uns selbst und in zweiter Linie von einigen angenehmen und vielleicht auch unangenehmen Überraschungen im Verlauf der nächsten Wochen abhängen. Dass so eine Tour über ca. 5000 km durch die drei uns doch noch recht fremden Länder Dänemark, Norwegen und Schweden mit Sicherheit so manches unvergessliche Erlebnis bringen wird, wagen wir schon jetzt zu hoffen.

 

 

Mückenplage am Katinger Watt

 

Zumindest machen wir uns mit großen Erwartungen auf eine schöne gemeinsame Zeit auf den Weg. Der führt uns zunächst aber nur bis ins benachbarte Schermcke, wo wir uns mit einer extra großen Portion Schermcker Eis von der Heimat verabschieden. Dann geht es in flottem Tempo über die A 2 bis Braunschweig und danach auf der B 4 über Uelzen und Lüneburg stramm nordwärts. Nach etwas zähem Verkehr vor dem Elbtunnel bringt uns die A 7 ins Schleswig-Holsteinische. Über die A 23 erreichen wir am späten Nachmittag unser erstes Tagesziel, das Eider-Sperrwerk bei Tönning. Während die Fahrt bis hier reibungslos verläuft, gibt es bei der Stellplatzwahl erste Meinungsverschiedenheiten. Petra favorisiert einen Parkplatz, der aber von einem riesigen Windrad überragt wird. Ich halte einen Platz im Katinger Watt für angebrachter, zumal sich dort schon einige Wohnmobile aufgestellt haben. Weil bei Stimmengleichheit die Stimme des Fahrers doppelt zählt, stellen wir uns auch dorthin..... Als wir unser erstes Abendbrot im Freien einnehmen wollen, haben wir die Rechnung ohne die vielen Mücken gemacht. Fluchtartig räumen wir das Feld und ziehen uns ins Womo zurück. Dort ist es unerträglich warm. Dass wir zu blöd sind, die Fenster zu öffnen und die Gaze-Fenster herunterzuziehen, wollten wir als Wohnmobil-Neulinge eigentlich für uns behalten.....

 

 

Mit den Rädern auf Nordstrand

 Sonntag, 15. August - 2. Tag

Tönning - Nordstrand - Niebüll (90 km)

Bis in die frühen Morgenstunden sorgt  über das Watt dudelnde Disco-Musik für eine ziemlich unruhige und kurze Nacht. Das sonntägliche Frühstück lässt aber schon bald wieder Urlaubsstimmung aufkommen. Auf Umwegen fahren wir durchs schöne Nordfriesland bis nach Husum, haben aber wenig Lust auf die graue Stadt am Meer, weil wir hier schon ein paar Mal gewesen sind. Wir fahren schnurstracks weiter auf die Halbinsel Nordstrand und glauben auf einem gepflegten Parkplatz in der Nähe vom Fährableger nach Pellworm ein ruhiges Plätzchen für den Tag und für die Nacht gefunden zu haben. Schnell ziehe ich ein 24-Stunden-Ticket aus dem Parkautomaten und freue mich mit Petra auf einen schönen Tag. Unsere Freude wird aber etwas getrübt, als wir im Nachhinein feststellen, dass Wohnmobile zwischen 22 und 8 Uhr unerwünscht sind. Trotzdem machen wir eine etwas größere Radtour auf Nordstrand. Wegen Petras zurückliegender dreiwöchiger Krankheit mit einigen Pausen an besonders schönen Orten - und davon gibt es auf diesem wonnigen Stückchen Erde wahrlich genug. Zum Kaffeetrinken sind wir wieder zurück und beschließen wegen des Womo-Verbots noch am frühen Abend weiter in Richtung Norden zu fahren. Dabei spekulieren wir auf einen Stellplatz in oder um Niebüll. Der Ort ist uns noch in guter Erinnerung, weil wir dort während einer Pkw-Tour mit Sohnemann Markus durch Schleswig-Holstein und Dänemark, unmittelbar nach der Wende, schon einmal Station gemacht haben. Nach fast einstündiger ergebnisloser Suche zwischen Niebüll und Dagebüll sowie einer Reihe kleiner nordfriesischer Dörfer wäre uns in Anbetracht der hereinbrechenden Dunkelheit und eines defekten Abblendlichtes, auf das wir laufend von entgegenkommenden Verkehrsteilnehmern aufmerksam gemacht werden, nur noch der kleine Campingplatz in Dagebüll geblieben. Wir beschließen frei zu stehen und finden kurz hinter Niebüll einen sauberen Rastplatz an der B 5, wo wir auf eine halbwegs ruhige Nacht hoffen.

 

 

Defekt an der Schatzkiste

Montag, 16. August - 3. Tag

Niebüll - Ribe - Hvide Sande (165 km)

Da die B 5 und unser Rastplatz auch nachtsüber von zahlreichen Fahrzeugen aus beiden Richtungen befahren wird, ist an einen erholsamen Schlaf kaum zu denken. Dennoch scheinen die Vorzeichen für einen angenehmen Tagesablauf bestens zu stehen: Beim erstmaligen Leeren der WC-Kassette im Parkplatz-WC stellt sich nämlich heraus, dass der Schiebermechanismus im inneren der Kassette aus seiner Führung gerutscht ist. Nach einigem Hantieren an den Innenteilen unserer "Schatzkiste" kann der Schaden im wahrsten Sinne des Wortes zu unserer Erleichterung behoben werden. Nach so viel Schiet am frühen Morgen ist uns das Glück schon bald hold. Zuerst können wir unser defektes Abblendlicht in einer Niebüller Kfz-Werkstatt reparieren lassen. Auch die Suche nach einem Aldi- oder Lidl-Großmarkt verläuft problemlos, so dass wir unser bereits gut gefülltes Verpflegungs- und Getränke-Depot weiter ergänzen können. Nachdem in Süderlügum auch noch der Biervorrat trotz strenger norwegischen Zollbestimmungen etwas über das erlaubte Maß aufgefrischt wird, ist auch für mein ganz persönliches Wohl für die kommenden Tage bestens gesorgt.

 

 

Sturz beim Federball

 

Kurz vor der dänischen Grenze wird unser Frischwassertank randvoll aufgefüllt, dann geht es über Tonder, Ribe und Varde weiter bis nach Hvide Sande an der westjütländischen Küste. Den dortigen Campingplatz haben wir bereits im Internet als Übernachtungsplatz ins Auge gefasst. Da es in dem beliebten Nordseebad gleich drei Campingplätze gibt, entscheiden wir uns, auf Empfehlung eines hilfsbereiten deutschen Touristen, für den Platz Lyngvig-Camping am Leuchtturm von Hvide Sande. Der Campingplatz ist nur noch spärlich besucht, so dass wir uns ein schönes Plätzchen im Dünenbereich aussuchen können. Trotz Nachsaison müssen auch Reisemobile umgerechnet 18 Euro für den Stellplatz berappen. Mit Strom wären es 21 Euro gewesen. Vor dem Abendbrot düsen wir mit unseren Rädern ausgiebig durch das weitläufige Dünengelände und nehmen uns vor, morgen mit den Rädern nach Hvide Sande zu fahren. Der Versuch, uns beim Federballspiel etwas in Schwung zu bringen, endet für Petra - zur unübersehbaren Schadenfreude unserer Berliner Nachbarn - mit einem überaus spektakulären Sturz, der glücklicherweise glimpflich ausgeht. Bei einer Flasche Rotwein, Knabberkram und einer fröhlichen Knobelrunde geht ein ereignisreicher Tag zu Ende.

 

 

Mittagspause am Oddesund

Dienstag, 17. August - 4. Tag

Hvide Sande - Thisted - Aggersund (220 km)

Nach einer ruhigen Nacht werden wir heute Morgen von Regen, Blitz und Donner geweckt. Das kräftige Gewitter bringt unsere Planung ziemlich durcheinander, denn eigentlich wollen wir heute Vormittag mit den Rädern ins ca. 4 km entfernte Hvide Sande und erst am Nachmittag weiter in Richtung Norden fahren. Das regnerische Wetter veranlasst uns, unser Womo bereits nach dem Frühstück startklar zu machen. Wir leeren unseren Abwassertank und füllen den Frischwassertank nochmals auf. Somit sind wir wieder für drei bis vier Tage völlig autark und setzen gut gelaunt unsere Reise fort. Die führt uns auf der Straße Nr. 181 immer an der Nordseeküste entlang bis kurz vor Lemvig. Dann geht es weiter in Richtung Struer, wo wir unmittelbar hinter der Brücke über den Oddesund ein herrliches Plätzchen für eine ausgiebige Mittagspause finden. Während ich mir am Ufer ein wenig die Beine vertrete und ein paar Fotos mache, brutzelt Petra in unserer kleinen Bordküche Bratkartoffeln. Mit Schinken und reichlich Ei angerichtet lassen wir es uns schmecken, bevor wir nach einem kurzen Mittagsschlaf unsere Fahrt in Richtung Hirtshals fortsetzen. Eilig haben wir es nicht, denn die Fähre, die uns von Hirtshals nach Norwegen bringen soll, ist ja erst für Donnerstag, 13.45 Uhr, gebucht. Um die Stellplatzgebühren auf dänischen Campingplätzen zu umgehen, wollen wir heute wieder frei stehen. Deshalb verlassen wir kurz vor Fjerritslev die B 11 und fahren auf der B 29 etwa 10 km südwärts. Dabei entdecken wir hinter der Brücke über den Aggersund einen super Platz. Weitab von öffentlichen Straßen stehen wir ganz allein direkt am Wasser und genießen nach einem fürstlichen Abendbrot im Freien den sonnigen Abend. Nach der obligatorischen Knobelrunde, bei der ich mal wieder nur zweiter Sieger werde, ersparen wir uns erstmals den Umbau der großen Dinette im Wohnbereich zur zweiten Schlafstelle und versuchen mit der Doppelliege im Womo-Heck auszukommen.

 

 

Ab Hirtshals mit der Color Line 

Mittwoch, 18. August -5. Tag

 Aggersund - Hirtshals - Lysta fyr (215 km)

Bereits in der Nacht verwerfen wir die „Einbettvariante“ angesichts des für zwei „vollschlanke“ Personen wie wir recht dürftigen Platzangebots von nur 1,28 m in der Breite..... Der Tag beginnt mit einem ausgiebigen Frühstück im Freien, dem wir mit unserem bescheidenden Federballkönnen eine halbwegs sportliche Körperertüchtigung folgen lassen. Nur gut das dies unter Ausschluss der Öffentlichkeit geschieht. Zwar bleiben Petra ähnlich spektakuläre Bodenberührungen wie in Hvide Sande erspart, aber der Federball befindet sich letztendlich doch mehr auf dem Boden als in der Luft. Wir sind eben nicht mehr die Jüngsten und man verlernt eben so einiges im Laufe der Jahrzehnte....

