Erster Halt in Thüringen
Mittwoch, 7. September
Nach der Holland-Tour im April, der Drei-Länder-Tour im Juni und der Tour ins Rheinsberger Seenland im Juli brechen wir heute zu unserer vierten mehrwöchigen Tour auf. Heute fahren wir allerdings nur bis in den Thüringer Wald und legen auf halber Strecke einen Zwischenstopp auf dem Campingplatz Meyersgrund nahe Ilmenau ein. Der idyllisch in einem Seitental gelegene Platz ist zu 90 Prozent von Dauercampern belegt, die wenigen Tagesgäste kann man an einer Hand abzählen. Wir nehmen es wie es ist, zumal auch die sanitären Anlagen in einem anspechenden Zustand sind. Wie jede Tour wird auch diese Tour mit einer Flasche Wein und zwei Runden Skibpo eröffnet, bevor wir uns gegen 23 Uhr zur Nachtruhe fertigmachen.
Von Thüringen an den Main
Donnerstag, 8. September
Ausgeruht, aber ohne Frühstück setzen wir gegen 9 Uhr unsere Reise stramm bergauf über Schmiedefeld am Rennsteig fort und erreichen bei Schleusingen die A73, wo wir auf dem ersten Rastplatz bei strahlendem Sonnenschein eine Pause für ein ausgiebiges Frühstück machen. Dann gehts weiter, vorbei an Suhl auf der A 71 in Richtung Schweinfurt, über die A 7 nach Würzburg, wo wir zunächst die Residenzstadt im zähen Verkehr mit "stop and go" durchqueren müssen, um auf der proppevollen A 3 gegen 12.45 Uhr unser Tagesziel, den Campingpark Wertheim-Bettingen, zu erreichen. Leider zu einer ungünstigen Zeit, weil wir vor verschlossener Schranke stehen, die sich erst um 14 Uhr wieder hebt. Das "Checkinn" verläuft ebenso schnell wie der Aufbau unseres Camps auf dem erst vor zwei Tagen reservierten Platz unmittelbar am Mainufer. Schon bald verfallen wir in den üblichen Campermodus, frei nach dem Motto:
"wie schön ist es mal nichts zu tun und dann vom Nichtstun auszuruhen."
Sympathische Begegnung
Mit Gerti und Horst aus der niedersächsischen Wedemark begegnen wir zwei sympathischen Campern, die mit ihrem Wohnmobil wenige Meter weiter in zweiter Reihe stehen. Zu viert verbringen wir vor unserem Wohni einen lustigen Abend bei einigen Bierchen und kurzweiligen Gesprächen über Gott und die Welt, wobei das Campen als gemeinsames Hobby immer wieder im Mittelpunkt steht. Dass Wohnwagenzieher mit Wohnmobilisten nicht besonders gut können, erweist sich dabei einmal mehr als völlig haltlos. Der schöne, weil unterhaltsame Abend geht gegen 22.30 Uhr zu Ende.
Ausflug nach Village Wertheim
Freitag, 9. September
Der Tag beginnt bei viel Sonne mit einem guten Frühstück, bevor wir mit dem Auto zu einem Ausflug auf den nahegelegenen Almosenberg aufbrechen, wo das Outletcenter Wertheim-Village auf zahlkräftige Kundschaft wartet. Da wir dazu nicht gehören, belassen wir es bei einem Bummel durch die Passagen der weitläufigen, ausnahmlos mit Markenwaren führenden Geschäfte gespickten Verkaufsanlage. Nach etwa drei Stunden glauben wir genug gesehen zu haben und fahren Richtung Wertheim, um unser Speise- und Getränkevorräte in einem Supermarkt aufzufüllen. Lecker Himbeerkuchen lassen wir uns mit einer Tasse Kaffee ebenda schmecken. Wieder zurück im Camp verbringen wir den Tag in unseren Liegestühlen, schieben am Abend ein paar leckere Steaks über den Grill und lassen den Rest des Tages rundum zufrieden bei eiem halbtrockenen Markelsheimer Tauberberg ausklingen.
