Herbsttour an Nahe und Mosel

Irrfahrt durch Mainz

Donnerstag, 24. Sptember

Bei sonnigem Herbstwetter nehmen wir heute unsere diesjährige 14tägige "Traubenkur" in Angriff. Mit unserem Vorhaben, das Weinanbaugebiet an der Nahe zu erkunden, "erfahren" wir erstmals eine uns nur aus dem Reiseführer bekannte Gegend. Die Anreise über die A7 und A5 verläuft zunächst recht entspannt. Auch die von einigen "Wohnwagenziehern" mit den großen Kisten am Haken gefürchteten Kasseler Berge meistert unser kleines Gespann problemlos. Probleme indes gibt es nach einem einstündigen Mittagsschläfchen auf der Raststätte Hasselberg (A5) erst im Großraum Frankfurt. Hier sorgt eine Großbaustelle auf der A66 bei Mainz dafür, dass wir uns einer Umleitung und einer völlig desorientierten "Navitöse" folgend, plötzlich mitten im Verkehrsgewusel der rheinland-pfälzischen Metropole wieder finden. Da kommt natürlich Freude auf, als Fräulein Navi versucht, uns durch schmale Altstadtgassen wieder auf den richtigen Weg zu bringen. Erst als wir auf einem Parkplatz hinter der Staatskanzlei den Wohnwagen von Hand wenden, erreichen wir - herkömmlichen Wegweisern nach Bingen folgend - am späten Nachmittag unser Tagesziel Oberhausen a.d.N. (a.d.N. = an der Nahe!!)   

 

Ankunft in Oberhausen

 In Oberhausen a.d.N ist der auserwählte Campingplatz "Nahetal" schnell gefunden. Der Empfang durch den holländischen Betreiber, Herrn Bouma,  ist herzlich, zumal uns der gute Mann bereits Ende September sein auf Facebook angepriesenes "Oktober-Spezial" anbietet, hier eine Woche für 75 Euro verbringen zu können. Nach einem Rundgang auf dem Platz und der obligatorischen Besichtigung der sanitären Anlagen sind wir uns schnell einig, hier den richtigen Platz gefunden zu haben. Auf einer etwa 100 Quadratmeter großen Komfort-Parzelle kurbeln wir die Wohni-Stützen runter und machen uns daran, unser neues Reisevorzelt aufzubauen, um uns möglichst schnell den üblichen Camperfreuden, nämlich Nichtstun, Grillen, Kartenspielen und wieder Nichtstun hinzugeben. Während wir für morgen eine Einkaufstour ins REWE im benachbarten Bad Münster am Stein-Ebernburg mit einem kleinen Stadtrundgang verbinden wollen, steht für übermorgen (Samstag) einen Tagesausflug nach Bad Kreuznach auf dem Plan.

 

Stadtbummel in Bad Kreuznach

Sonnabend, 26. September

Die Fahrt durch das an manchen Stellen recht schmale aber wildromantische Nahetal führt uns nach etwa 20 km in die Kur- und Kreisstadt des gleichnahmigen Landkreises Bad Kreuznach. Nach anfänglich vergeblicher Parkplatzsuche im Kurgebiet finden wir letztendlich auf dem zentrumsnahen Parkplatz "Am Wassersümpfchen" eine günstige Parkgelegenheit. Von hier aus gelangt man in wenigen Schritten durch die Fußgängerzone (Mannheimer Straße) zum Kornmarkt und weiter über die historische Nahe-Brücke in die Altstadt. Die historische Nahe-Brücke präsentiert sich uns leider als Großbaustelle, so dass von der Brücke mit den alten Brückenhäusern nicht viel zu sehen ist. Wir pilgern weiter durch die etwas beschaulich wirkende Altstadt und freuen uns, in einem kleinen Café, nicht weit vom Eiermarkt eine super Location für Kaffee und Kuchen zu finden.

 

Multikulti in Bad Kreuznach

 Nach Kaffee und Kuchen in der Altstadt setzten wir unserem Samstags-Nachmittags-Bummel fort und werden auf dem Rückweg Augenzeuge einer von der Stadt und zahlreichen örtlichen Vereinen organisierten Migrations-Veranstaltung. Unter der Vielzahl ausländischer Mitbürger und Flüchtlinge sind wir Deutschen klar in der Unterzahl, haben aber unsere Freude an dem bunten Bühnenprogramm eines Mannes aus dem afrikanischen Ghana. 