Frohen Mutes nehmen wir dann unsere nächste Etappe in Angriff, die uns bei herrlichem Sonnenschein zum Fährhafen nach Hirtshals führen soll. Hier beschäftigt uns der Gedanke, vielleicht schon einen Tag früher als gebucht nach Norwegen übersetzen zu können. Schließlich liegt die Vermutung nahe, dass die Fähre in der Nachsaison ohnehin nicht ausgebucht ist. Nach einigen Orientierungsschwierigkeiten im Fährhafen werden unsere Norwegen-Tickets im Hafenbüro der Color Line problemlos um 24 Stunden vordatiert. Kurze Zeit später erhalten wir am Checkpoint unsere Bordkarten und dürfen mit unserem Womo in der Wartezone des Verladekais rollen. Hier hat Petra gerade noch Zeit, um uns ein paar Stullen für die fünfstündige Überfahrt zu schmieren, weil wir vermuten, dass die Preise an Bord genau so gepfeffert sind wie der Preis für die Überfahrt. Bereits dafür haben wir im Vorfeld 247 Euro hinblättern müssen. Während wir uns „bordfein“ machen, verpassen wir um Haaresbreite den Anschluss an die vor uns wartende Wohnmobil-Kolonne. Gerade noch rechtzeitig sehe ich die große Lücke vor mir, hechte turboschnell auf den Fahrersitz, starte den Diesel und jage den bereits im gewaltigen Rumpf der Fähre verschwundenen Fahrzeuge hinterher.

 

 

Erholsame Stunden auf dem Sonnendeck

 

Hier werden wir vom Bordpersonal erstmal zu eine etwas moderateren Fahrweise ermuntert und dann auf unseren Platz eingewiesen. Nachdem wir uns das Deck und den Parkplatz unseres Womos gemerkt haben, fahren wir mit dem Fahrstuhl in die oberen Etagen der Fähre hinauf. Spätestens hier schlägt zumindest bei mir der hinter uns liegende Umbuchungs- und Verladestress in Vorfreude auf die bevorstehende Seereise um. Petra indes sieht der mehrstündigen Überfahrt  mit leicht gedämpftem Optimismus entgegen. Schließlich hat sie unsere einige Jahre zurückliegende stürmische Überfahrt von Cuxhaven nach Helgoland noch in unguter Erinnerung, als bei Windstärke 10 von allen Decks gekotzt wurde, was das Zeug hielt.....
Heute aber bescheren uns die ruhige See und der strahlend blaue Himmel eine wunderschöne Überfahrt. Wie zwei gestandene Weltenbummler lümmeln wir uns auf dem Sonnendeck in die Liegestühle und lassen uns die Sonne auf den Pelz scheinen. Kurz nach 18 Uhr taucht am Horizont Norwegens Küste auf.

 

 

Straßenräuber am Wegesrand

 

Auf Petras Drängen steigen wir früher als erforderlich zum Fahrzeug-Deck hinab und bekommen dadurch nur den ersten Teil des Anlegemanövers im Hafen von Kristiansand mit. Der norwegische Zoll winkt die ganze Womo-Kolonne ohne eine einzige Kontrolle durch. Wir winken freundlich zurück und denken dabei an unseren unzulässig großen Bier- und Weinvorrat im Stauraum. In Kristiansand teilt sich die von der Fähre rollende  Wohnmobil-Kolonne. Während ein Teil Kurs auf Oslo nimmt, halten wir auf die norwegische Südküste zu. Die Ausfahrt nach Stavanger ist gut ausgeschildert, so dass wir auf dem RV (Reichsveijen) 39 bis Lyngdal gut vorankommen. Dort fahren wir auf dem RV 43 weiter auf die Halbinsel Lista und werden kurz vor Farsund erstmals mit der norwegischen Variante modernen Straßenräubertums konfrontiert. „Bomstasjon“ heißen die für die Staatskasse segensreichen Einrichtungen, an denen man überall in Norwegen für Straßen-, Tunnel- oder Passbenutzungen zur Kasse gebeten wird. Nachdem wir den Automaten mit 40 Kronen Maut (Bom) gefüttert haben, öffnet sich die Schranke und wir dürfen die videoüberwachte Anlage passieren. Für die Nacht haben wir einen Stellplatz aus dem „Schulz“, dem hilfreichen Nachschlagewerk für Wohnmobil-Camper (Mit dem Wohnmobil nach Südnorwegen) ins Auge gefasst. Unmittelbar unter dem Leuchtturm von Lista (Lista fyr) endet dann die heutige Etappe. Neben einer vierköpfigen Womo-Familie aus Böblingen lassen wir uns häuslich nieder und bereiten uns auf die erste Nacht auf norwegischem Boden vor.

 

 

Ruhetag am Leuchtturm

Donnerstag, 19. August - 6. Tag

Lista fyr 

Nachdem uns Norwegen gestern mit sonnigem Wetter empfangen hat, schlägt es schon in der ersten Nacht mächtig um. „Nichts ändert sich in Norwegen so schnell wie das Wetter“, lautet ein weiser Spruch, von dessen Wahrheitsgehalt wir uns an den folgenden Tagen wiederholt überzeugen können. Über Nacht hat es pausenlos geregnet. Dazu fegte ein Sturm von der Nordsee her übers Land, der mächtig an unserem Womo rüttelte. Nach dem Frühstück klärt es ein wenig auf. Ein Umstand, der uns ermutigt, die Räder startklar zu machen, um in den Nachbarort Borhaug zu radeln. Im Reiseführer haben wir gelesen, dass man dort unmittelbar am Hafen gelegentlich fangfrischen Fisch kaufen könne.  Am Hafen halten wir aber vergeblich Ausschau nach dem freundlichen Fischverkäufer aus dem „Schulz“, stattdessen werden wir von Petrus, oder wie der norwegische Wetterfritze heißen mag, mit einem mächtigen Regenguss überrascht. Also nichts mit „ferske reker“ - frischem Fisch zum Mittagbrot. Ohne die begehrten Meerestiere erreichen wir, nass bis auf die Knochen, unser rollendes Zuhause am Leuchtturm Lista Fyr. Weil es uns der Stellplatz und das Umfeld am Lista fyr so gut gefallen und das Wetter auch immer besser wird, beschließen wir, heute nicht weiter zu fahren und einen Ruhetag einzulegen.

 

 

Mit den Rädern nach Borhaug

 

Schließlich sind wir mit dem Wohnmobil völlig unabhängig und müssen spätestens am 2. September die Fähre vom dänischen Gedser nach Rostock erwischen. Nachdem sich unsere Böblinger Womo-Nachbarn verabschiedet haben, bleiben wir nicht lange allein. Für kurze Zeit leistet uns ein Ehepaar aus Wilhelmshaven Gesellschaft, das mit einem Hymer 534 unterwegs ist.

Der Ruhetag bekommt uns blendend, zumal Petra wieder einmal mit einem leckeren Mittagessen glänzt. Danach räkeln wir uns faul in den Liegestühlen und schicken gedanklich einen Dank nach Gunsleben, weil uns Undine und Markus die zum Womo gehörenden unbequemen Anglerstühle gegen zwei sehr bequeme Liegestühle umgetauscht hatten. Nach dem Kaffeetrinken klettern wir auf den Leuchtturm und haben bei strahlendem Sonnenschein eine tolle Fernsicht. Danach statten wir dem kleinen Heimatmuseum am Fuße des Leuchtturms einen Besuch ab. In Anbetracht des schönen Wetters schwingen wir uns noch einmal auf die Räder, um die am Vormittag ins Wasser gefallene Radtour nachzuholen. Während  wir in dem kleinen Lebensmitteladen von Borhaug noch etwas einkaufen, beginnt es aus heiterem Himmel plötzlich wie aus Kübeln zu schütten und wir kommen zum zweiten Mal völlig durchnässt am Womo an. Vielleicht lassen wir aus diesem Grund den Tag bei einer Partie „Mensch ärgere dich nicht“, die Petra wieder einmal völlig unverdient gewinnt, und ein paar Knobelrunden ausklingen......

 

 

Bergfahrt vor Talfahrt

Freitag, 20. August - 7. Tag

Lysta - Flekkefjord - Preikestolen  (255 km)

Nach dem Ruhetag am Lysta fyr geht es heute auf eine Etappe, die uns noch lange in Erinnerung bleiben wird. Um die E 39 auf kürzestem Weg zu erreichen, befahren wir eine Straße, die zwar als solche in unserer Karte gekennzeichnet ist, die sich in Wirklichkeit aber urplötzlich in einen recht schmalen Schotter- und Feldweg verwandelt. Der kurvenreiche Weg soll uns nach Kvindsdal bringen, beschert uns aber an einer engen Stelle, ein Erlebnis der ganz besonderen Art. Um einem entgegenkommenden Lastzug auszuweichen, wollen wir bis zur etwa 50 Meter hinter uns liegenden Ausweichstelle zurücksetzen. Ein Vorhaben, das uns angesichts der Felswand zur Rechten und dem steil abfallenden Abgrund zur Linken noch nach Stunden ein Gruseln über den Rücken jagt. Gott sei Dank hat der Brummi-Fahrer ein Einsehen und rangiert seinen Lastzug mit viel Geschick bergauf zurück bis zur dortigen Ausweichstelle. Erst später bekommen wir mit, dass man bergauffahrend nicht unbedingt ausweichen muss. „Bergfahrt vor Talfahrt“, heißt es in ganz Norwegen. Jedenfalls sind wir heilfroh, unbeschadet die E 39 zu erreichen, auf der wir dann recht komfortabel bis nach Flekkefjord rollen. Nach erfolgreicher Parkplatzsuche machen wir uns stadtfein und bummeln ein wenig durch das kleine Städtchen. Dabei tauschen wir in einer Bank unsere Euriken in norwegische Kronen (NOK) um und starten unseren ersten norwegischen Einkaufsbummel. Obwohl Petra schon jetzt nach geeigneten Mitbringseln für die Lieben daheim Ausschau hält, werden als erstes unsere Obst- und Gemüsevorräte großzügig ergänzt.

 

 

Auf der Nordseeküstenstraße

 

Nach der Weiterfahrt auf der Nordseeküstenstraße (RV 44) bieten sich uns in ständigem Wechsel die tollsten Landschaftsbilder. Wir fahren durch eine atemberaubende Küstenlandschaft. Während Petra fotografiert was das Zeug hält, muss ich auf der teilweise engen und kurvenreichen Straße ständig vor möglichem Gegenverkehr auf der Hut sein. Besonders bei Talfahrten werde ich mit Unbehagen an die Begegnung vom Vormittag erinnert. Zur Mittagspause entdecken wir in der Ortschaft Ana Sira ein schönes Plätzchen direkt am gleichnamigen, überaus lachsreichen Fluss. Am Nachmittag fahren wir weiter und besichtigen zwei winzige, unbewohnte Hütten, die unmittelbar unter einen mächtigen Felsen gebaut wurden. Wir tragen uns ins Gästebuch ein und stellen dabei fest, dass unsere Böblinger Womo-Nachbarn vom Leuchtturm Lista fyr kurz vor uns hier gewesen sind. Nachdenklich stimmt uns, dass uns zwei junge Norwegerinnen als Deutsche erkennen und uns hinter vorgehaltener Hand flüsternd als Faschisten betiteln.