Kässpätzle und Schäufele in Karlstadt
Sonnabend/Sonntag, 09./10. September
Den Täter zieht es immer wieder an den Tatort zurück. So auch gestern, als wir nach unserer Main-Tour vor zwei Jahren zum zweiten Mal am Main entlang über Lohr nach Karlstadt fahren. Hier lassen wir uns, genau wie vor zwei Jahren, im Restaurant "Fehmelbauer" Käsespätzle mit Pfifferlingen und original fränkische Schäufele schmecken. Ein Gaumenschmaus, den wir mit der Behauptung verbinden, dass es die besten Schäufele zwischen Frankurt und Bamberg beim "Fehmelbauer" in Karlstadt gibt. Anschließend bummeln wir bei schönstem Sonnenschein und Temperaturen um die 30 Grad noch ein wenig durch die Altstadt und am Mainufer entlang. Wieder zurück im Camp verbringen wir den lauen Spätsommerabend bei einer Runde Skibpo und unserem halbtrockenen Müller-Thurgau.
Der Sonntag beginnt so, wie der Samstag aufgehört hat. Das Hoch "Karl" sorgt weiterhin für super Wetter. Da unsere schöne Zeit hier am Main morgen zuende geht, beschließen wir den ganzen Tag faul in unseren Liegestühlen am Mainufer zu verbringen. Am frühen Abend gehen wir in der zum Platz gehörenden Gaststätte noch einmal lecker essen, beginnen mit den ersten Abbauarbeiten und hauen uns nach dem obligatorischen Dämmerschoppen gegen 23 Uhr ins Bett.
Durchs liebliche Taubertal
Montag, 12. September
Anstatt auf kürzestem Weg vom Main an den Neckar zu düsen, bevorzugen wir die romantische Straße durch das liebliche Taubertal. Immer entlang der Tauber fahren wir auf kurvenreicher Straße auf Tauberbischofsheim zu, um von hier aus nach einem opulenten Autobahn-Frühstück an der A 81 vorbei an Heilbronn auf Stuttgart zuzufahren. Am Kreuz Stuttgart sorgt ein Mega-Stau dafür, dass sich unsere Ankunftszeit in Horb am Neckar um eine gute Stunde verschiebt. Wir nutzen die Zeit bis zur Schrankenöffnung am Campingplatz "Schüttehof" zu einem Großeinkauf im örtlichen Real und stehen Punkt 14:30 Uhr vor der Schranke. Die üblichen Anmeldeformalitäten mit der ACSI-Card sind ebenso schnell erledigt, wie die Suche nach einem halbwegs schattigen Plätzchen. Wegen der hochsommerlichen Wetterlage bauen wir unser Camp einmal mehr ohne Vorzelt, sondern nur mit dem Sonnensegel auf. Der erste Test der sanitären Anlagen ist äußerst positiv. Einziges Manko ist, dass das zum Platz gehörende Freibad ab heute geschlossen ist. Wir nehmens leicht und beschließen den Tag nach dem Abendbrot mit einem württembergischen Fürstenfass halbtrocken aus der Weinkellerei Hohenlohe.
Ein Wandertag, der zum Bußtag wird
Dienstag, 13. September
Oh Leute, der heutige Tag wird uns noch lange in Erinnerung bleiben. Weniger wegen der seit Tagen anhaltenden Affenhitze, als vielmehr wegen des Besuchs der Stadt Horb. Von unserem hoch über der Stadt gelegenen Campingplatz geht es auf einem steil abfallenden Waldweg hinunter in die historische Altstadt des Neckarstädtchen. Während die Muddi die Stadtbesichtigung mit einer kleinen Shoppingtour verbindet, haben ich bereits den beschwerlichen Rückweg hinauf auf den 500 Meter hohen Schütteberg in unser Camp im Hinterkopf. Bevor es bergauf so richtig ans Eingemachte geht, gönnen wir uns in einem Café unterhalb der gewaltigen Stiftskirche noch einen Eiskaffee und eine Eisschokolade. Dann geht es auf dem Horber Kreuzweg brutal bergauf, vorbei an 14 Stationen, die an das Leiden Christi erinnern, bis zur Ottilienkapelle, hoch über der Stadt. Auch wir leiden bei jedem Schritt und jeder Stufe, bevor wir völlig geschafft und fix und foxi oben ankommen und auf der erstbesten Bank völlig groggy alle Viere von uns strecken. Nach diesem beschwerlichen, aber schönen Tag belohnen wir uns nach dem Abendbrot wieder mit einer Flasche Fürstenfass, dem halbtrockenen Riesling aus der Weinkellerei Hohenlohe und fallen gegen 23 Uhr rechtschaffende müde in unsere Betten. Eines ist uns nach diesem Bußweg aber völlig klar: Die Stadt Horb sieht uns zu Fuß nie wieder........