 

Radtour an Nahe und Glan

Sonntag, 27. September

 

Heute nehmen wir uns vor, nach langer Zeit mal wieder eine Tages-Radtour zu machen. Unsere holländischen Nachbarn empfehlen uns eine Tour an Nahe und Glan, die sie am Vortag selbst gefahren sind und für gut befinden. Gut gelaunt machen wir uns bei strahlend blauem Himmel auf den zunächst sehr schlechtem Weg am gegenüberliegenden Naheufer, bevor wir nach etwa 5 km beim Dörfchen Boos, einer der ältesten Siedlungen im Naheraum, auf dem Glan-Radweg auf Meisenheim zuradeln. Allerdings scheint dabei mehr der Wunsch der Vater des Gedankens zu sein. Denn was wir auf den ca. 40 km bis Meisenheim und zurück erleben, macht diese Tour für uns unvergesslich: Während wir Muddis erste Reifenpanne noch gelassen hinnehmen und innerhalb wenigenr Minuten beheben, sind wir vom zweiten Platten auf dem Vorderrad doch etwas überrascht. Aber auch diese Panne ist nach wenigen Minuten behoben. Nur gut, dass wir als erfahrenen "Langstrecken-Radler" alles an Bord haben, denn als nach wenigen Kilometern der Schlauch zum dritten Mal die Luft nicht halten kann, ist unser Flickzeug fast aufgebraucht. Mit dem letzten Tropfen Gummilösung und dem letzten Flicken gelingt es, die Fahrbereitschaft wieder herzustellen. Um der Wahrheit die Ehre zu geben: Die drei Pannen sind ohne Zweifel dem völlig profillosen und nur noch hauchdünnen Mantel geschuldet. Dennoch sind wir froh, von nun an pannenfrei Meisenheim zu erreichen. Während die Hinfahrt im Zeichen der drei Platten steht, bringt uns die Rückfahrt wegen einer vermeintlichen Abkürzung an den Rand der Erschöpfung. Von Odernheim bis Duchroth müssen wir unser Rad 3 km steil bergauf schieben, um dann wieder bei 14 % Gefälle ins Nahetal zu rollen.

 

Schönes Meisenheim

 

Die Tour auf dem Glan-Radweg erweist sich landschaftlich als äußerst reizvoll und verläuft bis zur Stadt Meisenheim größtenteils parallel zu einer stillgelegten Eisenbahnstrecke, auf der uns in regelmäßigen Abständen Fahrrad-Draisinen entgegen kommen. Auch Meisenheim selbst wird uns dank seiner liebevoll sanierten Altstadt und dem leckeren Eisbecher und Kuchen in einer italienischen Eisdiele in bester Erinnerung bleiben. Wir bummeln gemächtlich durch die Stadt hinauf zur Schlosskirche und ruhen uns dort auf einer Bank in den gepflegten Grünanlagen aus.

 

 

Bad Sobernheim und Kirn

Dienstag, 29. September

Unser Wunsch, irgendwo mal lecker zu Abend zu essen, führt uns heute auf zunächst kleinen Landstraßen naheaufwärts nach Bad Sobernheim. Der kleine Kurort macht auf uns einen verschlafenen Eindrück, zumal zahlreiche Gaststätten geschlossen haben bzw. uns mit ihren Speisekarten nicht locken können. Fündig werden wir letztendlich in Kirn, einem Achttausend-Einwöhner-Städtchen an der Nahe, wo wir auf dem Marktplatz ins "Julchen" einkehren. In der nach der Braut des Schinderhannes benannten Gastwirtschaft fühlen wir uns auf Anhieb sauwohl, zumal die gutbürgerliche Speisekarte voll und ganz unseren Vorstellungen entspricht. Bei einem Schweizer Kotelett in Käsesoße und Spätzle mit frischen Champignons für die Muddi einschließlich liebevoll zubereiteter Beilagen lassen wir es uns gut gehen und sind erst am späten Abend zurück im Camp. 