 

 

Erfolglose Stellplatzsuche

 

Dann geht es weiter, vorbei an Egersund und Sandnes. Hier haben wir etwas Mühe, den Reichsweg 13 nach Jörpeland zu finden. Bei unserer ersten Fährpassage werden wir als über 6 Meter langes Fahrzeug eingestuft. Worüber wir uns in Anbetracht der 6,14 Meter laut Zulassung gar nicht aufregen dürfen. Damit verdoppelt sich allerdings der Preis auf stolze 164 Kronen! Als wir dann nach langer Suche den im Schulz angepriesenen Stellplatz auf der Insel Isle gefunden haben, werden wir arg enttäuscht. Zwischenzeitlich will man dort über Nacht keine Wohnmobile mehr haben, worauf ein Schild unmissverständlich hinweist. Weil auch am Hafen von Jörpeland schon zu viele Womos stehen, müssen wir wohl oder übel auf den Campingplatz am Preikestolen ausweichen. Dort angekommen, ist unsere Stimmung zum einen wegen der teuren Fährpassage und zum anderen wegen der vergeblichen Stellplatzsuche auf der Insel Isle etwas gedämpft. Nach den Niederschlägen der letzten Tage steht der Campingplatz Preikestolen (Predigtstuhl) ziemlich unter Wasser und kostet obendrein auch noch 170 Kronen. Wir sind aber dennoch froh, dass wir nach der heutigen strapaziösen Etappe über 250 km hier untergekommen sind und nehmen uns vor, in Zukunft kürzere Etappen zu fahren. Morgen steht aber erstmal die Wanderung auf den Preikestolen auf dem Programm. Angesichts des starken Regens, der pausenlos auf unser Womodach trommelt, mögen wir aber noch nicht so recht daran glauben. Zumindest könnten sich Petras geheime Hoffnungen erfüllen, dass der vierstündige Preikestolen-Aufstieg buchstäblich ins Wasser fällt. Trotzdem lassen wir uns unsere abendliche Knobelrunde nicht nehmen, fallen aber recht bald todmüde in unsere Betten.

 

 

Aufstieg fällt ins Wasser

 Sonnabend, 21. August - 8. Tag

Preikestolen - Skjoldastraumen (190 km)

Die kräftigen Regengüsse in der Nacht und die dunklen Wolken am Vormittag stellen den Aufstieg auf den Preikestolen und die tolle Aussicht von dort oben auf den Lysefjord tatsächlich in Frage. Letztendlich fällt er zu Petras unübersehbarer Erleichterung im wahrsten Sinne des Wortes ins Wasser. Dabei haben wir uns schon zuhause für den mehrstündigen Aufstieg extra passendes Schuhwerk besorgt. Stattdessen nutzen wir die blitzsauberen sanitären Einrichtungen des Campingplatzes und ent- bzw. versorgen unser rollendes Zuhause, um wenigsten einen Teil der Platzgebühren zu nutzen. Dann setzen wir unsere Tour in Richtung Norden fort, müssen aber schon nach etwas 50 km mit der Fähre von Hjelmeland nach Nesvik übersetzen. Diesmal haben wir Glück und kommen als 6-Meter-Womo durch, wofür nur schlappe 66 Kronen zu entrichten sind. Auf der Fähre treffen wir ein Ehepaar aus Magdeburg, das mit dem Pkw zu einer Ferienhütte bei Sand unterwegs ist und dabei seine in zwei weiteren Pkw reisenden Bekannten verloren hat und nun ohne Landkarte und Ortskenntnis recht hilflos ist. Nachdem ich den Landsleuten auf meiner Karte den rechten Weg nach Sand gewiesen habe, finden wir erst recht spät ein geeignetes Plätzchen für die längst fällige Mittagspause. Vorher müssen wir aber noch einmal auf eine Fähre und werden abermals als „Sechser“ eingestuft.

 

 

Am Skjoldafjord 

 

Zum Mittagessen gibt es Salzkartoffeln mit Schweinefleisch und köstliche Pfirsiche als Nachtisch. Danach geht die Fahrerei von Tal zu Tal und Fjord zu Fjord munter weiter. Zu den vielen Tälern und Fjorden gesellen sich von nun an auch noch zahlreiche Tunnel. Ein „Tunnelen“ ist länger als der andere. Langweilig wird uns beim besten Willen nicht. Immer wieder gibt es interessante Dinge zu sehen. Auch das Suchen nach einem ruhigen Stellplatz ist im Gegensatz zur gestrigen Sucherei schon bald von Erfolg gekrönt. Petra hat nämlich im Reiseführer einen Platz in der Nähe der Ortschaft mit dem viel versprechenden Namen Skjoldastraumen gefunden. Der Platz unmittelbar am Skjoldafjord ist wirklich traumhaft und es ist überhaupt keine Frage, dass wir hier unsere heutige Etappe beenden werden. Zum Abendbrot hat Petra einen leckeren Tomatensalat zubereitet. Bis zum Schlafengehen wird noch ein wenig gewürfelt und geknobelt, wobei wir zu wiederholten Mal feststellen, dass wir ganz prima ohne Fernsehgerät und Radio auskommen. Für die TV-bestückten Reisemobilisten, die auf jedem Platz immer erst ihre Satellitenschüsseln ausrichten, haben wir nur noch ein müdes Lächeln übrig. Nur eine deutsche Zeitung hätten wir gern einmal gehabt, schließlich möchte man nicht völlig hinterm Mond leben und ein paar Neuigkeiten aus der Heimat gibt es sicher auch.

 

 

Ein Bad im Fjord

 Sonntag, 22. August - 9. Tag

 Skjoldastraumen - Odda - Alvik (175 km)

Der Abstecher nach Skjoldastraumen erweist sich in doppeltem Sinn als Glücksgriff. Unser Stellplatz liegt zum einen himmlisch ruhig am örtlichen Badeplatz und zum anderen beginnt der Tag mit eitel Sonnenschein. Nach dem sonntäglichen Frühstück radeln wir mit unseren Rädern ein wenig in der Gegend herum und entdecken dabei mit Hilfe unseres Reiseführers die einzige Salzwasserschleuse Norwegens. Bereits 1908 gebaut, ist sie noch immer in Betrieb und reguliert den Wasserstand im inneren Teil des Skjoldafjordes, damit dieser auch von größeren Schiffen befahren werden kann. Nach unserer Radtour machen wir es uns vor dem Womo in unseren Liegestühlen bequem und genießen den schönen Tag. Das sonnige Wetter ermutigt Petra sogar zu einem Bad im Fjord. Dass sie sich dabei allerdings nur bis zu den Kniescheiben in das kristallklare, aber doch schon recht kalte Wasser wagt, ist nur Chronistenpflicht.

 

 

Mit flotter Musik zum Latefossen

 

Im Gegensatz zum nassen Element fühlt sie sich aber im Küchenbereich unseres Appartements auf Rädern von Tag zu Tag wohler. Jedenfalls steht zum Mittag ein Essen auf dem Tisch, das der heimischen Küche in nichts nachsteht. Schmorwurst, Kartoffeln und Blumenkohl schmecken super und nach der wohlverdienten Mittagspause setzen wir guter Dinge und bei flotter CD-Musik unsere Reise fort. Zuerst tuckern wir den RV 134 hinauf und spielen mit dem Gedanken, nachdem wir bei Josendal wieder auf den RV 13 treffen, einen Abstecher auf die von vielen Norwegen-Touristen hoch gelobte Hardangervidda zu machen. Aus Zeitmangel verzichten wir darauf, zumal man sich dieses schöne und unter Naturschutz stehende Hochplateau am besten auf Schusters Rappen erwandern soll. Vielleicht beim nächsten Mal, denn morgen liegt leider schon die Hälfte unseres Urlaubs hinter uns.
In Richtung Odda weiter fahrend, beschert uns die Natur von nun an ein Highlight nach dem anderen. Wir durchqueren auf dem RV 13 parallel zum Sorfjord eine unbeschreiblich schöne Landschaft und kommen uns beim Anblick derselben manchmal wie besoffen vor. Vor dem gigantischen Zwillingswasserfall Latefossen, der mit ohrenbetäubendem Lärm zu Tal stürzt, legen wir einen kurzen Stopp zum Foto-Shoting ein.

 

 

Weiter in Richtung Bergen

 

Um auf die andere Seite des Eidfjordes zu gelangen, hätten wir in Kinsarvik zwei Stunden auf die Fähre nach Kvandal warten müssen. Nach einem Blick auf die Karte fahren wir weiter bis nach Brimnes und purzeln dort direkt auf eine Fähre, die uns in wenigen Minuten und noch dazu als „Sechser“ hinüber nach Bruravik bringt. Nach dem Übersetzen verschwindet die Straße sofort in einem 12 km langen Tunnel. Kurz danach biegen wir links auf den RV 7 in Richtung Bergen ab und hoffen unmittelbar am Hardangerfjord einen Stellplatz zu finden. Die Fahrt auf der zur Reichsstraße deklarierten Uferstraße hat ihre Tücken. Keinesfalls sollte man sich zu sehr vom herrlichen Ausblick auf den Hardangerfjord ablenken lassen. An manchen Stellen wird die Straße sehr schmal, so dass man nur an den Ausweichstellen aneinander vorbei kommt. In der Nähe von Alvik finden wir schließlich ein idyllisches Plätzchen am Wasser. Gemeinsam mit einem Womo-Pärchen aus Kassel und zwei pausenlos quasselnden Italienern, die hier in ihrem Pkw übernachten,  hoffen wir hier auf eine ruhige Nacht.

 

 

Einkaufsbummel in Norheimsund

10. Tag: Montag, den 23. August

 Alvik - Bergen - Voss (215 km)

Die Nacht auf dem Rastplatz ist trotz der Nähe zur Reichsstraße ruhig, dennoch können wir nicht besonders gut schlafen, weil das Womo auch mit Unterlegekeilen etwas schief steht. Dafür werden wir aber schon am frühen Morgen von strahlendem Sonnenschein geweckt. Urlaubsherz was willst du mehr? Grund genug, um sich nach dem Frühstück erstmal für etwa zwei Stunden faul an den Fjord zu legen. Mit einem herrlichen Ausblick auf die schneebedeckten Gipfel auf der anderen Seite des Fjordes genießen wir dieses Sonnenbad. Erst gegen Mittag nehmen wir Kurs auf Bergen, stoppen aber bereits nach wenigen Kilometern in Norheimsund, einem kleinen Städtchen am nördlichen Ufer des Hardangerfjojrds. Da wir unser Womo problemlos im Stadtzentrum parken können, bietet sich ein kleiner Einkaufsbummel in der City an. Obwohl unsere Bord-Speisekammer noch gut gefüllt ist, wandern Käse, Joghurt, ein bisschen frische Wurst und Obst in den Einkaufskorb.

 

 

Erbsensuppe im Skigebiet

 

Unmittelbar hinter Norheimsund geht es dann auf streckenweise recht enger Straße durch zahlreiche Tunnel steil bergauf. Ausgerechnet hier kommt uns wieder mal ein großer Lkw entgegen. Beim vorsichtigen Aneinandervorbeimanövrieren hätte kaum eine Handbreit zwischen die Felswand zur Rechten und den Brummi zur Linken gepasst. Doch alles geht gut und unbeschadet schnauft unser Dieselchen eine Serpentine nach der anderen hinauf. Oben angekommen, befinden wir uns in ca. 1200 Meter über N.N. mitten im Ski-Gebiet von Bergen. Zahlreiche Skihütten und -lifte säumen den Weg und weiter oben liegt sogar noch reichlich Schnee.

Da sich allmählich ein leichtes Hungergefühl einstellt, ist uns auch dieser kühle Ort recht, um eine Pause zu machen und uns ein Erbsensüppchen mit Bockwurst schmecken zu lassen. Dann geht es auf dem RV 7 bergab bis Hisdalen, wo wir die Straße linksabbiegend verlassen und auf der zum Samnangerfjord steil abfallenden Uferstraße zunächst bis Rolfsvag und dann durch das liebliche Hegglandsdal bis Osoyro fahren. In Rolfsvag finden wir auf Anhieb den im Reiseführer aufgeführten Bade- und Piknickplatz und folgen auch weiter der vom Autor vorgeschlagenen Route. Zuerst statten wir dem Lysekloster, bzw. den 1930 restaurierten Gemäuerresten des 1146 von englischen Zisternsiensermönchen errichteten Klosters einen Besuch ab. Nach einem Stopp am Aussichtspunkt und Freiluftmuseum von Fanaseter hat uns nach flotter Talfahrt die vom Anreisetag bekannte E 39 wieder.