An der Neckarquelle
Mittwoch, 14. September
Und wieder beschert uns das derzeitige Hoch sommerliche Temperaturen um die 30 Grad, so dass wir uns zum Frühstück hinter unseren schattenspendenden Wohnwagen verkriechen. Nach dem Frühstück starten wir zu einer Autotour entlang des Neckar bis zu seiner Quelle im Schwenninger Moos. Unterwegs machen wir Station in Sulz und Rottweil, wobei uns Rottweil mit seiner historischen Altstadt besonders gut gefällt. In Schwenningen angekommen, lassen wir uns von Fräulein Navi zum Neckarpark lotsen, in der Hoffnung, dort die Quelle vorzufinden. Und siehe da, wir liegen goldrichtig. Von unserem Parkplatz sind es nur noch wenige Schritte bis zur Quelle. Wir machen dort ein paar Erinnerungsfotos, lassen uns die frischen Erdbeeren vom Rottweiler Markt schmecken und machen auf der Rückfahrt einen kleinen Umweg über Freudenstadt im Schwarzwald. Einem leichten Hungergefühl verschaffen wir mit der Einkehr in ein chinesisches Bistro Abhilfe. Nachdem wir im Freudenstädter Kaufland u.a. unsere Weinvorräte etwas ergänzt haben, fahren wir weiter ins nur noch 24 km enfernte Horb. Unser Abendprogramm schließt sich nahtlos an das Programm der vorausgegangenen Tage an. (Prost).
Nach den ereignisreichen Tagen gestern in Horb und heute in Rottweil, Schwenningen und Freudenstadt beschließen wir, morgen einen Ruhetag einzulegen, um dann am Freitag ein paar Kilometer flussabwärts nach Tübingen zu fahren.
Umbrische Markttage in Tübingen
Freitag, 16. September
Nachdem der gestrige Donnerstag einvernehmlich zum Ruhetag deklariert wurde, an dem wir uns voll und ganz dem Faulenzen in unserem Camp hingegeben haben, sind wir heute wieder voll in Action. Auf dem Tagesprogramm steht ein Ausflug ins ca 35 Km neckarabwärts gelegene Tübingen. Unmittelbar nach dem Früh- bzw. Spätstück machen wir uns reisefertig, um auf kleinen Landstraßen unmittelbar am Neckar über Rottenburg nach Tübingen zu fahren. In der Universitätsstadt treffen wir auf das erwartete Verkehrsgewusel, so dass wir erst nach längerem Suchen eine günstige Parkgelegenheit finden. Die zahlreichen Parkhäuser rund um die Alstadt bieten zwar ausreichend Parkmöglichkeit, sind aber für unseren Golf Plus einschließlich Dachbox mit einer Höhenbegrenzung von zwei Metern tabu.
In Tübingens Innenstadt steppt der Bär, wofür in erster Linie der groß angekündigte umbrisch provenzialische Markt verantwortlich ist. Wir stürzen uns in das Getümmel und lassen uns durch die proppevolle Altstadt treiben. Romantisch wirds an der Neckarbrücke, von wo aus man einen tollen Blick über Fluss und Stadt hat. Wir essen in einem kleinen Bistro eine Kleinigkeit, trinken ein paar Meter weiter in einer urigen Gaststätte am Neckarufer einen Espresso und fahren erst am späten Nachmittag wieder zurück nach Horb. Im Camp angekommen, beginnen wir nach dem Abendbrot mit der Reisevorbereitung für unsere morgige Weiterfahrt in Richtung Stuttgart.