 

 

Von der Nahe an die Mosel

Donnerstag, 1. Oktober

Nach einer Woche auf dem Campingplatz in Oberhausen heißt es Abschied nehmen vom schönen Nahetal. Wie gewohnt, haben wir unser Vorzelt schon am Vorabend abgebaut, um am Abreisetag beizeiten reisefertig zu sein. Wir verabschieden uns von unseren netten holländischen Nachbarn, nachdem wir ihnen behilflich sind, ihren Passat wegen schwacher Batterie wieder flott zu bekommen. Auch Campingplatz-Betreiber Bouma lässt es sich nicht nehmen, uns freundlich hinterher zu winken. Wir werden bei Gelegenheit eine positive Beurteilung über diesen schönen Platz im Internet hinterlassen. Dann geht es zunächst wieder in Richtung Kirn und von dort aus auf der B 421 hinauf in den Hunsrück und wieder hinunter ins Moseltal in Richtung Zell. (Gesamtstrecke ca. 75 km)

 

 

Holländischer Hof in Senheim

 

Auch das Moseltal empfängt uns mit strahlendem Sonnenschein. Das Hoch "Netti" ist im wahrsten Sinne des Wortes  nett zu uns. Als wir bei Zell die Mosel erreichen, fühlen wir uns fast wie zuhause, weil wir hier nach der politischen "Kehre" als erstes mit dem Auto waren und später als Wohnwagenzieher bereits zweimal in Senheim, wenige Kilometer vor Cochem, Station gemacht haben. Heute cruisen wir gemütlich um den Bremmer Bogen, durchfahren Alf und St. Aldegund und erreichen gegen Mittag unser Tagesziel Senheim. Der Campingplatz "Holländischer Hof" ist erwartungsgemäß gut besucht, vor allem unsere Camperfreunde mit dem gelben Nummernschild fühlen sich auf diesem Platz wie zuhause. Mit Stellplatz 225 beziehen wir einen Platz im hinteren Bereich der zwischen Mosel und Hafen liegenden Halbinsel. Dass man auf alle Plätze eine Schotterschicht aufgefahren hat, soll zwar verhindern, bei Regen nicht auf dem feuchten Untergrund zu versinken, dennoch wird unser neuer Vorzeltteppich arg in Mitleidenschaft gezogen.

 

 

Zeller Schwarze Katz

Freitag, 2. Oktober

Das schöne Wetter hält uns nicht auf dem Platz in Senheim. Bei der Wahl, mit den Rädern oder mit dem Auto ein Stück moselaufwärts zu fahren, entscheiden wir uns für die bequemere Fortbewegungsart. Auf bekannten Wegen fahren wir vorbei an Zell zunächst nach Pünderich, jener Moselgemeinde, in der wir bereits vor 16 Jahren auf einer Wohnmobiltour nach Frankreich und auch in den Jahren danach immer wieder bei unseren Fahrten an die Mosel Station gemacht haben. Wir stellen unser Auto am Parkplatz an der Fähre ab und durchwandern den Ort. Den Nachmittag dieses schönen Tages verbringen wir im uns nicht nur durch die Weinlage "Schwarze Katz" gut bekannten Zell, bevor wir oben im Einkaufszentrum Zell-Barl noch ein paar für den täglichen Bedarf benötigte Dinge einkaufen.

 

 

Tag der Deutschen Einheit 

Sonnabend, 3. Oktober

Am heutigen Feiertag planen wir einen Ausflug ans Deutsche Eck nach Koblenz, um am bis 1990 zur Deutschen Einheit mahnenden Denkmal folgerichtig auch 25 Jahre später dem Tag der Deutschen Einheit zu gedenken. Als wir jedoch im Radio hören, dass sich am Deutschen Eck auch einige Leute mit schwarz-weiß-roten Fahnen tummeln, ändern wir unseren Plan und verbringen den Tag in Cochem. Hier sind wir zunächst vergeblich auf der Suche nach einem Parkplatz am Mosel-Ufer und landen schließlich etwas oberhalb des Bahnhofs auf dem großen City-Parkplatz. Kurios, dass für Cochems Gäste hier die doppelte Parkgebühr gegenüber den Einheimischen mit dem Kennzeichen COC aufgerufen wird. Wir bummeln ein bisschen entlang der Uferpromenade, beobachten von einer Bank den regen Schiffsverkehr auf der Mosel und drängeln uns danach durch die proppenvolle Altstadt. Auf der Suche nach einer Einkehr zum Abendbrot werden wir leider nicht in Cochem, sondern erst auf der Rückfahrt fündig. In einer kleinen Gaststätte in Bruttig-Frankel lassen wir uns eine große Pizza und 'nen lecker Döner schmecken.