 

 

Blauer Himmel über Bergen

 

Auf der verkehrsreichen Europastraße 39 nähern wir uns Bergen nun von Süden her. Obwohl wir die leicht zu übersehende Abfahrt nach Troldhaugen gefunden haben, verfahren wir uns im folgenden Kreisverkehr und landen prompt wieder auf der ins Zentrum führenden E 39. Somit müssen wir den geplanten Besuch der Wirkungs- und Begräbnisstätte von Edvard Grieg, Norwegens großem Komponisten, sausen lassen. Sorry Edvard, vielleicht ein anderes Mal. Dafür rollen wir aber unter strahlend blauem Himmel in Norwegens zweitgrößte Stadt hinein. Das mit einem jährlichen Durchschnitt von 240 Regentagen überaus regenreiche Bergen präsentiert sich uns von seiner schönsten Seite. Allerdings ist die Suche nach einem geeigneten Stellplatz für unser Womo gar nicht so einfach. Zuerst finden wir stadteinwärts die Mautstation nicht, an der 15 Kronen Stadtmaut fällig sind, die von Bergens „Straßenwikingern“ eingefordert werden. Danach finden wir den Weg zum Internationalen Yachthafen erst im zweiten Anlauf, können dort aber tatsächlich noch einen Parkplatz für unser Gefährt entdecken. Auf dem ausgeschilderten Womo-Parkplatz hätten wir 150 Kronen berappen müssen und das ohne Ent- bzw. Versorgungsmöglichkeit.
Der Bummel durch Bergen führt uns zuerst über den Fischmarkt, wo wir uns ein Brötchen mit fangfrischem Lachs zu je 2 Euro schmecken lassen. Die zum Weltkulturerbe gehörende Altstadt (Bryggen) gefällt uns ebenso wie das Flair dieser schönen Stadt. Zumal in deren Hafen gerade das bekannte Clubschiff “Aida” die Anker lichtet. Da Petra unser Parkplatz am Hafen zum Übernachten nicht ganz geheuer ist, fällt unser Aufenthalt in Bergen kürzer als eigentlich geplant aus. So sagen wir Bergen bereits am frühen Abend adieu und setzen unsere Tour in nördlicher Richtung fort.

 

 

Die Bauers aus Neustadt

 

Auf dem RV 13 (E 16) fahren wir munter auf Voss und Gudvangen zu. Dabei durchbrausen wir einen Tunnel nach dem anderen und nehmen Tunnellängen von 6 bis 10 km nur noch  mit einem Lächeln zur Kenntnis. Schwieriger indes ist die Suche nach einem geeigneten Übernachtungsplatz. Der Reiseführer empfiehlt zwar mehrere Plätze auf dem Kjerringafjell. Dazu hätten wir aber in Dale rechts abbiegen und unseren Diesel auf einer alten Bergstraße wieder bis über 1000 Meter Höhe empor quälen müssen. Aber das haben wir ja heute schon gehabt! Außerdem liegt ein überaus ereignisreicher Tag hinter uns und wir haben nur noch den Wunsch, uns recht bald in die Kojen zu hauen. So bleiben wir im Tal und treffen auf einem Rastplatz kurz vor Voss das Ehepaar Bauer aus Neustadt an der Weinstraße. Sie sind etwas älter als wir und mit einem gut ausgestatteten Hymer 534 unterwegs.
Wir tauschen noch kurz unsere bisherigen Reiseabenteuer aus. Dabei erfahren wir, dass die Bauers nach einer dreiwöchigen Fahrt durch Schweden das norwegische Trondheim ansteuerten und nunmehr über Bergen und Oslo auf Heimatkurs sind. Letztendlich sind wir allesamt froh, uns gegenseitig „Womo-Gesellschaft“ leisten zu können und nicht allein übernachten zu müssen.

 

 

Abstecher nach Flam

Dienstag, 24. August - 11. Tag

 Voss - Flam - Aurdal - Kaupanger (170 km)

Die Nacht auf unserem an einem schattigen Bergsee gelegenen Rastplatz war saukalt. Somit machen wir erstmals von dem Luxus Gebrauch, schon am frühen morgen die Heizung anstellen zu können. Unserem gewohnt ausgiebigen Frühstück schließt sich eine sehr herzliche Verabschiedung von den Bauers an. Während uns die beiden netten Leute mit einigen Tipps für unsere Weiterfahrt in Richtung Norden versorgen, haben wir für sie gute Ratschläge für die Stellplatzsuche in Bergen parat.

Bei strahlendem Sonnenschein setzen wir dann unsere Tour über Voss und Gudvangen fort. Von Gudvangen aus haben uns die Bauers eine mehrstündige Schiffspassage auf dem Næroy- und Aurlandsfjord bis hinauf nach Kaupanger empfohlen. Dazu hätten wir aber mit Sicherheit beträchtliche Fährkosten einplanen und auf die geplanten Abstecher nach Stalheim oder Flam verzichten müssen. Letztendlich entscheiden wir uns für Flam, um von dort mit der berühmten Flambahn hinauf nach Myrdal zu fahren. Dazu wird im Reiseführer eine Route empfohlen, bei der man den als Touristenfalle bekannten Bahnhof Flam links liegen lassen und erst drei Stationen bergaufwärts in den Zug nach Myrdal steigen soll. Auf der Suche nach dem vermutlich in Bahntrassennähe verlaufenden Weg verfahren wir uns allerdings hoffnungslos im Gebirge. Anstatt einen als Sackgasse gekennzeichneten Weg zu nehmen, landen wir nach dem Passieren der ersten Bahnstation auf einem schmalen Schotterweg, der immer steiler wird und nach einigen engen Serpentinen zumindest mit einem Fahrzeug unserer Größenordnung kaum zu bewältigen ist.

 

 

Wendemanöver in zwölf Zügen

 

Während sich uns mit rasch zunehmender Höhe ein gigantischer Blick ins wunderschöne Flamdal bietet, scheppert hinter uns das Bordküchen-Geschirr beim Durchfahren der engen Kurven bereits beängstigend und der Diesel hat wahrlich Schwerstarbeit zu leisten. Als es dann nur noch einspurig und im ersten Gang weitergeht, wird uns allmählich Angst und Bange. Ich stoppe das Womo an einer Gabelung und ziehe die Handbremse in Anbetracht des starken Gefälles hinter uns besonders sorgfältig an. Dann laufe ich zu Fuß bis zu einem kleinen Gehöft weiter, das ich unmittelbar über uns entdeckt habe. Während Petra am Womo mit einem mulmigen Gefühl in der Magengegend wartet, treffe ich auf dem Gehöft zwei Norwegerinnen, denen ich in mehr schlechtem als rechtem englisch unsere im wahrsten Sinne des Wortes „verfahrene“ Situation schildere. Wir haben Glück im Unglück, weil eine der beiden Frauen ohnehin mit ihrem Auto ins Tal muss und sich anbietet, uns samt Womo hinunter zu lotsen. Dazu muss aber erstmal das Fahrzeug auf engstem Raum und noch dazu hart am Abgrund gewendet werden.
Aus dem Wenden in gewöhnlich drei wird ein äußerst vorsichtiges Wendemanöver in etwa zwölf oder noch mehr Zügen. Aber letztendlich haben wir es geschafft und sind heilfroh, der „bahnmachenden“ Norwegerin ohne den gefürchteten Gegenverkehr bis hinunter ins Tal folgen zu können. Als wir wieder sicherere Straßen unter den Reifen haben, bedanken wir uns ganz doll bei der guten Frau und nehmen uns vor, nie wieder solche unbekannten und wie sich im Nachhinein herausstellte, sehr gefährlichen Wege zu befahren....

 

 

Unverschämte Preistreiberei

 

Dann stellen wir das Womo auf dem proppevollen Parkplatz am Bahnhof Flam ab und freuen uns auf die Fahrt mit der viel gerühmten Flambahn nach Myrdal. Unsere Vorfreude erhält aber schon am Fahrkartenschalter einen kleinen Dämpfer. Man verlangt stolze 250 NOK (ca. 32 Euro) pro Person für die nur 55minütige Hin- und Rückfahrt, was nicht nur uns als reichlich überzogen erscheint. Zumal man den Fahrpreis lt. Reiseführer zum Saisonbeginn um 50 NOK pro Person angehoben hat. Im Reiseführer steht die Fahrt nämlich noch mit 200 NOK zu Buche. Außerdem steht der überhöhte Preis in keinem Verhältnis zu den völlig überfüllten Zügen.
Aber dieser unverschämten Preistreiberei begegnen wir in Norwegen besonders in den Touristenzentren leider zum wiederholten Mal. Wir verzichten auf die Bahnfahrt und spazieren vor unserer Weiterfahrt noch ein wenig durch die unzähligen Souvenirläden, ohne an dem überteuerten Nepp sonderlich Gefallen zu finden.
Nach dem Mittagessen gilt es noch Einigkeit darüber zu erzielen, ob wir den Weg nach Lærdal durch den mit 24,5 km längsten Tunnel der Welt (Lærdal-Tunnelen) oder über das landschaftlich reizvolle Fjell nehmen wollen. Da längere Tunnelfahrten ohnehin nicht Petras Ding sind, stimmt sie mit leichtem Unbehagen der Fahrt über den Pass zu.

 

 

Über das Snøfjell nach Lærdal

 

Also Blinker links, runter von der breiten Reichsstraße und rauf auf das Fjell. Schon bei der Anfahrt durch das Aurdal ist uns nicht ganz wohl, als wir hoch über uns einige Fahrzeuge sehen, die im Schneckentempo die Serpentinen hinauf kriechen.
Die Fahrt über das Snøwfjell (Schneestraße) beginnt bei gemäßigtem Klima etwa in Meereshöhe, vorbei an satten Weiden auf denen Kühe und Schafe friedlich grasen. Dann geht es auf einer engen Straße brutal bergauf, eine Serpentine folgt der anderen. Links von uns der Berg, rechts der unbefestigte Abgrund. Der immer enger werdende Weg macht das Vorankommen stellenweise sehr schwer, vor allem wenn Fahrzeuge entgegenkommen, wird es mächtig knapp. Oft ist es Millimeterarbeit zwischen dem Außenspiegel und dem Abgrund.
Etwas Aufregung kommt auf, als ein entgegenkommender Pkw keinerlei Anstalten zum Zurücksetzen macht, sondern das gleiche mit unmissverständlichen Handbewegung von uns verlangt. Da sich aber unmittelbar hinter unserem Womo einige Autos befinden, bestehen wir auf dem geltendem Vorfahrtsrecht „Bergfahrt vor Talfahrt“ und beobachten mit Sorge, wie sich unser Gegenüber rückwärts wieder den Berg hinaufquält und dabei der steil abfallenden Böschung bedrohlich nah kommt. Kurze Zeit später sind wir in 1300 Meter Höhe auf dem völlig kargen Fjell. Unterwegs haben wir einen tollen Ausblick auf den Aurlandsfjord, der tief unter uns silbern in der Sonne glitzert. Nach eindrucksvoller Fahrt über das einer Mondlandschaft gleichende Fjell erreichen wir nach flotter Talfahrt und vor allem ohne Gegenverkehr das Städtchen Lærdal. An der in Ortsmitte gelegenen Stabkirche legen wir eine kurze Pause ein und nehmen dann Kurs auf Revsnes, von wo aus uns eine Fähre hinüber nach Kaupanger bringen soll.