Dass an unserem letzten Abend auf diesem schönen Campingplatz noch ein Flascherl Spätburgunder halbtrocken geleert wird, ist eigentlich nur noch Chronistenpflicht.
Weiter am Neckar entlang
Sonnabend/Sonntag, 17/18. September
Die Weiterfahrt von Horb nach Stuttgart verläuft bis auf wenige Ausnahmen immer am Neckar entlang. In Tübingen machen wir kurz Halt, um in einem Back-Shop zu frühstücken und im benachbarten Real einige Einkäufe zu tätigen. Stuttgart, bzw. den Campingplatz Cannstadter Wasen erreichen wir nach entspannter Fahrt gegen Mittag. Der erste Eindruck vom Platz bekräftigt unseren Entschluss, so schnell wie möglich weiter zu fahren. Das Terrain macht zum einen einen etwas verwahrlosten Eindruck, zum anderen schlägt auch das Wetter über Nacht um und es regnet pausenlos. Somit verlassen wir bereits am Sonntag Morgen die baden-württembirgische Metropole bei strömendem Regen, der auch bei der Fahrt neckarabwärts unser ständiger Begleiter ist. Über Marbach, Lauffen und Heilbronn erreichen wir Mosbach, wo wir auf dem Fortuna-Camp in Binau unmittelbar am Neckarufer die Stützen unseres Wohnwagens herunter kurbeln und uns auf einen drei- bis viertägigen Aufenthalt einrichten.
Ausflug nach Mos- und Eberbach
Montag, 19. September
Da das Wetter scheinbar gewillt ist, sich allmählich wieder von seiner
besseren Seite zu zeigen, entschließen wir uns zu einem Ausflug in die nähere Umgebung. Als erstes fahren wir in das etwa 15 km entfernte Mosbach. Die Kreisstadt des
Neckar-Odenwald-Kreises im südlichen Odenwald punktet bei den Touristen vor allem mit seinen zahlreichen Fachwerkhäuser in der Altstadt. Nach einem ausgiebigen Stadtbummel machen wir
noch einen Abstecher neckaraufwärts nach Neckarzimmern, bevor wir letztendlich in Eberbach landen. Die Stadt gehört zum Rhein-Neckar-Kreis und der Metropolregion Rhein-Neckar, kann aber in
keiner Weise mit Mosbach mithalten. Wir halten uns nicht sehr lange in Eberbach auf, tätigen noch einige Einkäufe im örtlichen REWE und sind gegen 18 Uhr wieder im Fortuna-Camp
zurück.
Hier lassen wir uns zum Abend original bayerische Weißwurscht und original bayerisches Bier vom Chiemsee schmecken. Zu vorgerückter Stunde besinnen wir uns aber wieder auf unsere Traubenkur und beschließen den schönen Tag mit einem halbtrockenen Müller-Thurgau aus der baden-württembergischen Region.
I lost my heart in Heidelberg
Donnerstag, 22. September
Weil wir mit dem Führen unseres Reisetagebuches in den letzten Tagen etwas geschludert haben, werden hier die Ereignisse der letzten Tage kurz zusammen gefasst. So sind wir bei spätsommerlichem Herbstwetter am Mittwoch in Binau abgefahren und schon nach rund 40 km weiter neckarabwärts in Neckargemünd, kurz vor Heidelberg angekommen. Der stadtnahe Campingplatz an der Friedensbrücke hat uns auf Anhieb zugesagt, zumal wir einmal mehr das Glück hatten, einen Stellplatz unmittelbar am Neckarufer belegen zu können. Nach den üblichen Aufbauarbeiten war es schon in Anbetracht des schönen Wetters klar, den Donnerstag für einen Ausflug ins 10 km entfernte Heidelberg zu nutzen. Den Ausflug mit dem Auto durchzuführen, erweist sich nicht unbedingt als die beste Lösung. Dennoch haben wir bei der Parkplatzsuche Glück, weil wir vorsorglich unsere Dachbox demontieren und somit in das zentrumsnahe Parkhaus am Karlsplatz einfahren können. Der Stadtbummel durch die gut besuchte Altstadt wird ebenso von Kaiserwettter begleitet wie der Aufstieg zum Schloss, den wir uns allerdings mit der Bergbahn etwas erleichtern.