 

 

Ab heute zu viert

Montag, 5. Oktober

Am späten Nachmittag treffen unsere Camperfreunde Inge und Siggi ein, für die wir schon vorsorglich einen Stellplatz in unserer Nähe geblockt haben. Dass es letztendlich sogar gegen geringen Aufpreis ein Uferplatz wird, ist unserer energischen Nachfrage beim Platzpersonal geschuldet. So erfreulich es auch ist, dass die beiden uns hier in den nächsten drei Tagen Gesellschaft leisten, so unerfreulich ist der sich abzeichnende Wetterumschwung. Es ist nämlich zusehends herbstlicher geworden, so dass wir froh sind, den Abend gemeinsam im gut geheizten Wohnwagen der beiden Camper aus dem niedersächsischen Sehnde verbringen zu können.

 

 

Weinprobe in Senheim

Dienstag, 6. Oktober

In Anbetracht der unbeständigen Wetterlage sind wir froh, unser Vorzelt bereits heute Nachmittag halbwegs trocken abbauen zu können. Der Abend steht ganz im Zeichen einer Weinprobe in Senheim, zu der wir uns alle vier in der CP-Rezeption angemeldet haben. Was uns der gute Winzer über Senheim erzählt, ist zwar recht interessant, motiviert zumindest uns aber wenig, hier eventuell zum vierten Mal mit unserem Wohnwagen aufzuschlagen. Die abendliche Weinprobe indes werden wir in guter Erinnerung behalten, zumal wir nach dem Verkosten von zehn verschiedenen Weinen und einer "sauleckeren" Suppe ein Kasterl "Senheimer Bienenkorb" unser eigen nennen.

 

 

Geburtstag in Bernkastel-Kues

Mittwoch, 7. Oktober

Leider macht uns die mit 70 %  prognostizierte Regenwahrscheinlichkeit unserem Vorhaben, mit den Rädern etwas an der Mosel entlang zu touren, einen Strich durch die Rechnung. Stattdessen fahren wir mit dem Auto nach einem Zwischenstopp im Globus-Supermarkt Zell-Barl bis nach Bernkastel-Kues. Nach einer kurzen Stippvisite an der zumindest der Muddi und mir bestens bekannten größten Touristenfalle an der Mosel, laden wir Inge und Siggi ins Weingut und Café "Molitor" in Kirnheim zum Geburtstagskaffee ein. Nach einem weiteren Zwischenstopp in Kröv, wo wir ein paar Liter Federweißen als Mitbringsel für daheim ordern, lassen wir Muddis Burzeltag nach einer Flasche "Rotkäppchen" und dem Grillen bei völliger Dunkelheit (!) sowie Erdinger und Wein im Vorzelt von Inge und Siggi ausklingen.

 

 

Wieder auf Heimatkurs

Donnerstag, 8. Oktober

Die zurückliegenden zwei Wochen an Nahe und Mosel vergehen wie im Fluge. Gegen 9 Uhr koppeln wir unser Schneckenhaus an, verabschieden uns von Inge und Siggi mit dem Wunsch, dass die beiden hier noch ein paar schöne Tage bei angenehmen Wetter haben und machen uns auf den Heimweg. Zunächst bis Cochem und von dort aus hinauf zur A 48 bei Kaisersesch. Auf dem nächsten Parkplatz fahren wir bereits wieder raus, um noch bei Sonnenschein unser Frühstück mit Kaffee und frischen Brötchen einzunehmen. Die Fahrt hinauf nach Kaisersesch hätten wir uns sparen können, weil die Abkürzung zwischen Mayen und Mendig zur Autobahn in den Kölner Raum gesperrt ist. Somit gehts wieder hinunter nach Koblenz, um bei Limburg über die B49 bei Gießen die A5 und bei Kirchheim die A7 zu erreichen. Unseren Heimatort Oschersleben erreichen wir erst am späten Abend.