 

 

Gute und böse Wikinger

 

Bevor wir die Fähre befahren dürfen, sorgt die Diskussion über den Fahrpreis mit dem sehr unfreundlichen Kassierer dafür, dass wir ohne Einweisung auf die Fähre fahren müssen. „You go to left“ ordnet der Kassierer in schroffem Ton und schlechtem englisch an und schon kurz darauf knirscht es am Womo verdächtig.
In der gewöhnlich nur Pkw vorbehaltenen linken Fahrspur (Lkw, Busse und Wohnmobile stehen meist in der mittleren Fahrspur) haben wir uns prompt am linken Oberdeck eine Begrenzungsleuchte abgefahren. Den schadenfrohen Blick des unfreundlichen Fährmanns spüre ich förmlich in meinem Rücken, ärgere mich aber weniger über den belanglosen Schaden als viel mehr darüber, dem garstigen Wikinger auf den Leim gekrochen zu sein. Einem überaus freundlichen Norweger begegnen wir indes in Kaupanger, auf der anderen Seite des Fjordes. Hier können wir, dem Reiseführer folgend, zwischen einem Stellplatz an der von einem Friedhof umgebenden Stabkirche und einem Platz unmittelbar am Fjord wählen.
Trotz der „ruhigen Nachbarn“ auf dem Friedhof entscheiden wir uns letztendlich für den Platz am Wasser. Der freundliche Norweger erweist sich als Eigentümer des nahe liegenden Sägewerkes und lässt es sich nicht nehmen, uns persönlich einen sehr schönen Platz direkt am Ufer zuzuweisen. Von hier aus haben wir einen tollen Blick über den Fjord. Nach dem Abendbrot lassen wir den ereignisreichen Tag noch einmal Revue passieren. Morgen beginnt bereits die zweite Hälfte unseres Urlaubs und es wird Zeit, sich Gedanken über den weiteren Routenverlauf zu machen.

 

 

Falsch entsorgt in Byrkjelo

Mittwoch, 25. August - 12. Tag

 Kaupanger - Stryn - Grotli (205 km)

 Auf dem Holzplatz am Kaupanger Sägewerk haben wir eine ruhige Nacht. Während des gewohnt ausgiebigen Frühstücks beschließen wir endgültig, nicht mehr bis hinauf nach Alesund zu fahren, sondern legen Geiranger oder maximal die Trollstigen als nördlichsten Punkt unserer Tour fest. Andernfalls wäre die noch vor uns liegende Rückfahrt von ca. 1800 km nur noch im Eiltempo zu bewältigen.
In Sogndal finden wir eine Werkstatt, die das defekte Begrenzungslicht für 230 NOK (ca. 28 Euro) gegen ein neues austauscht. Rundum verkehrssicher fahren wir auf dem RV 5 (E 39) in Richtung Fjærland weiter, ohne zu wissen, dass wir dabei über eine der teuersten Straßen Norwegens rollen. Als wir vor einer „Bomstasjon“ die sonst üblichen 30 bis 40 Kronen Maut bereit halten, gucken wir recht blöd aus der Wäsche, als man uns für die Straßen- und Tunnelbenutzung stolze 150 Kronen (ca. 18 Euro) abverlangt. Etwas zerknirscht schiebe ich der Tante im Mauthäuschen das Geld rüber und weiter geht es zunächst bis Byrkjelo, wo wir den RV 5 verlassen, um auf dem RV 60 nach Stryn weiter zu fahren. In Byrkjelo bietet sich die Gelegenheit, unser Womo wieder ordentlich ent- und versorgen zu können. Dabei mache ich den Fehler, unser Grauwasser aus Bad und Küche in einen gewöhnlichen Straßengully abzulassen, was in Norwegen nicht gestattet ist. Diese Gullys dienen ausnahmslos der Aufnahme von Regenwasser. „No, no, that‘s for rainwater“, schimpft ein Norweger und zeigt mir den Abwassergully, der aber fast genauso aussieht.

 

 

Stadtbummel in Stryn

 

Mit leerem Abwasser- und vollem Frischwassertank geht es dann weiter, zunächst bis Olden, von wo aus ich gern einen Abstecher zum Briksdalsbreen gemacht hätte. An einer Gletscher-Begehung scheint Petra aber nicht viel zu liegen. Und so beschränkt sich unser Aufenthalt in Olden darauf, gemütlich im Womo Kaffee zu trinken. Eigentlich ist ja der Besuch eines Cafés geplant. Aber davon nehmen wir schnell Abstand, weil das von außen so gastlich wirkende Haus im Inneren eher einer Pommesbude gleicht. Irgendwo zwischen Olden und Stryn werden wir von einer großen Ziegenherde aufgehalten, die mitten auf der vielbefahrenen Straße trabt. Als wir wegen des „Zickenalarms“ auf einem nahe liegenden Parkplatz eine Pause einlegen, sind wir im Nu von den neugierigen Vierbeinern umzingelt. Sie sind allesamt sehr zutraulich und folgen uns fast bis ins Womo. Am späten Nachmittag erreichen wir Stryn und nehmen uns vor, irgendwo im Umfeld der Stadt oder am See (Strynvatn) einen geeigneten Stellplatz für die Nacht zu finden.
Wir bummeln durch das hübsche Städtchen und erstehen an einem Kiosk endlich zwei deutsche Zeitungen (für Petra die „Bild“ (!) und für mich „Die Welt“) beides zusammen für 49 NOK....

 

 

Zu Gast im Schwaben-Womo

 

Am Touristenbüro treffen wir ein deutsches Womo-Paar aus Owen an der Teck (bei Stuttgart), das ebenfalls auf der Suche nach einem Übernachtungsplatz ist. Wir kommen ins Gespräch und sind uns schnell einig, gemeinsam auf Stellplatzsuche zu gehen. Am Ufer des nahe liegenden Strynvatn haben wir wenig Hoffnung, fündig zu werden. Dort gibt es zwar einige Campingplätze, die aber allesamt um die 170 NOK für einen Stellplatz haben wollen. Nach einer kurzen Lagebesprechung beschließen wir, gemeinsam einen etwa 40 km entfernten Platz aus dem Reiseführer, kurz von Grotli, anzusteuern. Dorthin geht es in zügiger Fahrt recht steil bergauf, ein Tunnel folgt dem anderen und nach kurzer Zeit befinden wir uns in ca. 1000 m Höhe auf dem Strynfjell. Auf dem von schneebedeckten Gipfeln umringten Rastplatz stellen wir unsere Womos dichter als gewöhnlich zusammen. Scheinbar ist auch unseren beiden „Schwaben“, Tanja und Thomas der Gedanke nicht ganz geheuer, in dieser einsamen und kalten Gegend übernachten zu wollen. Einen einladenden Eindruck macht die karge und düstere Gebirgslandschaft nicht. Unmittelbar neben uns plätschert ein eiskalter Gebirgsbach und über uns scheinen die dunklen Wolken fast unser Wohnmobile zu streifen. Dafür wird aber der Abend umso gemütlicher. Gern folgen wir einer Einladung ins „Schwaben-Womo“, wo dann zweimal Ost und zweimal West bei deutschem Wein, tschechischem Bier und allerhand Knabberkram einträchtig zusammen sitzen und bis kurz nach Mitternacht angeregte und interessante Gespräche über Gott und die Welt, aber ganz besonders über östliche und westliche Befindlichkeiten führen. Ohne Zweifel ein Abend, an den wir uns gern erinnern werden.

 

 

Am Geirangerfjord

 Donnerstag, 26. August - 13. Tag

 Grotli - Geiranger - Dovrefjell (265 km)

Über Nacht pfeift ein kalter Wind über das Fjell und auch der Morgen begrüßt uns mit Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt. Nur gut, dass unsere Heizung so gut funktioniert, denn im Handumdrehen ist es im Womo wohlig warm. Nach dem Frühstück gibt es eine herzliche Verabschiedung von den beiden „Schwaben“. Zuvor stellen wir uns noch zu einem Erinnerungsfoto auf und tauschen unsere E-mail-Adressen aus. Dann nehmen wir unsere letzte Etappe in Richtung Norden in Angriff. Ursprünglich sollten ja Kristiansund oder gar Trondheim der nördlichste Punkt unserer Reise sein. Inzwischen haben wir uns entschieden, schon vorher wieder südwärts zu fahren. Wir wollen nun doch nur noch eine kurze Stippvisite in Geiranger machen, um uns dann für eine halbwegs gemütliche Rückfahrt bis Gedser sechs Tage Zeit lassen zu können. Die trübe Witterung hält uns auch davon ab, auf die Dalsnibba hinauf zu fahren. Jenem etwa 1450 Meter hohen Berg, von dem man einen gigantischen Ausblick auf den Adlerweg und auf den Geirangerfjord haben soll. Die Talfahrt auf dem Adlerweg, einer straßenbautechnischen Meisterleistung, hinunter nach Geiranger entschädigt uns für den entgangenen Blick von der Dalsnibba, die ohnehin von Nebel umhüllt ist.

 

 

Vier Augen sehen mehr als zwei

 

Fahrtechnisch ist die Abfahrt auf der größtenteils recht schmalen Straße zwar anspruchsvoll, jedoch gibt es genug Möglichkeiten, um dem bergauffahrenden Gegenverkehr auszuweichen. Nach jeder der zahlreichen aber gut ausgebauten Serpentinen bietet sich uns ein faszinierender Anblick auf den Fjord und das Gebirge ringsum. Als inzwischen eingespieltes Team bleiben wir von haarigen Situationen verschont. Während ich mich auf die kurvenreiche Straße unmittelbar vor uns konzentriere, schaut meine Co-Pilotin auf die tief unter uns liegende Straße hinunter und meldet rechtzeitig alle Bergauffahrer. Vier Augen sehen eben mehr als zwei. Dank dieser vorausschauenden Fahrweise kommen wir absolut stressfrei und wohlbehalten in Geiranger an. Der kleine Ort an dem wohl schönsten Fjord des Landes bietet ein beschauliches Bild. Will heißen, dass das ansonsten als Touristenfalle bekannte Dorf zumindest in der Nachsaison einen recht verlassenen Eindruck macht. Trotzdem wecken die auf Touristen lauernden Geschäfte in Petra wieder einmal jenen unvermeidlichen Kosumdrang, den ich schon lange abgelegt habe. Bald ist ein Mitbringsel für unser Enkelkind Marie erstanden - eine schicke Jacke im skandinavischen Outfit. Nach dem Einkaufsbummel nutzen wir in einem Internet-Cafè die Gelegenheit, den Lieben daheim ein Lebenszeichen per E-mail zukommen zu lassen und eingegangene E-mails zu checken.

Die Entscheidung, entweder über die Trollstigen und Dombas oder wieder auf dem Adlerweg über Grotli südostwärts zu fahren, fällt zu Gunsten der kürzeren Strecke über Grotli aus. Bevor uns das Womo wieder bis auf ca. 1000 Meter Höhe hinauf befördert, entdecken wir unterwegs unsere beiden Schwaben auf der für jeden Geiranger-Besucher ultimativen Aussichtsplattform hoch über dem Fjord. Wir hupen und winken was das Zeug hält und sind uns ziemlich sicher, dass uns die Beiden erkannt haben.