Fazit: Ein super Tag, den wir nach nunmehr schon alter Tradition mt einem halbtrockenen Riesling ausklingen lassen.
Mit Königin Silvia nach Heidelberg
Sonnabend, 24. September
Bei fast hochsommerlicher Temperaturen steht der heutige Tag ganz im Zeichen des Heidelberger Herbstes - einem Stadtfest der Superlative, das Jahr für Jahr tausende Schaulustige in die Heidelberger Altstadt zieht. Vorgestern noch mit dem Auto in die Stadt gedüst, lassen wir diesmal unser Auto auf unserem Campingplatz stehen und schippern mit MS "Königin Silvia", dem mondänen Flagschiff der Heidelberger "Weißen Flotte" ca. einer Stunde flussabwärts bis Heidelberg. Hier lassen wir uns im marktähnlichen Gewusel durch die engen Gassen der Alstadt treiben, gönnen uns zunächst bescheiden 'ne Bratwurst am Friedrich-Ebert-Platz und drei Straßen weiter lecker Kaffee und Himbeertorte in einem der angesagtesten Cafés der Stadt. Nach ein paar Stunden rechtschaffend fußlahm nehmen wir auf der Alten Brücke Abschied von "old Heidelberg" und fahren mit dem Bus zurück nach Neckargemünd. Das Abendprogramm unterscheidet sich kaum von dem der vorangegangenen Tage.....
Abreise wegen Kaiserwetter verschoben
Sonntag, 25. September
Eigentlich soll unsere Reise am Neckar, den wir von der Quelle in Schwenningen bis hier nach Neckargemünd über ca. 350 km begleitet haben heute zu Ende gehen. Was uns an der geplanten Weiterreise an den Rhein hindert, ist das herrliche Wetter. Bei blank geputzem Himmel und Temperaturen bis zu 25 Grad wäre es eine Sünde, den Tag im Auto mit dem Wohnwagen am Haken irgendwo auf der Autobahn zu verbringen. Stattdessen verlängern wir kurzerhand unseren Aufenthalt auf dem super Campingplatz an der Friedensbrücke in Neckargemünd um einen Tag und lassen nochmal alle Viere gerade sein.
So geben wir uns einmal hemmungslos dem Nichstun hin und genießen das tolle Herbstwetter in vollen Zügen. Einmal mehr sind wir aber auch dankbar, auch diese Tour gesund und munter bis hierher ziemlich entspannt bewältigt zu haben. Wir bereiten unsere morgige Weiterfahrt an den Rhein so weit wie möglich vor, sitzen abends noch eine gute Stunde bei einem Glas Wein am Neckarufer und ziehen uns danach noch den aktuellen Tatort aus Münster rein.
Durchs Mittelrheintal flussabwärts
Montag, 26. September
Nachdem wir in den vergangenen Jahren zur Weinlesezeit Mosel, Ahr und Nahe mit dem Wohnwagen "erfahren" haben, sind wir nach unserer diesjährigen Fahrt an Main und Neckar heute am Rhein angekommen. Damit erfüllen wir uns den langgehegten Wunsch, einmal durch das herbstliche Mittelrheintal auf der Rheinuferstraße von Bingen bzw. Rüdesheim ganz gemütlich flussabwärts zu fahren. Die Vorfreude auf Vater Rhein erleichtert uns etwas den Abschied vom Neckar und vom schönen Heidelberg. Die Fahrt von von unserem Campingplatz in Neckargemünd nach Bingen (ca. 130 km) verläuft fast ausschließlich auf werktags gut frequentierten Autobahnen (A 5, A 6, A 61). Trotz einiger Staus im Großraum Mannheim/Ludwigshafen erreichen wir unseren Zielort Bacharach (15 km hinter Bingen) bereits gegen 11 Uhr. Genau rechtzeitig, um sich auf dem Campingplatz "Sonnenstrand" einen gerade frei gewordenen Platz am Rheinufer zu sichern. Der zwischen Rhein und der Bundesstraße 9 gelegene Platz erfüllt unsere Erwartungen voll und ganz, zumal man im platzeigenen Restaurant gut und preiswert essen kann. Wettermäßig gehen die Temperaturen nach den zurückliegenden sonnigen Tagen am Neckar hier am Rhein zwar etwas nach unten, jedoch soll es schon ab morgen wieder aufwärts gehen.