 

 

Auf den Spuren von Peer Gynt

 

Wieder auf der Hochebene angekommen, rollen wir dann recht komfortabel auf dem RV 15 auf Lom zu. Unterwegs legen wir im Ottatal eine Mittagspause ein und lassen uns Nudeln mit Tomatensoße schmecken. Den fälligen Stopp in Lom wollen wir zu einer Besichtigung der berühmten Stabkirche nutzen. Dass sich die Besichtigung nur auf das Äußere des hölzernen Bauwerks beschränkt, ist der Tatsache geschuldet, für einen Blick in das Innere des Kirchenbaus sage und schreibe 40 Kronen (5 Euro) pro Person berappen zu müssen. Bei Otta erreichen wir dann das sagenumwobene Gudbrandsdal, eines der ältesten Siedlungsgebiete des Landes. Wir fahren auf der Europastraße 6, Norwegens verkehrsreichster Straße, die bis hinauf zum Nordkap führt, in südlicher Richtung bis Vinstra. Weil die Suche nach einem Stellplatz im Gudbrandsdal anfangs nicht gelingen will, hoffen wir, oben auf dem Dovrefjell oder am Rondane-Nationalpark einen ruhigen Platz für die Nacht zu finden.
Über Gala erreichen wir den parallel zur Europastraße 6 und dem Gudbrandsdal verlaufenden Peer-Gynt-Weg. In diesem Gebiet soll sich die Gestalt des Peer Gynt aus Henrik Ibsen's gleichnamigen Bühnenstück aufgehalten und gelebt haben.
Nachdem wir den Automaten an der Bomstasjon hinter Gala mit 60 NOK Maut gefüttert haben, fahren wir auf einer unbefestigten Schotter-Lehm-Straße weiter und finden schon nach wenigen Kilometern einen herrlichen Stellplatz für unser Fahrzeug.

 

 

Der Stein des Anstoßes

 

Beim Einparken sorgt ein verhängnisvoller Fahrfehler für allerhand Aufregung, weil ich beim Rangieren mit dem linken Hinterrad vor einen großen Stein gerate. Beim Versuch, den Stein zu überfahren drehen die Räder durch und die Kupplung fängt verdächtig an zu stinken. Zurück geht es auch nicht mehr, weil wir uns dann unweigerlich den Auspuff abgerissen hätten. Leider ist der Stein viel zu groß, um ihn mit dem Feldspaten ausgraben zu können und außerdem befinden wir uns in einem Naturschutzgebiet. Letztendlich gelingt es uns aber, denn Auspuff soweit unter den Wagenunterboden zu drücken, dass wir uns doch noch ganz vorsichtig im Rückwärtsgang befreien können. Das ist unser Glück, denn in dieser einsamen Gegend wäre wohl kaum mit fremder Hilfe zu rechnen. Heilfroh, diese unangenehme Situation mit vereinten Kräften gemeistert zu haben, lassen wir den Tag nach dem Abendbrot rundum zufrieden mit der Welt mit unserer obligatorischen Spiel- und Knobelrunde sowie einer Partie „Mensch ärgere dich nicht“ ausklingen. In aussichtsreicher Position muss ich mich wiederholt mit dem Ehrenplatz begnügen....

 

 

Solveigs Lied

 Freitag, 27. August - 14. Tag

Dovrefjell - Lillehammer - Hamar - (150 km)

Die Nacht auf dem Hochland durchschlafen wir ohne Angst vor unliebsamen Überraschungen, was hinsichtlich der absoluten Einsamkeit wahrscheinlich nicht jedermanns Sache ist. Am Morgen werden wir vom Blöken einiger Schafe geweckt, die in unmittelbarer Nähe auf Futtersuche sind. Nach dem Frühstück machen wir einen kleinen Morgenspaziergang, um wenigstens einmal unsere neuen Trekkingschuhe zu testen, die ursprünglich für die Preikestolen-Wanderung gedacht waren. Petra versucht sich während unseres Rundgangs im Blaubeerpflücken, von denen es hier jede Menge gibt. In Anbetracht der vielen Schafköttel mache ich mir Gedanken darüber, wie viele der wollespendenden Tiere wohl schon auf die Sträucher ringsum gepinkelt haben mögen. Damit hat sich die Zubereitung einer Blaubeersuppe von selbst erledigt. Wieder am Womo zurück, machen wir uns reisefertig und setzen unsere Tour auf dem Peer-Gynt-Weg fort. Der insgesamt 60 km lange Weg führt in Schlangenlinien durch eine karge, wildromantische Berglandschaft. Vom Aussichtspunkt Listulhøgda in 1053 Meter Höhe haben wir einen atemberaubenden Blick auf die Berge des Rondane Nationalparks und des Nationalparks Jotunheimen. Hier oben könnte Solveig ihr Lied aus Edvard Griegs Peer-Gynt-Suite gesungen haben.......

 

 

Olympiastadt Lillehammer

 

Der Weg endet in Skei an der Bomstasjon für die Gegenrichtung. Danach düsen wir in forschem Tempo auf der E 6 weiter und erreichen gegen Mittag Lillehammer. Vor dem Besuch des Olympiageländes steht das Freiluftmuseum „Maihaugen“ auf dem Programm. Der Weg dorthin ist gut ausgeschildert und ein Parkplatz auf dem Maihügel (Maihaugen) ist auch recht schnell gefunden. Für 90 NOK Eintritt pro Nase gibt es auf einem liebevoll hergerichteten Areal allerhand zusehen.

 

 

Dem Knöllchenverteiler zuvor gekommen

 

Das Museum lädt zu einem interessanten und lehrreichen Rundgang ein, auf dem vorrangig Dinge aus der ländlichen und städtischen Wohnkultur im Gulbrandsdal vom 16. Jahrhundert bis zur Gegenwart zu sehen sind. Als sich bei uns nach etwa drei Stunden erste Ermüdungserscheinungen zeigen, kehren wir zum Womo zurück. Dort kommen wir dem städtischen Knöllchenverteiler zuvor, der sich justament anschickt, unseren abgelaufenen Parkschein mit einem Knöllchen zu belohnen. Nach dem Essen können wir unsere müden Knochen nicht mehr zu weiteren Exkursionen bewegen und beschließen, irgendwo zwischen Lillehammer und Oslo einen Übernachtungsplatz anzusteuern. Vorher werfen wir noch einem Blick auf das verwaiste Olympiagelände, ohne einen sonderlichen Drang zum Aussteigen zu verspüren. Um der am Wochenende stark frequentierten Europastraße zu entgehen, weichen wir auf den parallel verlaufende RV 213 aus und haben am Ortsausgang von Lillehammer das Glück, an einer Tankstelle kostenlos die längst fällige Ver- und Entsorgung unseres Womos tätigen zu können.

 

 

Erfahrungsaustausch am Mjossasee

 

Normalerweise ist es ein Klacks, bis zum Abend noch nach Oslo weiter zu fahren, zumal man auf den letzten 100 km den Luxus einer Autobahn in Anspruch nehmen kann. Wir sind uns aber nicht sicher, ob wir bei dem zu erwartenden Großstadtverkehr und der einbrechenden Dunkelheit auf Anhieb den Weg zum Parkplatz unterhalb des Fernsehturms finden werden, der im Reiseführer als idealer und noch dazu kostenfreier Stellplatz empfohlen wird. Darum machen wir in Hamar Station und finden dort am Yachthafen einen klasse Stellplatz unmittelbar an Norwegens größtem Binnengewässer, dem Mjossasee. Hier treffen wir eine deutsche Caravan-Familie aus dem Oder-Havel-Kreis, die ihre Norwegentour noch vor sich hat. Wir kommen schnell ins Gespräch und können dem Familienvater einige Tipps für dessen Fahrt in die Berge geben. Mit einem 8 Meter langen Wohnwagen hinter dem VW-Touran die manchmal recht engen Serpentinen zu bewältigen, stellen wir uns gar nicht so einfach vor. Nach dem Abendbrot machen wir noch einen kleinen Spaziergang und genießen bei einer Flasche Rotwein die romantische Abendstimmung am Mjossasee.

 

 

Auf der Fahrt nach Oslo

 Sonnabend, 28. August - 15. Tag

Hamar - Oslo (125 km)

Wegen der bis nach Mitternacht aus dem Marine-Club des Yachthafens herüber schallenden Discomusik haben wir eine ziemlich unruhige Nacht. Nach der Musik trommeln Regentropfen aufs Womodach, so dass erst in den frühen Morgenstunden an einen halbwegs erholsamen Schlaf zu denken ist. Nach dem Frühstück bringen wir unsere müden Glieder mit einer Radtour durch die Stadt etwas in Schwung. Obwohl der Reiseführer empfiehlt, in Hamar unbedingt dem Hedmark-Museum oder dem Verkehrs-Museum einen Besuch abzustatten, steht uns der Sinn zumindest heute nicht nach Museum. Schließlich waren wir gestern erst im „Maihaugen“ in Lillehammer und in Oslo steht ja auch noch das eine oder andere Museum auf dem Programm. Am späten Vormittag verlassen wir die Hauptstadt der Hedmark und registrieren dabei im Vorbeifahren Hamars architektonisch einmalige, weil ungewöhnliche Olympiahalle mit der einem kieloben schwimmende Wikingerschiff gleichenden Dachkonstruktion. Auf der Fahrt nach Oslo haut uns die Landschaft links und rechts der E 6 keinesfalls vom Hocker. Nach eineinhalb Stunden haben wir die wohl langweiligsten 120 Kilometer unserer bisherigen Tour hinter uns. Das leckere Mittagessen (Kasslerkotelett, Kartoffeln und Bohnengemüse), welches Petra auf einem Autobahnrastplatz kurz vor Oslo in unserer Bordküche zaubert, ist die einzige willkommene Abwechslung.

 

 

Über den Dächern von Oslo

 

Nachdem wir an einer Bomstasjon 20 NOK Stadtmaut abgedrückt haben, dürfen wir in Norwegens Hauptstadt einrollen. Da der Weg zu unserem Stellplatz recht gut ausgeschildert ist (Hauptrichtung Drammen, E 18 bis Wegweiser Holmenkollen). Vorbei an der weltbekannten Wintersportanlage geht es ständig bergauf. Unterhalb des Fernsehturms Tryvannstarnet stoppen wir auf einem fast leeren Parkplatz. Aus über 500 Meter Höhe haben wir einen tollen Blick auf die norwegische Metropole und den Oslofjord. Und das obendrein noch kostenlos! Vor dem Abendbrot begeben wir uns zu Fuß auf Erkundungstour. Zuerst statten wir dem Fernsehturm einen Besuch ab. Dort ist aber alles dicht. Danach checken wir die S-Bahn-Verbindung in die Stadt. Unterwegs nehmen wir etwas besorgt zur Kenntnis, dass sich in unmittelbarer Nähe zahlreiche mit diversen Autoteilen hantierende Polen und Litauer auf die Nachtruhe in ihren Pkw vorbereiten. Unsere Hoffnung, dass zwei neben uns parkende Reisemobile über Nacht bleiben, erfüllt sich nicht. Kurz vor Sonnenuntergang gesellt sich aber noch eine vierköpfige Familie aus Göppingen mit zwei überaus lebhaften Kindern zu uns. Wir kommen schnell ins Gespräch und staunen nicht schlecht, als im Handumdrehen aus ihrem Fahrzeug und dem daraus ausklappbaren Zelt eine geräumige Unterkunft entsteht. Nach Einbruch der Dunkelheit gilt unser Blick weniger dem unter uns liegenden Lichtermeer der Großstadt, sondern vielmehr einem unmittelbar vor uns stehenden polnischen Pkw, dessen Besitzer sich recht sorglos auf offenem Feuer ein Süppchen kocht und sich dann, genau wie wir, zur Nachtruhe anschickt.

 

 

 

Schwarzfahrt mit der Holmenkollenbahn

Sonntag, 29. August - 16. Tag

Der strahlend blaue Himmel über Oslo lässt bei uns bereits während des Frühstücks Vorfreude auf den Stadtbummel aufkommen. Um möglichst wenig dem Zufall zu überlassen, haben wir uns etwas vorbereitet, den Rucksack gepackt und die einzelnen Stationen unseres Oslo-Trips vorher festgelegt. Als erstes müssen wir uns nicht ganz unbesorgt entscheiden, das Wohnmobil auf dem unbewachten Parkplatz stehen zu lassen und mit der Holmenkollenbahn in die Stadt hinunter zu fahren. Als Tagesticket ziehen wir die Tageskarte (Dagskorte) der im „Schulz“ empfohlenen Oslokarte vor. Während man mit der Oslokarte für 180 NOK p. P. neben der Benutzung sämtlicher Nahverkehrsmittel freien Eintritt für alle Museen hat, beschränkt sich die 55 NOK teure Tageskarte auf die Benutzung der öffentlichen Verkehrsmittel. Letzteres scheint uns völlig ausreichend, denn wir haben keinesfalls vor, durch sämtliche Museen der Stadt zu traben. An der S-Bahn-Haltestelle haben wir leider nicht genügend Münzen dabei, um uns zwei Tageskarten aus dem Automaten zu ziehen. Da die Züge schaffnerlos fahren und man auch beim Zugführer nicht nachlösen kann, muss einer von uns wohl oder übel trotz angedrohter 750 NOK Strafe als Schwarzfahrer einsteigen. Das aber nur bis zur Station Holmenkollen, denn dort machen wir uns an einem Automaten mit Geldscheinfunktion wieder ehrlich. Der Halt am Holmenkollen wird gleich zur Besichtigung und zum Fototermin der gigantischen Wintersportanlage genutzt, wobei Petra von dem etwas beschwerlichen Anmarsch nicht sonderlich begeistert ist. Nach dem etwa einstündigen Aufenthalt erwischen wir gerade noch eine abfahrbereite Holmenkollenbahn, die uns zunächst hinab bis zur Station Majorstuen bringt. Von dort geht es mit der U-Bahn weiter bis zum Hauptbahnhof, im Zentrum der Stadt. Von hier aus sind es nur wenige Schritte bis zur Carl-Johann-Gate, der „main-street“ Oslos. Obwohl es bereits kurz vor 12 Uhr ist, scheint die Großstadt erst zu erwachen. Wir battern die Carl-Johann-Gate bis zum Schloss hinauf. Der letzte Teil der so genannten Prachtstraße gleicht wegen umfangreicher Straßenarbeiten eher einer Großbaustelle. Vor dem königlichen Schloss, über dem die Staatsflagge die Anwesenheit von König Harald V anzeigt, bitten wir eine jungen Engländerin, uns zu fotografieren.

 

 

Reise in die Wikingerzeit

 

Etwas pflastermüde ruhen wir uns dann auf einer Bank im nahe gelegenen Ibsen-Park aus, lassen uns die Sonne auf die Bäuche scheinen und versorgen dieselben mit den Fressalien aus unserer Rucksackverpflegung. Dass wir kurz danach in einem Mc Donalds schon wieder an der Futterkrippe stehen, liegt mehr oder weniger daran, dass Petra dringend ein ganz bestimmtes Örtchen aufsuchen muss, zu dem einem nur der Zutritt gewährt wird, wenn man etwas verzehrt. Entsprechend erleichtert setzen wir unseren Bummel fort und schauen auf unserem Weg zum Hafen mal in den und mal in jenen Laden, die allesamt sonntags geöffnet haben. Am Hafen, dem ultimativen Ziel vieler Oslo-Besucher, herrscht sowohl an Land als auch zu Wasser rege Betriebsamkeit. Für letztere sorgen die vielen kleinen und großen Schiffe, deren Wege sich im weitläufigen Hafenbecken des Oslofjords kreuzen.
Wir setzen mit einer Fähre zur Museumshalbinsel Bygdoy über und haben dort mit dem Volksmuseum, dem Fram-Museum, dem Kon-Tiki-Museum und dem Viking-Ship-Museum die Qual der Wahl. Letztendlich entscheiden wir uns für das Viking-Ship-Museum (40 NOK pro Person). Die vier uralten Schiffe aus der Wikingerzeit, die vor über 1000 Jahren den verstorbenen Königen als Grabbeigaben mit auf deren letzte Reise gegeben wurden, strahlen eine eigenartige Faszination aus.

 

 

Nackedeis im Vigeland-Park

 

Darüber hinaus gibt es allerhand Interessantes aus der Zeit der Wikinger zu sehen, die mit ihren Ruderbooten weit vor Christoph Columbus Nordamerika erreicht haben und mit ihren Booten sogar bis ins Mittelmeer gerudert sein sollen. Nach einer Kaffeepause vor dem Museum fahren wir mit Bus und U-Bahn wieder stadteinwärts und statten nach kurzem Suchen dem Vigeland-Park mit seinen gewaltigen Nackedei-Monumenten einen Besuch ab. Wir spazieren durch die sonntagnachmittags gut besuchte wunderschöne Parkanlage und betrachten die vielen in Stein gehauenen oder aus Bronze gegossenen nackten Weib- und Männlein. Gegen 19 Uhr fahren wir mit der Stadtbahn wieder zum Holmenkollen hinauf und sind heilfroh, unser Wohnmobil unversehrt vorzufinden. Zum Abendbrot serviert Petra noch eine leckere Mahlzeit. Es gibt Semmelknödel mit Gulasch und Erbsen, die ich mir mit einer Flasche Tschechen-Pils (Staropramen) schmecken lasse. Da unsere Göppinger Nachbarn im Laufe des Tages abgereist sind, stehen wir als einziges Womo auf dem großen Parkplatz, sind aber viel zu müde, um uns darüber Gedanken zu machen. Das war ein sehr schöner Tag.

 

 

Durch Oslos City

Montag, 30. August - 17. Tag

Oslo - Svinesund - Stenungsund (260 km)

Was haben wir doch für ein Glück, dass wir den gestrigen Sonntag für unseren Oslo-Bummel auserkoren haben. Die ganze Nacht hindurch hat es jämmerlich geregnet. Auch am Morgen ist noch alles grau in grau und es gießt immer noch in Strömen. Getreu unserem Vorsatz, uns vom Wetter nicht unterkriegen zu lassen, nehmen wir’s gelassen und bereiten unsere Weiterfahrt in Richtung Göteborg vor. So problemlos wie die Anreise nach Oslo verläuft die Abreise leider nicht, weil wir die Auffahrt zur Stadtautobahn (Ring 3) verpassen, die uns auf kürzestem Wege zur Europastraße 6 gebracht hätte. Dieser Moment der Unaufmerksamkeit beschert uns dann das zweifelhafte Vergnügen einer gar nicht eingeplanten Stadtrundfahrt. Die Sache wird noch pikanter, als wir plötzlich vor einer Schranke stehen und obendrein nochmals die fällige Stadtmaut abdrücken dürfen. Wegen mangelnder Ortskenntnis entwickelt sich die ungewollte Sightseeingtour zu einem mehr oder weniger aufregenden Erlebnis. Bei strömenden Regen kutschieren wir mit unserem Wohnmobil mitten durch die rappelvolle City und halten vergeblich Ausschau nach einem Hinweisschild, das uns auf den richtigen Weg bringt. Nach längerer Irrfahrt und dem Überfahren einer roten Ampel sind wir heilfroh, über den inneren Ring 1 doch noch die Ausfahrt in Richtung Göteborg zu finden. Die Fahrt auf der Europastraße ist ziemlich langweilig, woran aber auch das miese Wetter seinen Anteil hat.

Vorbei an Moss und Sarpsborg fahren wir auf der zur Autobahn ausgebauten E 6 bis Svinesund und haben damit das Königreich Schweden erreicht. In der unmittelbar an der Grenze gelegenen Raststätte tauscht Petra die noch verbliebenen norwegischen in schwedische Kronen um, während ich unser Fahrzeug mit Frischwasser versorge.

 

 

An der Schärenküste

 

Dann geht’s auf der viel befahrenen Europastraße in flotter Fahrt mit dem Vorsatz weiter, irgendwo in Küstennähe einen geeigneten Übernachtungsplatz zu finden. Nachdem wir an einem blitzsauberen Rastplatz mit einer ebenso blitzsauberen Sanitäranlage die kostenlose Entsorgung unserer Abwassertanks und der Toilette nutzen, legen wir in Munkedal eine Pause ein. In dem netten schwedischen Städtchen werden wahrscheinlich letztmals unsere Küchenvorräte ergänzt. Hinter Uddevalla verlassen wir die Europastraße und fahren auf der so genannten Ferienstraße an der westschwedischen Schärenküste südwärts. Dabei passieren wir ein Ferienparadies nach dem anderen und verspüren so richtig Lust, diese schöne Gegend bei unserer nächsten Nordland-Tour gründlicher zu erkunden. Für heute müssen wir uns mit einem kleinen Campingplatz hinter Stenungsund begnügen, den wir unmittelbar hinter der imposanten Stenungsundbrücke entdecken. Erstmals leisten wir uns für 150 SK den Luxus, unser Womo mit 220 Volt Strom zu versorgen. Somit können endlich die leeren Akkus der Digitalkamera aufgeladen werden. Nach dem Abendbrot gehen wir auf dem in der Nachsaison ziemlich verlassenen Campingplatz spazieren. Bevor wir uns zur ersten Nachtruhe auf schwedischem Boden fertig machen, wird noch ein bisschen geknobelt und gewürfelt. Knobelhexe Petra hat schon wieder gewonnen......

 

 

Mittagspause am Friedhof

Dienstag, 31. August - 18. Tag

Stenungsund - Häljaröd - (240 km)

Trotz der Straßennähe haben wir sehr gut geschlafen und ebenso gut gefrühstückt. Dann geht es bei regnerischem Wetter weiter in Richtung Heimat. Schwedens zweitgröße Stadt Göteborg passieren wir, als gerade ein besonders heftiger Platzregen niedergeht. Hinter Falkenberg klärt es zunehmend auf und kurz vor Halmstadt lacht die Sonne vom strahlend blauen Himmel. Das veranlasst uns zu einem Abstecher in den langjährigen Wohnort eines Jugendfreundes aus Gunsleber Zeiten, Hans-Jürgen Külz, der aber schon seit geraumer Zeit wieder in Deutschland lebt. Nach vergeblicher Suche nach einem geeigneten Womo-Parkplatz in Halmstadt belassen wir es bei einer Stadtrundfahrt und legen stattdessen die fällige Mittagspause in Holm, wenige Kilometer hinter Halmstadt ein. Hier stehen wir auf einem versteckten Platz, unweit der kleinen Dorfkirche und dem dazugehörigen Friedhof. Bei strahlendem Sonnenschein können wir unser Mittagessen sogar im Freien einnehmen. Und während der Kirchdiener unmittelbar neben uns ein Grab für einen Verstorbenen ausschaufelt, lassen wir uns wenige Meter weiter Bratkartoffeln mit Rührei und Schinken schmecken. Petra findet das alles etwas makaber.
Wieder auf der Europastraße, fahren wir nur noch bis Ängelholm und halten dann auf die nahe liegende Küste zu. Auf der Suche nach einem Übernachtungsplatz entdecken wir dort einige malerische Dörfer, die auf uns allesamt einen mehr verschlafenen als touristisch erschlossenen Eindruck machen. Bereits im zweiten Ort namens Häljaröd werden wir fündig. Hier lädt uns ein eher unscheinbarer kleiner Gasthof namens „Albertsgarden“ zum Verweilen ein. Beim Betreten des nostalgisch eingerichteten Hauses fühlen wir uns in der Zeit um ein paar Jahrzehnte zurückversetzt.