Etwas Rheinromantik gefällig?
Donnerstag, 29. September
Nun stehen wir schon drei Tage auf diesem herrlichen Uferplatz am Strandbad von Bacharach. Von gegenüber grüßen der Kirchturm und die sich an die Rebenhänge schmiegenden Häuser von Lorchhausen herüber. Und dazwischen fließt der Rhein gemächlich dahin. Es ist interessant zu beobachten, wie sich die zahlreiche Passagier- und Frachtschiffe stromauf- und stromabwärts durch den Fluss bewegen. Der niedrige Pegelstand zwingt sie zur langsamen Fahrt, wobei zahlreiche Sandbänke und Felsen in Flussmitte die Fahrrinne beträchtlich einengen.
Unsere bisherigen Aktivitäten hier sind wieder einmal überschaubar. Nach unserer Ankunft am Montag haben wir den Dienstag zum Ruhetag erklärt. Dass wir am Mittwoch nach dem Aufbau unseres Vorzeltes eine ursprünglich als Einkaufsfahrt geplante Tour nach Oberwesel und St. Goar auf eine Sightseeing-Tour am Rhein ausdehnen ist dem schönen Wetter geschuldet. Egal ob man links- oder rechtsrheinisch unterwegs ist, man kann sich der viel besungenen Rheinromantik kaum entziehen. "Oh du wunderschöner deutscher Rhein", kommt uns da ganz spontan in den Sinn. Heute läuft das Wetter mit Temperaturen von über 20 Grad noch mal zur Hochform auf, was uns zu einem ausgiebigen Bummel durch das idyllische Bacharach veranlasst.
Grüße aus dem Krankenhaus
Sonnabend/Sonntag, 1./2. Oktober
Unseren Plan, breits gestern weiter in Richtung Koblenz zu fahren, können wir nicht umsetzen, weil ich mir beim Abbau im stömenden Regen beim Ankoppeln des Wohnwagens eine schmerzhafte Schulterverletzung zuziehe. Vom von der "Muddi" alarmierten DRK-Rettungswagen ins Krankenhaus nach Oberwesel gebracht, werde ich dort am späten Abend mit der Diagnose Verdacht auf Sehnenriss in der rechten Schulter, entlassen. Während sich meine Untersuchung und Behandlung stundenlang hinzieht, fährt die "Muddi" mit dem Zug nach Bacharach zurück und schafft es sogar, mit Unterstützung zweier hilfsbereiter Camper aus Karlsruhe und Moers, unseren Wohnwagen auf einem anderen Stellplatz wieder mit allem drum und dran in Stellung zu bringen. Wegen meiner Verletzung ist nun allerdings unsere Weiter- bzw. Heimfahrt wegen der Gangschalterei im Auto in Frage gestellt. Etwas ratlos ziehen wir den Abbruch unserer Tour mit dem Ergebnis in Erwägung, uns von den Kindern abholen zu lassen.
Nach gut durchschlafener Nacht und einem guten Frühstück entscheiden wir uns, erstmal abzuwarten und unsere Fahrt erst in zwei oder drei Tagen in der Hoffnung auf nachlassende Schulterschmerzen fortzusetzen. Wir versuchen, so gut wie möglich, mit den neuen Bedingungen klar zu kommen und stellen einmal mehr fest, wie gut es ist, sich auch in Extremsituationen aufeinander verlassen zu können. Wettermäßig ist es nach dem gestrigen Regentag auch heute recht regnerisch und dazu noch empfindlich kühl. Wir verbringen den Tag im Wohnwagen, wo uns die Truma-Heizung wohlige Wärme spendet. Am Nachmittag wollten wir dann, sofern es aufhört zu regnen, dem schönen Bacharach zum zweiten Mal einen Besuch abstatten. Leider hat sich das Wetter nicht gebessert, so dass wir uns nach dem Abendbrot mit einem halbtrockenen 2014er Riesling anfreunden.
Verletzungsbedingter Rollentausch
Dienstag, 4. Oktober
Die bereits beschriebene Schulterverletzung hat innerhalb unserer
zweiköpfigen Reisegruppe zu einem Rollentausch in der Aufgabenverteilung auf unserer Reise geführt. Als bisher hauptsächlich für unser leibliches Wohl zuständige Reisebegleiterin hat die Muddi ab
sofort zusätzlich auch noch den Großteil meiner bisherigen Aufgaben übernommen. Dazu gehören u. a. das hoch- und runterkurbeln der Wohnwagenstützen, der Strom- und
Abwasseranschluss sowie die komplette Herstellung der Fahrbereitschaft, wenn es weiter geht. Und weiter geht es heute nach der verletzungsbedingten dreitägigen Aufenthaltsverlängerung auf dem CP
Sonnenstrand in Bacharach. In einer ca. 100 km langen Testetappe fahren wir auf der B 9 rheinabwärts zunächst nach Koblenz und dann weiter durch das wildromantische Lahntahl bis nach Limburg.
Trotz eingeschränkter Bewegungsfreiheit komme ich mit der Gangschalterei gut zurecht. (manchmal auch mit Unterstützung der Beifahrerein......)
In Limburg checken wir kurz vor 13 Uhr auf dem Campingplatz an der Lahn ein und können auch hier einen Platz unmittelbar am Lahnufer belegen. So wie die Muddi unser Camp in Bacharach abgebaut
hat, baut sie es hier wieder auf. Chapeau, kann man da nur sagen. Der Nachmittag ist dem Einkauf in einem örtlichen Supermarkt und der Abend ein bis zwei Schoppen Müller-Thurgau vorbehalten.
Durch Limburgs Altstadt
Mittwoch, 5. Oktober
Für unseren Altstadtbummel durch Limburg zeigt sich das Wetter noch einmal
von seiner schönen Seite. Es ist zwar recht kühl, aber da die Sonne ihre wärmenden Strahlen vom blauen Himmel schickt, ist es ein herrlicher Tag, um durch die Gassen der Altstadt von
Limburg zu schlendern. Von unserem Campingplatz ist es nur ein Katzensprung bis zur Alten Brücke über die Lahn und von dort in die Altstadt. Nachdem wir uns in einer Metzgerei am Kornmarkt mit
Limburger Säckerle mit Zwiebelrahmsoße gestärkt haben, lassen wir uns durch die engen Gassen der Altstadt treiben. Von deren gut erhaltenen Fachwerkhäusern sind wir fast mehr fasziniert, als vom
gewaltigen Dom St. Georg, der hoch über der Stadt das markante Wahrzeichen der Stadt ist. Dem ehemaligen, pompös hergerichteten Bischofsitz eines gewissen Franz-Peter Tebartz van Elzt schenken
wir nur im Vorbeigehen Beachtung.
Gegen 17 Uhr sind wir mehr oder weniger fußlahm wieder zurück im Camp. Nach dem Abendbrot gucken wir bei zwei Schoppen Wein und ein bisschen Knabberkram noch ein bisschen fern und fallen gegen 22
Uhr "stadtbummelmüde" in unsere Betten..