 

 

Zu Gast im Albertsgarden

 

Von der Küche her durchzieht ein irrer Duft nach frisch gebackenem Zimtkuchen und frisch gebrühtem Kaffee den kleinen Gastraum. Diesem Frontalangriff auf unsere Geschmacksnerven können wir nicht widerstehen und lassen uns von den freundlichen Wirtsleuten fürstlich bedienen. Vielleicht ebenso fürstlich wie seinerzeit Schwedenkönig Albert, nach dem die kleine Herberge benannt wurde. Der Monarch soll hier tatsächlich einmal abgestiegen sein, heißt es. Glücklich und mit der Welt zufrieden sitzen wir im liebevoll gepflegten Vorgarten des Gasthauses und lassen uns den köstlichen Kuchen und Kaffee schmecken. Von beidem wird überaus reichlich aufgetafelt und das alles für nur schlappe 50 Schwedenkronen. Mit „Onkel Albert“, wie wir den 64-jährigen netten Gastwirt heimlich nennen, können wir uns gut unterhalten, weil er einigermaßen deutsch spricht, das er vor über 30 Jahren als Gastarbeiter beim Autobahnbau in Österreich gelernt hat.
Als "Onkel Albert" von unserer Suche nach einem Stellplatz für die Nacht erfährt, bietet er uns ohne zu zögern und noch dazu kostenlos sein Privatgrundstück direkt am Wasser an. Somit ist der ohnehin schon angenehme Aufenthalt in diesem schwedischen Dörfchen kaum noch zu toppen. „Albertsstugan“ heißt die kleine Hütte, neben der wir nach kurzem Suchen unser rollendes 4-Sterne-Hotel in Stellung bringen. Uns ist sofort klar, dass dieses idyllische Plätzchen unmittelbar am Kattegat bei der Bewertung unserer bisherigen Stellplätze einen Spitzenplatz einnehmen wird. Vor dem Abendbrot sind wir mit den Rädern noch ein bisschen entlang der Küste unterwegs. Wieder am Stellplatz zurück, machen wir es uns neben Alberts kleiner Hütte in den Liegestühlen bequem. Wir genießen die Abendstimmung am Wasser und können uns kaum einkriegen, auf diesem friedlichen und wunderschönen Stückchen Erde zu Gast sein zu dürfen. Danke, Albert!

 

 

Hinüber nach Dänemark

Mittwoch, 1. September - 19. Tag

Häljaröd - Gedser - Rostock (225 km)

Bevor wir vom „Albertsstugan“ Abschied nehmen, gönnen uns ein ausgiebiges Frühstück. Vor unserer Weiterfahrt schauen wir noch bei Onkel Albert vorbei und bedanken uns mit einer Flasche Dornfelder Rotwein für die Gastfreundschaft. Während der Fahrt ins 20 km entfernte Helsingborg regnet es unaufhörlich und wir sind froh, bei dem Sauwetter nach einigen Orientierungsschwierigkeiten im Hafengelände von Helsingborg auf die abfahrbereite Fähre nach Dänemark rollen zu können. Für die nur zwanzigminütige Passage mit der Scandlines-Fähre über den Öresund müssen wir stolze 60 Euro abdrücken und sind ein wenig verärgert, vorher nicht auf die Preisliste geschaut zu haben. Für den gleichen Preis hätten wir nämlich von Malmö über die Öresundbrücke nach Kopenhagen fahren können. Nun gibt es aber kein zurück mehr und wir sind im Handumdrehen am gegenüberliegenden Ufer, im dänischen Helsingör. Die Zeit an Bord reicht gerade noch, um unsere schwedischen Kronen in dänische umzutauschen.

 

 

Mit "Kronprins Frederik" nach Rostock

 

Bei Dauerregen kommen wir in Dänemark gut voran, haben aber wenig Lust, bei dem Wetter den vorgesehenen Campingplatz auf der Insel Moen anzusteuern. Stattdessen rauschen wir in flotter Fahrt durch Kopenhagen und Nykobing - immer mit dem Ziel, in Gedser die nächstmögliche Fähre nach Deutschland zu erwischen.

Gegen 14 Uhr erreichen wir Gedser und kaufen uns bei der Scandlines ein Ticket nach Rostock. Diesmal freuen wir uns, bei der gleichen Schiffsgesellschaft für die zweieinhalbstündige Fährpassage nur 63 Euro löhnen zu müssen und chauffieren unser Fahrzeug in den Bereitstellungsraum. Während Petra die etwa einstündige Wartezeit zur Zubereitung unseres Mittagessens nutzt, beobachte ich das Entladen unserer aus Rostock kommenden Fähre „Kronprins Frederik“. In einer knappen halben Stunde rollen jede Menge Fahrzeuge aus dem Rumpf des Schiffes.
Kurz nach 15 Uhr legen wir bei recht stürmischen Wetter ab. Schon nach kurzer Zeit kommt die Fähre bei beachtlichem Seegang ganz schön ins Rollen. Im Schiffsinneren erinnert uns die Passage mit dem „Kronprins Frederik“ mehr an den Aufenthalt in einem ungepflegten Bahnhofswartesaal und ist mit der herrlichen Überfahrt von Hirtshals nach Kristiansand zu Beginn unseres Urlaubs nicht zu vergleichen.
Schon nach einer dreiviertel Stunde können wir am Horizont das deutsche Festland ausmachen und wenig später erinnert uns die Skyline von Warnemünde daran, dass unser Urlaub nun zu Ende geht.
Um 17.30 Uhr haben wir dann wieder deutschen Boden unter den Reifen. Vor Aufregung und Freude, bald wieder zuhause zu sein, verpassen wir im Rostocker Überseehafen prompt die Ausfahrt zur Autobahn A 20 in Richtung Berlin.

 

 

Die Heimat hat uns wieder

 

Wir nehmen es gelassen und betrachten es vielmehr als „Wink mit dem Zaunpfahl“, Ingrid und Jens-Holm B. in Lichtenhagen mit unserem Besuch zu überraschen.
Nach telefonischer Voranmeldung bei der stets gastfreundlichen Familie B. werden dann spätestens an der Einmündung des Jägerweges in Gehlsdorf schöne Erinnerungen an zurückliegende Urlaubstage mit unseren Kindern bei Schwester Erika und Schwager Bernhard R. im Pfarrhaus in der Uferstraße 4 wach.
Trotz zahlreicher Veränderungen finden wir in Rostock den von uns seinerzeit ...zigmal gefahrenen Weg von Gehsldorf nach Warnemünde wie im Schlaf und biegen kurz nach 18 Uhr hinter Lütten Klein in den Evershäger Weg ein. Abends sitzen wir gemütlich auf der Terrasse und haben uns bei einigen Flaschen „Hasseröder“ jede Menge zu erzählen. Wir haben ein paar Jahre nichts mehr voneinander gehört und bedauern, uns ziemlich aus den Augen verloren zu haben. Es sind vorrangig sowohl familiäre als auch berufliche Sorgen, die dazu beigetragen haben, stellt sich später heraus.

 

 

Die letzte Etappe

Donnerstag, 2. September - 20. Tag

Rostock - Oschersleben (375 km)

Ein überaus opulentes Frühstück bei Familie B. sorgt für einen optimalen Start zu unserer vorletzten Etappe. Wir verabschieden uns mit dem guten Vorsatz, den Kontakt so weit wie möglich aufrecht zu erhalten. Dann brausen wir bei schönstem Sonnenschein durch die alte Hansestadt und machen Station bei „Grönfingers“ in Dierkow, Rostocks großem Gartenfachmarkt. In der riesigen Fundgrube für Pflanzen und Mitbringsel jeder Art lassen wir für uns und die Lieben daheim einen dreistelligen Betrag und setzen unsere Fahrt nach dem etwa einstündigen Zwischenstopp fort. Die nächste Pause legen wir an der Autobahnraststätte Bukautal bei Ziesar ein. Oschersleben erreichen wir schon am frühen Nachmittag und schauen zuerst im VW-Autohaus bei Sohnemann Markus vorbei. Bei den Halberstädtern haben wir uns schon während der Fahrt per Handy und SMS wohlbehalten in der Börde zurückgemeldet. Am Abend holen wir unseren in Gunsleben geparkten Passat ab, selbstverständlich nicht, ohne unserem jüngsten Enkelkind Maurice einen Besuch abzustatten.

 

 

Schreck in der Telefonzelle

21. Tag: Freitag, 3. September

Oschersleben - Berlin - Oschersleben (420 km)

Heute ist der Rückgabetag des Wohnmobils, das uns während des Urlaubs  zu einem zweiten Zuhause geworden ist. Bevor ich an diesem schönen Spätsommertag aufbreche, wird das Fahrzeug einer gründlichen Innen- und Außenreinigung unterzogen. Danach fahre ich mit Markus im Gefolge über die ziemlich belebte Autobahn nach Berlin. Leichte Nervosität kommt nach einem Tankstopp am Berliner Stadtrand auf, weil ich im Rückspiegel vergeblich nach dem Audi von Markus Ausschau halte. Wie sich später herausstellt, war es ihm nicht möglich, unmittelbar nach mir auf die in allen Fahrspuren proppevolle Straße Richtung Zentrum einzubiegen. Seine abenteuerliche Sucherei nach einer Telefonzelle, in der er obendrein noch seine Papiere, einschließlich Bargeld liegen lässt, endet letztendlich glücklich. Beides finden wir nach 20 Minuten und verständlicher Aufregung unberührt in der Telefonzelle wieder. Nach der Übergabe des Wohnmobils machen wir uns gegen 14 Uhr auf den Heimweg und kommen nach einer kurzen Imbiss-Pause in der Raststätte Bukautal und nach einer Gesamtfahrstrecke von 4755 km gegen 17 Uhr in Oschersleben an.

 

 

Wir kommen wieder

 

Unser Urlaub ist zu Ende. Der Alltag mit all seinen Pflichten hat uns ab Montag wieder. Auf unserer Reise haben wir vielleicht nicht unbedingt die größten Gletscher, die höchsten Wasserfälle, die tiefsten Fjorde oder die unwegsamsten Gebirge gesehen. Aber wir haben ein großartiges Land mit einer teils unberührten Natur und einer kontrastreichen Landschaft kennen gelernt. Schon jetzt sind wir uns darüber einig, „Ultima Thule“, wie die alten Römer das Land am nördlichen Ende der Welt nannten, noch einmal zu bereisen. Denn Norwegen ist ein Paradies für alle, die nicht unbedingt einen mondänen Hotelurlaub „all inklusive“ und ganzjähriges Badewetter in südlicher Sonne suchen. „Ja, vi elsker dette landet“ - „ja, wir lieben dieses Land“, so beginnt die norwegische Nationalhymne. Mit diesem Satz schließen wir uns am Ende dieses Reiseberichtes der Mehrzahl aller Norwegen-Urlauber gern an. Und noch ein weiser Spruch, den wir mal irgendwo aufgeschnappt haben: „Wenn Gott die ganze Welt in sieben Tagen   erschaffen hat, dann hat er für Norwegen bestimmt einen Tag gebraucht“! Dieser Vermutung ist nichts hinzuzufügen.......