Zwischenstopp im Kellerwald
Donnerstag, 6. Oktober
Auch die zweite Kurzetappe bringt uns nur schlappe 130 km der Heimat näher. Wir verlassen Limburg am frühen Vormittag und fahren zunächst auf der E 49 auf Gießen und von dort aus auf der besonders vom Fernlastverkehr stark frequentierten B 3 auf Kassel zu. Noch vor Kassel fahren wir den Campingplatz Kellerwald bei Jesberg im Schwalm-Eder-Kreis an und beschließen hier eine weitere verletzungsbedingte Pause einzulegen. Die Muddi, inzwischen von der Reisebegleiterein zur Reiseleiterin befördert, hat alles vom Gangschalten und Tanken bis zum Wohnwagenaufbau auf dem kleinen, von Dauercampern geprägten Campingplatz, perfekt im Griff. Am Nachmittag fahren wir mit dem Auto ins benachbarte Bad Wildungen, um noch einige Einkäufe zu tätigen und stoßen am Abend mit einem halbtrockenen Müller-Thurgau darauf an, bis hier her alles so gut bewältigt zu haben. Nun sind es nur noch 250 km bis nach Hause, die wir dann hoffentlich am Sonnabend, nach dem 64. Geburtstag der Reiseleiterin, ohne erneuten Zwischenstopp bewältigen werden.
Die Muddi hat Geburtstag
Freitag, 7. Oktober
Wie schon in den vergangenen Jahren feiern wir auch in diesem Jahr "Muddi"-Petras Geburtstag auf einer Wohnwagen-Tour. Diesmal im uns völlig unbekannten Kellerwald, einem der hessischen Mittelgebirge. Am Nachmittag machen wir uns zur Feier des Tages mal wieder "stadtfein" und düsen mit dem Auto ins 20 km entfernte Bad Wildungen. Auf der Pirsch nach Kaffee und Kuchen werden wir recht schnell im Zentrum der Altstadt fündig und kehren ins Markt-Café ein. Die Location macht einen guten Eindruck und scheint unserem Anlass angemessen. Auch im Kurort Bad Wildungen lohnt sich ein Stadtbummel allemal, zumal sich auch das Wetter von seiner etwas besseren Seite zeigt. Wir spazieren durch die Magistrale der Stadt bis hinunter zum Kurschatten-Brunnen. Den frühen Geburtstagsabend indes lassen wir im 4 km von unserem Campingplatz entfernten Landgasthof "Zum Kellerwald" ausklingen. Dort ist jeden Freitag Schnitzeltag, so dass wir uns in angenehmer Atmosphäre für kleines Geld fantastische Schnitzel-Kreationen servieren lassen. Der schöne Tag findet zu später Stunde nach einer Flasche Müller-Thurgau einen würdigen Abschluss.
Wieder daheim
Sonnabend/Sonntag, 8./9. Oktober
Weil die Schmerzen in der Schulter nach etwa zwei Fahrtstunden doch unangenehm werden, legen wir entgegen unserem Plan, von Jesberg direkt nach Hause zu fahren, nach 175 km in Neustadt (Südharz) eine weitere, allerletzte Pause ein. Die Fahrt bis dahin verläuft auf der A 49 und A7 bis zum Dreieck Drammetal und dann weiter auf der Südharzautobahn A 38 sehr entspannt. Lediglich ab Nordhausen zerrt uns die Navitöse zunächst auf "Schleichwegen" durch die Innenstadt und später über zwei kleine Dörfer auf enger, hügeliger Piste nach Neustadt, anstatt uns auf der B 4 über Ilfeld mit ein paar Kilometern Umweg zum Ziel zu führen. Der zu 80 % von Dauercampern belegte Platz dient uns allerdings nur zu einer Übernachtung, obwohl er sehr reizvoll liegt und uns auch ausstattungsmäßig recht gut gefällt.
Die letzte Etappe führt uns am Sonntagmorgen zunächst bei Sonnenschein auf bekannten Wegen ab Ilfeld auf der B 81 den Harz hinauf und bei Nieselregen die Wendefurter Berge nach Blankenburg wieder hinunter. Gegen Mittag erreichen wir bei recht tristem und kaltem Wetter unseren Heimatort, koppeln den Wohnwagen ab, packen die wichtigsten Utensilien aus und haben nun genug Zeit, die Ereignisse der letzten viereinhalb Wochen sacken zu lassen.